Die Wirtschaft Spartas

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von Ursula Kampmann

28. Mai 2015 – Es gibt nicht viel, was so geheimnisvoll erscheint wie das Wirtschaftsleben der Spartaner. Da raunt man von jenen mysteriösen Eisenspießen, die dem griechischen Kleingeld seinen Namen gaben und darüber, dass in Sparta das Geld grundsätzlich verboten gewesen sei, um die Gleichheit der Gleichen nicht zu untergraben. Lukas Thommen, der große Kenner der spartanischen Geschichte, legt nun nach seiner Habilitation über die Verfassungs- und Sozialgeschichte Spartas eine ergänzende Wirtschaftsgeschichte vor, die mit dem Mythos aufräumt. Alles war nicht so herausragend, nicht ganz so besonders, wie man immer gedacht hat …

Lukas Thommen, Die Wirtschaft Spartas. Franz Steiner Verlag, Stuttgart, 2014. 191 S. 15,7 x 23,5 cm. Hardcover. ISBN: 978-3-515-10675-7. 39 Euro.

Fangen wir an mit dem Geld, bei dem Sparta anscheinend eine Sonderrolle spielt. Denn eine Münzprägung der Spartaner gibt es erst ab hellenistischer Zeit. Tatsächlich kam über die Hälfte aller griechischen Städte ohne Münzen aus. Und Sparta gehörte eben zu der nicht prägenden Hälfte. Dass es nichtsdestotrotz Münzen und Geld in Sparta gegeben haben muss, kann man daraus schließen, dass die Beiträge zu den spartanischen Gemeinschaftsessen in Geld eingezogen wurden. Und dass immer wieder Bestechung vorkam. Anscheinend beruht der Mythos der spartanischen Geldlosigkeit auf einem Verbot, das im Jahre 404 v. Chr. am Ende des Peloponnesischen Krieges erlassen wurde. Um Gold und Silber für die Staatskasse zu reservieren, wurde der private Besitz verboten. Ein Verbot, das sicher bereits wieder 382 hinfällig war – in diesem Jahr wurden Geldstrafen ausgesprochen, für die der Geldumlauf eine Voraussetzung war.

Sparta war also – zumindest in wirtschaftlicher Hinsicht – also gar nicht so besonders. Und dennoch ist es spannend zu lesen, wie genau die Wirtschaft der großen Gegenspielerin Athens funktionierte. Lukas Thommen lässt zuerst die verschiedenen sozialen Schichten aufmarschieren und untersucht deren Bedeutung für das Wirtschaftsleben, Spartiaten und Periöken, Söldner und Armee, Sklaven und Heloten. Es wirft danach einen Blick auf die bedeutendsten Produkte des Landes aus Landwirtschaft und Handwerk. Wer hätte gedacht, dass Sparta zu den wichtigen Erzeugern der Purpurfarbe gehörte und in Sparta prachtvolle Purpurgewänder hergestellt wurden? Es folgt das ausführliche Kapitel zur Finanzwirtschaft, ehe der Autor kurz die sich wandelnden Verhältnisse durch die Geschichte verfolgt, von archaischer bis in römische Zeit.

Interessant ist dabei die Form der Darstellung, die Thommen wählt. Nach der ausführlichen Behandlung eines Themas, z. B. zur Rolle der Beute im Einkommen von Staat und Privatleuten, folgt in einem Appendix eine Zusammenstellung der wichtigsten Quellen mit einer kurzen Inhaltsangabe, also in diesem Fall eine Aufstellung nach Jahren, wer wann wie viel Beute in welchem Wert machte und was damit geschah.

Alles in allem kann man über diese Wirtschaftsgeschichte Spartas zusammenfassend sagen, dass es bereichernd ist, sie zu lesen. Der historische Hintergrund gibt uns eigentlich erst die Basis, auf der wir die Münzen verstehen können. Und hin und wieder sollte man sich darüber bewusst werden, dass im antiken Griechenland eine Stadt monetarisiert sein konnte, auch ohne dass sie eigene Münzen prägte.