Wörterbuch zur englischen Numismatik

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27. November 2014 – Eine der unterschätztesten Tätigkeiten überhaupt ist das Schreiben von Wörterbüchern. Selbst in Deutschland, wo der Duden in aller Munde ist, wird kaum einer wissen, dass Konrad Duden, sein Schöpfer, ein Vorkämpfer der Volksbildung war, der mit seiner Sammlung von richtig geschriebenen Wörtern allen Menschen das Schreiben leichter machen wollte.
Konrad Duden arbeitete in einer Zeit, in der heiß diskutiert wurde, ob sich in der Rechtschreibung nicht die Sprachgeschichte eines Wortes spiegeln müsse. Er war für eine phonetische Schreibweise, und doch wurde jedes einzelne Wort zu einem Kompromiss, bei dem sich Duden stellvertretend für die folgenden Generationen der Deutschen überlegte, welche Rechtschreibung die richtige sein sollte.

H. E. Manville, Dictionary of English Numismatic Terms. Spink London 2014. 301 S. 21 x 30 cm. Leinen, Fadenheftung. ISBN 978-1-907427-36-7. 45 Pfund.

Warum diese lange Vorrede? Nun, ganz einfach, das Dictionary of English Numismatic Terms einfach nur als „Dictionary“ vorzustellen, wäre viel zu wenig und würde den Charakter der Sache auch nicht annähernd treffen. Es ist viel mehr. Es ist der Versuch, das gesamte Wissen über die britische und irische Numismatik in einem Band von ziemlich genau 300 Seiten zu organisieren.

Verantwortlich für dessen Zusammenstellung ist H. E. Manville, großer Kenner der britischen und irischen Numismatik, der unter anderem für sein Buch „Tokens of the Industrial Revolution“ von der International Association of Professional Numismatists mit deren Buchpreis ausgezeichnet wurde. Er hat nicht nur das „Dictionary of English Numismatic Terms“ verfasst. Dieses ist vielmehr der fünfte und letzte Teil der eindrucksvollen „Encyclopaedia of British and Irish Numismatics“. In drei Bänden wurde dazu eine gewaltige Stoffsammlung zusammengetragen, die aus je einem annotierten Katalog der Auktionskataloge, der archäologischen und numismatischen Zeitschriften und der gedruckten Bücher besteht. Dazu kommt als vierter Band ein biographisches Lexikon. Der letzte Band dieser Enzyklopädie ist nun den numismatischen Fachbegriffen gewidmet.

Womit übrigens das Gebiet bereits abgesteckt ist. Wer hier alle numismatischen Termini Technici erwarten würde, wäre sicher enttäuscht. Aber für die englische Numismatik dürfte es nichts Umfangreicheres geben als diese Sammlung von Wissen.

Nehmen wir ein konkretes Beispiel. Sie kennen das Phänomen, dass zwei Personen auf der gleichen Münze abgebildet sind: Die Büsten sind hintereinander gestaffelt. Aber wie bezeichnet man diese Darstellungsart korrekt auf Englisch? In Katalogen liest man häufig „jugate“ busts, und das ist sicher eine Möglichkeit. Tatsächlich aber kann man diesen Sachverhalt auf drei verschiedene Arten beschreiben. „Jugate“, darin erkennt man noch das lateinische „iugum“, das Joch, in dem zwei Zugtiere gleichberechtigt zusammengespannt sind. Ein anderes, wertfreies Wort wäre „conjoined“. Wenn man nun aber den heraldischen Begriff „accolated“ nachschlägt, erfährt man über die Verwendung dieses Worts Genaueres: „Two persons of unequal status presented facing the same way and overlapping, with the one of higher status in front.“ Im Wort „accolated“ ist also neben der Beschreibung auch noch die Rangordnung der Dargestellten einbegriffen. Wer immer in Zukunft das Wort „accolated“ dem „jugate“ oder „conjoined“ vorziehen wird, der wird dies ganz bewusst tun, um so die Rangfolge zum Ausdruck zu bringen.

Die Kunst des Wörterbuchschreibens erfordert eine feine Kenntnis der Sprache und einen tiefen Einblick in die verschiedenen Facetten eines Gebietes. Der Autor ist sich der Fallstricke seiner Arbeit bewusst, und hat so für die umfassenden Begriffe wie „Anglo-Saxon Coinage“, „Irish Coinage“ oder „Numismatic Literature“ weithin bekannte Gastautoren gebeten, ihren Beitrag zu leisten.

So könnte man zusammenfassend sagen, dass das Dictionary of English Numismatic Terms ein sehr nützliches Buch ist, das man nicht nur in Zweifelsfällen zu einem einzelnen Stichwort konsultieren kann. Wie bei jedem guten Wörterbuch ist schon das Aufschlagen ist eine permanente Verführung, von einem Wort zum anderen zu springen und sich so bei der Lektüre viel Wissen über das beschriebene Gebiet zu erarbeiten.

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