Der gute alte Pfennig

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von Angela und Reiner Graff

11. Januar 2017 – Einige Erinnerungen, Fakten und Gedanken an die Zeit, als man den Pfennig noch akzeptierte und tatsächlich als richtiges Geldstück ansah, möchten wir Ihnen bunt gemixt servieren. Aber ist das wirklich schon so lange her, dass man mit Pfennigen bezahlte? Der Pfennig hat eine lange Geschichte, und betrachtet man es genau, mischte er auch fast überall mit. Auf einem Trödelmarkt kamen wir unlängst an einem alten Buch über den Pfennig nicht vorbei, wir blätterten darin und bezahlten das im Jahr 1845 verfasste „Pfenning-Cabinet“ mit Euro.

1 Pfennig Sachsen 1776. Foto: Angela und Reiner Graff.

Sein Verfasser Joseph Rudolph Schuegraf versuchte auf eine interessante Art, dem Leser einige Einblicke in die damals schon weit zurückreichende Geschichte des Pfennigs zu geben.

Viele Namen und doch Pfennig

In dieser Zeit hatte der Pfennig schon die verschiedensten Formen gehabt, er war eckig, später rund, er war dick und später dünn. Pfennige waren einmal schwer und einmal leicht. Sogar die alten Angelsachsen nannten das Stück Metall gleichfalls „Pennig“ oder „Penig“, bald „Penning“ oder „Pening“, später auch „Penec“ und „Peneg“, bis sich dort schließlich „Penny“ und „Pence“ durchsetzten. Die Schweden benutzten lange Zeit die Bezeichnung „Penningar“. Es gab einst Pfennige die so dünn waren, dass das Prägeeisen meist eine Höhlung in sie drückte, und es daher unmöglich war, auch auf der anderen Seite ein Gepräge anzubringen. Die Vielfalt dieses Stücks, des Pfennigs, ist auch noch heute faszinierend. Und damit nicht genug: Es gab in der Geschichte die unterschiedlichsten Benennungen von Pfennigen. Da diese Namen heute oft unbekannt und seit einer Ewigkeit nicht mehr im Gebrauch sind, sollen hier einige aufgezählt und erklärt werden. Dabei haben wir die alten Erklärungen übernommen und nur dort erläuternd „eingegriffen“, wo wir es für unbedingt nötig hielten. Folgen Sie uns also zurück in das Jahr 1845.

1 Pfennig Deutsches Kaiserreich 1876. Foto: Angela und Reiner Graff.

Aufschlagpfennige

Sie kommen schon in alten Manuskripten vor und werden dort genannt als Aufschlag auf Wein und Bier. Es waren gewöhnlich 15 Pfennige vom Eimer.

Badpfennige

Waren einst für den Zweck der Reinigung gedacht. Sie wurden von Klöstern schon in der Vorzeit ihren Arbeitern während der Ernte gegeben, damit sie sich durch ein Bad vom Schweiße reinigen konnten. Manchmal wurden die Badpfennige aber auch als Trink- oder Spielpfennige benutzt.

Bergepfennige

Sind der Lohn, welchen die Küstenbewohner an den von ihnen geborgenen gestrandeten Gütern zu fordern haben. Ein gesetzlicher Antheil also, der sich aus dem Strand- oder Grundruhrrecht der älteren Zeit noch fortgebildet und erhalten hat. Zitat Hamburger Stadtrecht: „Wofern aber Jedermann schiffbrüchig Gut zufällig an des Schiffes Boort getrieben käme, so soll ihm der zwanzigste Pfennig allein davon bezahlt werden.“

Böspfennige

Nennen die Schweizer schlechte Münzsorten, jedes Geld, das nichts werth, oder keinen „Pfenning nutz“ ist.

