Sylloge Nummorum Sasanidarum – Usbekistan

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von Ursula Kampmann

19. März 2015 – Die Basis der Numismatik ist das Material. Sichere Erkenntnisse sind nur möglich, wenn ausreichend Material zugänglich ist. Aus diesem Grund war die Publikation der Sylloge-Bände zur griechischen Numismatik ein wichtiger Schritt, um den Forschern leicht zugängliches Material zur Verfügung zu stellen.

Larissa Baratova, Nikolaus Schindel, Edvard Rtveladze, Sylloge Nummorum Sasanidarum Usbekistan. Sasanidische Münzen und ihre Imitationen aus Bukhara, Termes und Chaganian. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien, 2012. 199 S., darunter 47 Tafeln, 21,5 x 30,3 cm, Abbildungen in schwarz-weiß, Hardcover. ISBN: 978-3-7001-6945-1. 69 Euro.

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Blick der Numismatik erweitert. Für Forscher besonders interessant sind die relativ unerforschten Randgebiete. Zeit also für neue Sylloge-Bände. Die Numismatische Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften gab 2003 den ersten Band der Sylloge Nummorum Sasanidarum (SNS) heraus. Nach den Sammlungen der Bibliothèque nationale, der Staatlichen Münzen zu Berlin und des Kunsthistorischen Museums in Wien wird aktuell Material präsentiert, an das die Forscher nicht allzu leicht herankommen. Es stammt aus Usbekistan.

Usbekistan, das Land zwischen Kasachstan und Turkmenistan mit den Städten Samarkand und Taschkent, lässt uns eher an 1001 Nacht als an Numismatik denken. Nichtsdestotrotz gab es hier an der Schwelle von der Antike zum Mittelalter eine Münzprägung, deren Umfang wesentlich größer war als in der von der Völkerwanderung heimgesuchten Alten Welt. Die Sasaniden prägten im benachbarten Marw ihre silbernen Drachmen. Sie wurden zum Vorbild für eigene Münzen der zentralasiatischen Stämme und Dynastien. Schwerpunkte gab es in der Sogdiana und bei den Hephtaliten in Tocharistan. Diese Münzen sind eine wichtige Quelle für die Erforschung der Geschichte Zentralasiens. Bis jetzt waren sie nicht oder nur unzureichend publiziert. Der neue Sylloge-Band, der in Zusammenarbeit mit der Institut für Archäologie der Wissenschaften der Republik Usbekistan erschienen ist, macht dieses Material jetzt endlich zugänglich.

Den 647 Münzen auf 47 Tafeln geht ein umfassender Textteil voraus. Er beginnt mit der Forschungsgeschichte und einem Überblick der konsultierten Sammlungen. Es folgt eine ausführliche Diskussion des Materials. Und die ist überaus wichtig. Denn im Gegensatz zu den griechischen oder den römischen Münzen gibt es in der Forschung ja keine bereits feststehende Ordnung des Materials und auch die Zuordnungen sind nicht bis ins letzte geklärt. Was hier publiziert wird, ist der aktuelle Stand der Forschung, die sich derzeit im Fluss befindet, oder wie die Autoren schreiben: „Daher sind Reihung und Deutung, wie wir sie hier vorgenommen haben, ganz dezidiert als vorläufig anzusehen; wir betrachten sie in erster Linie als Diskussionsbeitrag.“

Und als solcher ist dieser Band überaus nützlich. Er vermittelt Wissen über ein numismatisches Gebiet, bei dem die meisten Katalogschreiber kapitulieren. Er gewährt Einblick in eine der spannendsten Phasen der Menschheitsgeschichte, die wir jetzt erst langsam rekonstruieren. Und die Numismatik spielt eine entscheidende Rolle. Es ist ein großes Verdienst der Herausgeber, Michael Alram und Rika Gyselen, dass sie sich dieses oft als Randgebiet abqualifizierten Themas so intensiv widmen.

Bestellt werden kann der Band der Sylloge Nummorum Sasanidarum Usbekistan wie auch alle anderen Bände des SNS auf der Homepage des Verlags der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.