Ein Deutscher auf dem britischen Thron: Georg I.


mit freundlicher Genehmigung von Barbara Balz / World Money Fair

Im Sommer des Jahres 1720 platzte die Spekulationsblase. Die South Sea Company hatte lukrative Gewinne versprochen. Der Wert dieser Aktien stieg schnell ins Unermessliche; auch Lords und König Georg I. kauften. Doch die Gesellschaft machte keinen Gewinn. Ihr Zusammenbruch führte zum Ruin ehemals betuchter Aristokraten. Der König aber hatte rechtzeitig verkauft und dabei sogar Gewinne gemacht. Beliebt wurde er bei seinen Untertanen dadurch natürlich nicht. Strahlender Retter war ein anderer: Sir Robert Walpole sanierte den zerrütteten englischen Haushalt und wurde dadurch für König Georg I. zu einem echten Konkurrenten um die Macht.

Georg I. (1714-1727). Guinea 1726, London. Seaby 3633. Aus Auktion Künker 139 (2008), 7575.

Auf dieser Goldguinee ist selbstverständlich der Souverän Englands abgebildet: König Georg I. Auf dem wallenden, lockigen Haar sitzt der Macht verkündende Lorbeerkranz. Neben den britischen Wappen auf der Rückseite allerdings lässt die abgekürzte Beischrift aufhorchen: „Herzog von Braunschweig-Lüneburg, Erzschatzmeister und Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches“! Tatsächlich stammte der englische König aus dem deutschen Hannover. Königin Anne hatte ihn zum Nachfolger ernannt und dabei die katholischen Stuarts übergangen. Natürlich waren die Engländer über den Ausländer nicht glücklich, aber die Alternative, einen katholischen König zu bekommen, war noch unbeliebter.

Doch Georgs Lebensführung rief im protestantischen England Kritik hervor. Der König brachte schon bei seinem Antrittsbesuch seine Geliebte mit. Die Ehe mit seiner Frau hatte er auflösen lassen. Dazu reiste der neue König ständig in seine Heimat. Auch wenn heute erwiesen ist, daß er vier Sprachen beherrschte – Latein, Französisch, Italienisch und Englisch – hält sich hartnäckig das Gerücht, dass er die Sprache seiner Untertanen nie lernte. Dazu kam ein Streit mit seinem eigenen Nachfolger, Georg August.

Kein Wunder, daß der Gegenkönig der Stuarts, Jakob III., es immer wieder wagen konnte, die englischen Untertanen zum Aufstand aufzustacheln.

Englands Premierminister Sir Robert Walpole. Aus der Werkstatt von Jean-Baptiste van Loo, 1740. Quelle: Wikipedia.

Der Zusammenbruch der South Sea Company kostete den König endgültig die Alleinherrschaft. Er wurde gezwungen, das Amt eines Premierministers zu schaffen, wobei diese Bezeichnung übrigens erst 1730 üblich wurde. Sir Robert Walpole war der erste Amtsinhaber. Ihm gelang es, den König aus der Regierung zu drängen. Fortan waren es nicht mehr die Könige, sondern die Premierminister, die die Politik Englands gestalten sollten.

Der deutsche König von England starb 1727, nicht in England, sondern in Osnabrück bei einem Besuch seiner alten Heimat.

Dieser Artikel entstand für den Katalog der World Money Fair 2012 mit dem Ehrengast Großbritannien. Mehr zur World Money Fair 2012 lesen Sie hier.