Experimental-archäologisches Keltendorf erhält „Herrinnenhalle“

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25. August 2016 – Das Keltendorf Mitterkirchen wurde 1991 nahe dem Platz einer vorangegangenen archäologischen Ausgrabung einer hallstattzeitlichen Siedlungs- und Begräbnisstätte eröffnet. Es wird von der Marktgemeinde Mitterkirchen, etwa 40 km von Linz entfernt, verwaltet und verfügt aktuell über 20 Gebäude.

Die Experimental-Archäologen des VIAS arbeiten vorrangig mit nachgebildeten Werkzeugen der Eisenzeit. Foto: LEADER Region Perg- Strudengau.

Nun hat der lang ersehnte Bau der Herrinnenhalle in Mitterkirchen begonnen. Das Gebäude stellt einen ersten Schritt zur Umsetzung eines Erweiterungskonzeptes des Freilichtmuseums dar. Mit hallstattzeitlichen Techniken und Werkzeugen wird es während der nächsten drei Jahre weitgehend als archäologisches Experiment unter den Augen der Besucher/innen in die Höhe wachsen.
Die Konstruktion des Hallenhauses fußt aufgrund des unzureichenden Forschungsstandes zur Oberösterreichischen Besiedlungsstruktur dieser Epoche auf Befunden der hallstattzeitlichen Siedlung der Heuneburg in Baden-Württemberg (D). Der Bau bildet mit seiner Grundfläche von 20 x 9m das Hauptgebäude eines rechteckigen Hofes. Die Halle wird eine Giebelhöhe von ca. 8m aufweisen und soll künftig als Veranstaltungsort u.a. für wissenschaftliche Tagungen und Privatfeiern wie zum Beispiel Hochzeiten dienen. Dementsprechend wird auch modernes Equipment eingebaut.

Die Errichtung der Herrinnenhalle soll vom 2016 bis 2018 dauern. Foto: LEADER Region Perg- Strudengau.

Das Grundgerüst der Herrinnenhalle wird aus Eichenstämmen errichtet. Die Blockbohlen, die die Wände des Hauses bilden, werden in Fichte ausgeführt. Der Fußboden des Gebäudes wird aus Lehm hergestellt, bzw. im Bereich der vorgesehenen Bühne aus Holz. Zur Eindeckung des Daches sind Lärchenschindeln vorgesehen.
Die Errichtung des Gebäudes soll sich über drei Jahre erstrecken. 2016 soll das Grundgerüst mit dem Dach erbaut werden. Im zweiten Jahr werden die Wandelemente entstehen und im dritten Jahr erfolgen Innenausstattung und feierliche Eröffnung. Der Bau des Hallenhauses wird gefördert im Rahmen des LEADER-Programmes der Region Perg-Strudengau. Bauträger ist der Verein Keltendorf Mitterkirchen; unterstützt wird das Projekt tatkräftig von der Gemeinde Mitterkirchen, die auch das Freilichtmuseum betreibt. Das Oberösterreichische Landesmuseum zeichnet verantwortlich für die wissenschaftliche Beratung und Begleitung der Bauarbeiten.

Die Herrinnenhalle wird das 21. Gebäude des Keltendorfes Mitterkirchen. Foto: LEADER Region Perg- Strudengau.

Die Arbeiten werden vom international renommierten Holzbau-Experten Wolfgang Lobisser (Vienna Institute of Archaeological Science, VIAS, der Universität Wien) geleitet und von Jutta Leskovar vom Oberösterreichischen Landesmuseum betreut. Der Bau ist der größte eisenzeitliche, den Lobisser in seiner bisherigen Forschungstätigkeit errichtet hat.

„Wir wollen in Experimenten die Leistungsfähigkeit und die Grenzen der keltischen Holzbautraditionen erforschen“, erklärt der österreichische Holzfachmann. Während der Bauzeit, die sich auf mindestens zwei Jahre belaufen dürfte, können Schülergruppen und andere Besucher des Keltendorfes sich vor Ort umfassend über die prähistorischen Bautechniken informieren. Freiwilligen ist es nach Voranmeldung möglich, selbst mit Hand anzulegen.
„Die Herrinnenhalle zeigt einmal mehr, dass das Keltendorf Mitterkirchen stetig wächst, wissenschaftlich immer am Ball bleibt und sich auch immer wieder neu etabliert“, freut sich Jutta Leskovar, der diese Erweiterung seit Jahren ein Herzensanliegen ist. So sei auch gewährleistet, dass das Museum für die zahlreichen Schulklassen, die es jährlich besuchen, weiterhin attraktiv bleibt, gibt Anton Aichinger, der Vorsitzende des Vereins Keltendorf Mitterkirchen zu bedenken: „Unser Angebot war ja immer schon groß, aber dass wir im Keltendorf mit der Herrinnenhalle bald einen Veranstaltungsraum haben werden, den man auch für private Feiern mieten kann, freut mich besonders“.

