Filmgeld führt ins Gefängnis

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Von Leonie Schulze

2. August 2018 – Wie die amerikanische Fachzeitschrift für Film und Fernsehen „Variety“ berichtete, wurden Ende Mai 2018 in Hongkong die Requisitenhersteller Cheung Wai-chuen and Law Yun-lam zu einer viermonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Bereits 2015 waren die beiden wegen des Besitzes von 230.000 gefälschten Banknoten angeklagt worden. Dieses angebliche Falschgeld wurde als Requisite in Filmen benutzt und war auch entsprechend markiert. Die Richterin begründete ihre Entscheidung mit der bestehenden Gefahr, dass jemand das Geld stehlen und in Umlauf bringen könnte. 

Ein Koffer voller Geld kann für einen Regisseur bei Dreharbeiten schnell gefährlich werden.

Die New York Times veröffentlichte hierzu die Erklärung der HK Film Arts Association. Dort hieß es, dass es sich in diesem Fall um eine beispiellose Verurteilung handele, die nicht akzeptierbar sei. Kritisiert wurden vor allem die Gesetze, welche die Filmindustrie regulieren sollen, jedoch zunehmend die Gefahr erhöhen, in juristische Fallen zu tappen. Hongkongs Filmindustrie zeigte sich entsprechend empört und vermutet hinter dieser Entscheidung eine Einflussnahme der chinesischen Regierung. Hongkong ist eine sogenannte „Special Administrative Region of China“ mit eigenem Rechtssystem und unabhängigen Gerichten, doch der politische Einfluss Chinas wird immer wieder spürbar. Der Film „Trivisa“, in dem das oben genannte Requisitengeld eingesetzt worden war, schaffte es in China erst gar nicht in die Kinos: Die Zuschauer hätten auf der Leinwand sehen können, wie Kriminelle chinesische Beamte bestechen.

Die englischsprachige Zeitung The Standard aus Hongkong berichtete ca. drei Wochen nach dem Urteil, dass sich die HK Film Arts Association mit der Polizei, Hongkongs Währungsamt sowie Vertretern der Regierung zusammengesetzt habe. Man wollte die bestehenden Regulierungen klarer formulieren. Wer Banknoten als Requisite herstellt, muss nun einen entsprechenden Antrag samt Vorlage von Beispielexemplaren beim Währungsamt stellen. Erst nach eindeutiger Zustimmung dürfen die Banknoten gedruckt werden. Die HK Film Arts Association zeigte sich zufrieden über die Präzisierung der Vorgaben sowie die erfolgreichen Gespräche mit Regierungsvertretern. Für die Verurteilten hat sich dadurch vorerst nichts geändert.

Nicht nur in China, auch in Hollywood setzt sich die Filmindustrie schnell dem Verdacht der Banknotenfälschung aus. Foto: Seth Cottle auf Unsplash.

Der Verdacht der Banknotenfälschung ist so alt wie die globale Filmindustrie selbst. Und das nicht unbegründet, wie mehrere Fälle in der Vergangenheit zeigten. So versuchten beispielsweise Statisten des Films „Rush Hour 2“ das eigens für diesen Film gedruckte Requisitengeld in Casinos von Las Vegas zu verspielen. Gregg Bilson, CEO der Independent Studio Services, ist verantwortlich für einen Großteil der Geldproduktion der kalifornischen Filmindustrie. Nach dem Rush-Hour-Fall musste er sein gesamtes Inventar an Requisitengeld vernichten. Seitdem verwendet Bilson in seinen Filmen Geldstapel aus Papierstreifen und ein paar wenigen echten Geldscheinen. An die Regelungen des Counterfeit Detection Acts, die vorgeben, dass die in Filmen genutzte Geldscheine deutlich kleiner oder größer als echte Banknoten sein müssen und nur auf einer Seite bedruckt sein dürfen, will er sich nicht halten. Das würde seinem Qualitätsanspruch nicht gerecht werden.

Mehr Informationen zu dem Fall in Hongkong finden sie auf den Seiten des Variety-Magazins und der New York Times. Über das Treffen von Filmmachern und Regierungsvertretern berichtete die Zeitung The Standard. 

Der amerikanische Journalist Fred Reed veröffentlichte 2005 ein Buch über die spannende Geschichte des Requistengeldes (engl. prop money) in Hollywood. Eine detaillierte Rezension finden Sie auf der Internetseite des ANS Magazins.

Um feststellen zu können, ob man Falschgeld in der Hand hat, bedarf es eines geschulten Auges. Leider gibt es den Euro-Blüten-Trainer der deutschen Polizei vorerst nicht mehr. Dennoch finden sich sowohl auf der Internetseite der Polizei als auch bei der Deutschen Bundesbank noch viele hilfreiche Tipps, die es einem ermöglichen sollen, die Sicherheitsmerkmale der Euro-Scheine zu erkennen.