Verhandlungsbeginn in Sachen Diebstahl des „Big Maple Leaf“

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Von Leonie Schulze

17. Januar 2019 – Ein ebenso spektakulärer wie erschreckender Einbruch ging im Frühjahr 2017 weltweit durch die Medien. Die 100 Kilo schwere Goldmünze „Big Maple Leaf“ war in der Nacht zum 27. März 2017 aus dem Bode-Museum in Berlin gestohlen worden. Nun hat vor dem Kriminalgericht Moabit des Berliner Landgerichts der Prozess gegen vier Männer begonnen, die hinter der Tat stecken sollen. Zwölf Termine sind für den Prozess angesetzt. Laut Berliner Morgenpost werden die vier Angeklagten von insgesamt acht Anwälten verteidigt. 

Im Rahmen der Ausstellung „Goldgiganten“ war Big Maple Leaf das erste Mal im Berliner Münzkabinett zu sehen. Foto: UK.

Berüchtigter Clan soll hinter Tat stehen

Die Polizei hatte den Tathergang kurze Zeit nach dem Einbruch weitgehend rekonstruiert. Die MünzenWoche berichtete darüber. In den folgenden fast zwei Jahren konnte in aufwendigen Ermittlungen aussagekräftiges Beweismaterial zusammengetragen werden. In einer Razzia durchsuchten am 12. Juli 2017 über 300 Polizeibeamte 14 Objekte in Berlin und Brandenburg. Dabei wurden die vier Tatverdächtigen festgenommen. Drei von ihnen gehören zur bekannten arabisch-libanesischen Großfamilie R. Der vierte Angeklagte war vor dem Einbruch im Bode-Museum als Wachmann angestellt worden. Er soll die notwendigen Hinweise geliefert haben, die den Einbruch ermöglichten. Alle Verdächtigen wurden nach ihrer Verhaftung wieder frei gelassen.

Von der gestohlenen Münze fehlt bis heute jede Spur. Experten und Staatsanwaltschaft vermuteten, dass sie außer Landes gebracht, eingeschmolzen oder zerkleinert und veräußert wurde. Vier Jahre lang hielt die „Big Maple Leaf“ den Rekord für die schwerste Münze der Welt. Die Prägung, von der insgesamt nur fünf Stücke hergestellt wurden, hat einen Wert von 3,75 Millionen Euro.

Der erste Verhandlungstag

Das Medieninteresse am ersten Verhandlungstag, dem 10. Januar 2019, war groß. Laut Focus sollen knapp 80 Journalisten anwesend gewesen sein. Den vier Angeklagten wird Diebstahl in einem besonders schweren Fall zur Last gelegt. Nach dem Einbruch durch das Fenster eines Umkleideraums und der Zerschlagung der Glasvitrine, sollen sie die Münze über ein Rollbrett aus dem Museum gebracht und anschließend mithilfe einer Schubkarre über Bahntrassen bis zum Fluchtauto gebracht haben. Am Ende des ersten Prozesstages ist darüberhinaus wenig Neues bekannt geworden.

Wie die Berliner Morgenpost berichtete, äußerten die Angeklagten sich selbst am ersten Verhandlungstag nicht zu den Vorwürfen. Einer ihrer Anwälte, Toralf Nöding, warf der Staatsanwaltschaft hingegen vor, keine „durchgreifenden“ Beweise für die Schuld seiner Mandanten vorlegen zu können. Auf einem Überwachungsvideo der S-Bahnhofs Hackescher Markt könne man die Gesichtszüge der mutmaßlichen Täter nicht erkennen. Die Indizien, die in den Ermittlungsakten genannt würden – verfängliche Telefonate und Internetrecherchen, Zettel mit aktuellem Goldpreis und, laut Spiegel, auch Goldpartikel „an Kleidungsstücken, die bei den Angeklagten gefunden worden waren“ – seien unzureichend.

Das Urteil wird Ende März erwartet. Den Angeklagten drohen mehrjährige Haftstrafen. Da drei der vier Angeklagten zur Tatzeit noch keine 21 Jahre alt waren und der Fall deshalb vor der Jugendkammer des Landgerichts verhandelt wird, könnte am Ende das Jugendstrafrecht angewendet werden.

Über den Beginn des Prozesses berichteten u.a. auch Die Zeit und die Berliner Zeitung in Deutschland, sowie BBC und die kanadische National Post im Ausland.