Die Experimental-Archäologen des VIAS geben Besucherinnen und Besuchern des Keltendorfes Mitterkirchen gerne Auskunft. Foto: LEADER Region Perg- Strudengau.

Errichtet wurde das Keltendorf nahe einer ehemaligen Ausgrabungsstätte, die zwischen 1981 und 1990 unter großem medialem Interesse vom Sammlungsleiter für Ur- und Frühgeschichte des Oberösterreichischen Landesmuseums, dem Archäologen Manfred Pertlwieser, untersucht wurde. Die Ergebnisse dieser Ausgrabungen sind im Keltendorf Mitterkirchen in einem begehbaren Grabhügel präsentiert. Außerdem gibt es in einem dem Eingang vorgelagerten Informationshaus eine Video-Präsentation, die die Besucher/innen umfassend über die archäologischen Hintergründe des international bekannten Fundorts Mitterkirchen informiert.
Die Teileröffnung des zunächst vier Gebäude umfassenden Dorfes erfolgte 1991. Errichtet wurde das Dorf auf Kosten der Marktgemeinde Mitterkirchen im Machland vorwiegend mit Hilfe von rumänischen Flüchtlingen. Seit seinem Bestehen wird das Freilichtmuseum wissenschaftlich betreut durch das oberösterreichische Landesmuseum, heute von Dr. Jutta Leskovar.

Im Keltendorf Mitterkirchen können Jung und Alt an einer Vielzahl von Workshops teilnehmen. Foto: Keltendorf Mitterkirchen.

Im Freilichtmuseum Keltendorf Mitterkirchen können Besucher/innen in die Welt der Hallstattzeit eintauchen. Rund 20 rekonstruierte Gebäude, die hier im Machland seit 1991 entstanden sind und ein umfangreiches Workshop- und Vermittlungsprogramm ermöglichen eine Zeitreise in das Leben vor 2700 Jahren, bei der alle Sinne angesprochen werden.

Das Keltendorf Mitterkirchen bietet ein umfassendes Programm für Schulklassen an. Foto: Keltendorf Mitterkirchen.

Das Vermittlungsprogramm wird vor allem von Schulklassen genutzt, die im Keltendorf Mitterkirchen unter fachkundiger Anleitung töpfern, Fladenbrot backen, weben und spinnen sowie Blockhütten bauen können. Auch Metallarbeiten und Bogenbauen werden angeboten.

Das Keltendorf Mitterkirchen feiert heuer sein 25jähriges Bestehen. Foto: Keltendorf Mitterkirchen.

Ein regelmäßiges Highlight ist seit dem Jahr 2011 die zweiwöchige Veranstaltung „Prunkwagen und Hirsebrei“, während der das Keltendorf von Experimental-Archäologinnen und -Archäologen bewohnt wird. Besucher können in dieser Zeit die Spezialisten dabei beobachten, wie sie so authentisch wie möglich das Leben der Hallstattzeit nachstellen.
Über das reguläre Programm hinaus bietet das Keltendorf Mitterkirchen im Jubiläumsjahr ein umfangreiches Workshop-Programm an, das von renommierten österreichischen Experimental-Archäologinnen und -Archäologen geleitet wird. Hier werden prähistorische Techniken wie Geweih- und Knochenschnitzen, Bogenschnitzen, Glasperlenherstellung und vieles mehr nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen an ein breites Zielpublikum vermittelt. 

Das Keltendorf Mitterkirchen im Machland lockt seit 1991 Besucherinnen in die Region. Foto: LEADER Region Perg- Strudengau.

Mit dem Bau der Herrinnenhalle werden die ersten Schritte zur Umsetzung eines größeren Erweiterungskonzeptes des Freilichtmuseums im Machland gesetzt. Zum bisherigen Areal wurde seitens der Gemeinde eine weitere Fläche hinzugewonnen, auf der neben dem Großbau in weiterer Folge, nach Maßgabe der Finanzierungsmöglichkeiten, ein modernes Museumsgebäude sowie eine neue Gastronomie entstehen soll. Das Keltendorf ist von 15. April bis 31. Oktober täglich zwischen 9 und 17 Uhr geöffnet. Zum Keltendorf gehört eine Jausenstation.

Gegen Voranmeldung können verschiedene Kurse und Workshops gebucht werden. Informationen hierzu finden Sie auf der Seite des Keltendorfs Mitterkirchen.

Über den Bau der Herrinnenhalle und die Geschehnisse im Keltendorf informiert ausführlich der Blog Medionemeton.

Und das ist die Seite des beteiligten VIAS – Vienna Institute für Archaeological Science.