1 Pfennig Gutschein 1917. Foto: Angela und Reiner Graff.

Brücken- und Kasernpfennige

Waren vormals in Bayern eingeführt, um Brücken und Kasernen bauen und restaurieren zu können, und waren eine außerordentliche Auflage auf das Bier, im Gegensatze zu dem landschaftlichen Anschlage. Im XII. Fach des neueröffneten Groschen-Kabinets von Joh. Gottl. Böhmen, Leipzig und Zülichau 1765, wird S. 247 behauptet, dass Markgraf Heinrich der Erlauchte bei Erbauung der Elbbrücke zu Dresden eine Art Blechpfennige mit dem landsbergischen Wappen habe ausmünzen lassen, die damals zu Lohne gereicht, und deshalb „Brückenpfennige“ genannt wurden. Sie waren von gutem Silber ohne einigen Zusatz, aber ganz dünn.

B’schaupfennige

Waren Geschenke, welche man herkömmlich denjenigen machte, die das grundherrliche Beschaurecht ausübten und den Zustand der Felder kurz vor der Ernte beschauten, um danach die Summer der Verstiftungen ermessen zu können. Ganz früher gab es dazu für die Beschauer ein Mittagsmahl (B’schaumahl); allein, was anfänglich freier Wille und Ehre war, wuchs zur Selbstverständlichkeit und zuletzt zur Schuldigkeit. Man verwandelte das „B’schaumahl“ in „B’schaupfennige“.

1 Fenig Königreich Polen 1918. Foto: Angela und Reiner Graff.

Büchsenpfenninge

Nach churfürstlicher bayerischen Verordnung von 1784, musste im Bergbau jeder Schichtmeister von seinen ihm anbefohlenen Zechen allen unterhabenen Arbeitern lohntäglich von jedem empfangenen Gulden, einen Kreuzer in die Bruderbüchse (Knappschaftsbüchse) abziehen und sie quartaliter verrechnen. Von diesen Büchsenpfennigen soll daher den armen, schadhaften und alten Bergleuten, oder ihren Witwen und Kindern ein billiges Almosen oder Gnadengeld gereicht werden.

Dangelpfennige

Der Dorfschmied erhielt den „Dangelpfennig“ in Form von Dangelgetreide und Dangelkorn, dafür musste er während der Erntezeit unentgeltlich die Pflugschaare und Sensen dangeln (dengeln, schärfen).

Dingpfennige

Wurden Dienstboten aufgenommen (gedungen von dingen), musste ihnen das Darangeld oder auch der „Dingpfennig“ bezahlt werden.

1 Penny Großbritannien 1919. Foto: Angela und Reiner Graff.

Doppelpfennig

Ist das heutige 2 Pfennigstück; sonst Plappert, Plaphart, oder auch Zwairinge genannt. Im Jahre 1535 hielt der weiße Doppelpfennig 5 Häller.

Einbußpfennige

So wurden von den Leuten gewöhnlich die in Reserve aufbewahrten Kreuzer oder Gulden genannt, die man in den Zeiten der Noth zusetzen, auch zubrocken kann. Öfters wurden diese auch „Einbrockpfenninge“ benannt.

Fleischpfennige

Die Benennung Fleischpfennig (Fleischsteuer) begegnet man in alten Urkunden öfters und bedeutet den heut zu Tag nur zu gut bekannten Fleischaufschlag, ein Umgeld, dass auf alles in einer Stadt geschlachtete oder vom Land hereingebrachte Fleisch bezahlt werden muss.

1 Rentenpfennig Deutschland 1923. Foto: Angela und Reiner Graff.

Flitterpfennige

Unter Flitter versteht man wohl überhaupt nur Dinge, die zwar wie Gold glänzen, aber eher wertlos sind. Im Lande Braunschweig nannte man eine Münze vom geringen Werthe: ein Flitterchen, auch Flittrichen.

Gartenpfennige

Waren jedenfalls Grundzinse, welche auf Gärten gelegt, und den Stiftern oder Kirchen gegeben werden mussten. Man hieß vor Zeiten jedes im Freien liegende und mit Gemüse bebaute Feld einen Garten, von garten = einzäunen, verwandt mit hortus, und dem romanischen Gaarder, Garder, im altdeutschen: Hort. Abgaben die darauf hafteten, hießen Gartenpfennige.

