Neue Forschungen zur Münzprägung der römischen Republik

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von Ursula Kampmann

10. August 2017 – Manchmal möchte man meinen, nach 600 Jahren numismatischer Forschung sei alles erschöpft, was man an wissenschaftlichem Zugewinn aus dem reinen Blick auf die Münze erhalten kann. Was für ein Unfug! Gelegentlich braucht es einen Querdenker, der sich eine Münze einmal anders ansieht, und all die Gewissheit löst sich auf in eine Vielzahl an neuen Fragestellungen. Dies geschah, als François de Callataÿ im Jahr 1996 seine umfassende Studie zur Stempelstellung in der griechischen Numismatik vorlegte. Auf einmal hatten diese merkwürdigen kleinen Pfeilchen, die in den alten, ehrwürdigen Auktionskatalogen von Hess-Leu regelmäßig abgedruckt wurden, einen praktischen Sinn für die Forschung. Prägestätten waren nämlich gelegentlich wesentlich konservativer hinsichtlich ihrer Technik – und die drückt sich in der Stempelstellung aus – als in den Themen auf ihren Münzen. Damit kann man die Stempelstellung als Kriterium für den Prägeort heranziehen.

Florian Haymann, Wilhelm Hollstein, Martin Jehne (Hrsg.), Neue Forschungen zur Münzprägung der römischen Republik. Beiträge zum internationalen Kolloquium im Residenzschloss Dresden 19.-21. Juni 2014. Nomismata 8. Dr. Rudolf Habelt Verlag, Bonn 2016. 439 S. mit Abbildungen in Schwarz-Weiß, 25 x 28,5 cm. Hardcover. ISBN: 978-3-7749-4048-2. 83 Euro.

In Callataÿs Nachfolge steht ein Projekt, das die DFG vom 1. August 2012 bis zum 31. Juli 2014 förderte: „Die Bedeutung der Stempelstellung für die Interpretation römisch-republikanischer Münzen – Lokalisierung von Münzstätten, Datierungen, Deutung von Münzbildern.“ Verantwortlich zeichnen Wilhelm Hollstein und Florian Haymann vom Münzkabinett Dresden und Martin Jehne von der Technischen Universität Dresden. Natürlich genehmigte die DFG nicht die volle Stundenzahl. Eine halbe Stelle wurde auf zwei Jahre finanziert. Das war zu wenig. Trotz allen Engagements von Seiten der Initiatoren musste die Auswertung auf die früheste römische Münzprägung vor der Einführung des Denars und die imperatorischen Prägungen beschränkt werden.

Nichtsdestotrotz stellte man im Verlauf ihrer Studie fest, dass die Stempelstellung kaum Neues zur Interpretation der Münzbilder beitragen kann, aber durch die genauere Festlegung des Prägeortes wesentliche Schlussfolgerungen zulässt, für welchen Verwendungszweck und welche Zielgruppe die Münzen angefertigt wurden. 

Zum Abschluss des Projekts luden sie Forscher aus aller Welt ein, nach Dresden zu kommen, um sich hinsichtlich ihrer eigenen Forschungen zu den Münzen der römischen Republik auszutauschen. Die geladenen Referenten lesen sich dabei wie ein Who’s who der europäischen Münzkabinette und der Numismatiker, die sich mit der römischen Republik beschäftigen.

Natürlich drehen sich dabei viele Beiträge um die Auswertung der Stempelstellung, aber man findet darüber hinaus zahlreiche ikonographische und geldgeschichtliche Studien. Wer immer sich wissenschaftlich mit der Münzprägung der römischen Republik beschäftigt, kommt nicht darum herum, einen Blick in den Aufsatzband zu werfen.

Und jeder Münzhändler sollte nach der Lektüre dieses Bandes noch einmal überdenken, ob er die Stempelstellung nicht doch wieder regelmäßig in seinem Katalogtext nennen sollte. Auch wenn wesentliche wissenschaftliche Publikationen dies bis in jüngste Zeit nicht getan haben.

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