Goldpfennige

So nannte man goldene Denk- und Schaumünzen, mit welchen Kaiser, Könige und Fürsten die treuen Städte, auch Personen für geleistete Dienste belohnten. So belohnte Kurfürst Karl VII. die Stadt Straubing wegen ihrer in dem östreich. Erbfolgekriege von 1742 bewiesene Tapferkeit mit einem auf 130 fl. Geschätzten goldnen Pfennige (Medaille).

1 Reichspfennig 1925. Foto: Angela und Reiner Graff.

Handpfennige

Sie werden auch „Schlüsselpfennige“ genannt und sind das Stück Geld, das beim Verkaufen von Häusern der Ehefrau oder den Töchtern des Verkäufers als Recognition (Anerkennung) des Kaufgeschäfts bezahlt werden.

Kammerpfennige

Auch Kammerziller genannt, sind die regelmäßige ordentliche Steuer, die zur Unterhaltung des Reichskammergerichtes erhoben wurden.

Kirchtagpfennige

War eine Art Schulgeld, Besoldung für den Schulmeister und Lehrer. In der oberpfälzischen Stadt Nabburg musste nach der Schulmeisterordnung von 1480 ein jeder Schüler drei „Ausschlagpfennige“ geben, einen zu Ostern, einen zu Pfingsten und einen zu Weihnachten. Weiter heißt es: „An den Jahrmärkten gebührt dem Schullehrer von jedem Schüler ein Kirchtag-Pfennig“.

1 Pfennig Danzig 1937. Foto: Angela und Reiner Graff.

Kupferpfennige

Sind aus Kupfer geprägte und den vierten Theil eines Silberkreuzers ausmachende Münzen. Sie wurden so genannt, damit man sie von den übrigen damals üblichen silbernen Pfennigen unterscheiden konnte. Bekanntlich hatte der Häller (Heller) vor mehreren hundert Jahren, weil er noch mit Silber legiert war, einen höheren Werth, als oft ein Pfennig der späteren Jahre. Als er seines Silberschmuckes beraubt, immer tiefer im Wert sank, ja zuletzt selbst aus Kupfer geprägt wurde, drückte er selbst seine Schmerzen gegen den Pfenning in folgenden jammervollen Reim aus:

„Bereits vor mehr als hundert Jahren,
Massen man in der Prob erfahren,
War ich noch wohl so silberreich,
Das der Pfenning mir jetzt kaum gleich;
Darum mir dann des Münzers Hand
Abgezog’n mein edel Gewand,
Und den Pfenning damit begleidt,
Das der Bettler jetzt nach ihm schrei’t;
Hergegen meiner groß nicht acht,
Weil bloß ich wird‘ aus Kupfer gemacht!“
(1683)

Meßpfennige

So nannte man das Geld, welches man während der heiligen Messe im Klingelbeutel sammelte. Später wurde von Opferpfennige gesprochen. Hans Sachs spricht in seiner „Wittenberg’schen Nachtigall“ davon: „Vier Opfer muß man den Geistlichen auch reichen, Und den Meßpfennig desgeleichen.“

Mutterpfennige

Wie manches Kind freut sich der blanken Mutterpfennige, die es in der Sparbüchse hat!

1 Reichspfennig 1938. Foto: Angela und Reiner Graff.

Nothpfennige

Man heißt sie auch Haderl- und Büchselgeld. Die besorgten Mütter verstecken, wie bekannt, so gerne ihre vom Munde sich abgesparten Kreuzer in alte Hadern (Lappen, Lumpen) und alten Strümpfen. Gerichtspersonen, denen die Inventuren solcher verstorbener Landleute obliegen, fragen und forschen, je nachdem sie sichere Kunde eingeholt, vor allem nach diesem, meistens unter den Strohsäcken verborgenen Haderlgeld.

Pfützenpfennige

So wurde im Volk der Geldbetrag genannt, welcher zu entrichten war, um eine kleine Brücke oder Steg zu überqueren. Diese Benennung für den Brückenzoll ist nur allein im Sächsischen herkömmlich; in Bayern sagt man jedoch zur Zeit, auch zum Umgeld (Steuer) vom Bier „Pfützenpfennig“.

Rauchpfennige

Sind Grundzinse, die von jedem Rauchfange (Schornstein) von jeder Haushaltung zu gewissen heiligen Zeiten, zum Beispiel der „Rauchnächte“ den Vogt- oder andern Herren bezahlt werden mussten. Im Würzburgischen nennt man diese Abgabe auch „Rauchpfand“ oder auch „Rauchhuhn“.
(Als „Rauchnächte“ oder auch „Rauhnächte“ bezeichnet man die zwölf Nächte vom 25. Dezember bis zum 6. Januar In diesen Nächten ziehen sich im Volksglauben die stürmischen Mächte der Mittwinterzeit wieder zurück.)

1 Pfennig DDR 1953. Foto: Angela und Reiner Graff.

Saalpfennige

Diesen Zins musste derjenige bezahlen, der ein Gut geschenkt bekam oder auch kaufte. Derjenige, welcher dann den Käufer im Gut einwies und zum Zeichen des ihm rechtlich übergebenen Gutes, bekam die Saalpfennige. Die Übergeber und Einweiser wurden daher auch „Saalmänner“ genannt.

Schwarze Pfennige

Sie kamen zu Anfang des XIV. Jahrhunderts in Bayern zum Vorschein. Sie waren nur auf einer Seite geprägt und wurden deshalb, weil sie nicht gesotten wurden, die schwarzen Pfennige genannt.

1 Pfennig Deutschland 1969 F. Foto: Angela und Reiner Graff.

Spielpfennige

In den Klöstern war es ehedem gebräuchlich, an die Singknaben zu den Zeiten der Fastnacht „Spielpfennige“ (meist ausgemustertes ungültiges Geld von Groschen und Kreuzern) zu vertheilen. Manchmal versteht man unter den „Spielpfennigen“ auch die sogenannten „Tantes“ (von lat. tantum = so viel) Spielmarken.

Teufelspfennige

(Diabolus rotae romanae) sind eine Abgabe, welche an den Klerus (Angehörige des geistigen Standes) zu zahlen waren. Wegen der lästigen Besteuerung nannte man die Abgabe auch „Teufelspfennige“. Folgender Spruch war im Volke bekannt:

„Da zahlt nun jeder Passagier
Will er hier anders weiter,
Zwei Pfennige als Mautgebühr
Dem Seelenüberreiter,
Der da ihn visitieren muß,
Und darum auch Diabolus
Romanae rotae heißet.“

Zaumpfennige

Ist das Geld, welches von dem Käufer eines Pferdes, oder irgendeines Tieres, dem Überbringer desselben überreicht wird, als Zeichen, dass hiermit die Übergabe geschehen, und das Geschäft geschlossen sei. Es wird auch „Halftergeld“ genannt.

1 Pfennig DDR 1989. Foto: Angela und Reiner Graff.

Wir denken lieber Leser, unser guter alte Pfennig wird uns in den Gedanken und in unserer Sprache auch noch weitere Jahre begleiten, und das soll er auch. Dieses kleine Geldstück hat uns lange begleitet, und ein Abschied muss ja nicht immer zwangsläufig ein Abschied für immer bedeuten. Auch im Euro-Zeitalter wird uns der Pfennig immer wieder begegnen.

Erst kürzlich kam uns wieder ein Lied in den Sinn, welches wir so oft als Kinder im Radio gehört hatten. Jeden Samstag um 8:45 Uhr liefen bei uns im Kinderradio die Geschichten vom „Kleinen Pfennig“. Dabei sang am Schluss der Kleine Pfennig selbst über sich:

„Kleiner Pfennig heiße ich.
Alle Kinder kennen mich.
Rund bin ich und blitzeblank,
immer lustig niemals krank,
und die Eins auf meinem Bauch,
Kinder, die kennt ihr doch auch.

Tick tack mahnt die große Uhr,
sagt mir doch, was will sie nur?
Kleiner Pfennig weiß Bescheid,
ich muss fort, es ist so weit.
Macht der Zeiger seinen Schritt,
schlägt es Neun, zählt alle mit!“