„Das Gold des Kaisers“ im Wiener Münzkabinett

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13. Oktober 2016 – Das Wiener Münzkabinett präsentiert anlässlich der 125-Jahrfeier des Kunsthistorischen Museums in einer Sonderausstellung bis zum 5. März 2017 ausgewählte Goldstücke des kaiserlichen Numophylaciums, wie die Münzsammlung des Kaisers auch genannt wurde.

Sog. Mnaion (entspricht 100 Silberdrachmen), Ptolemaios II. Philadelphos für Arsinoe II. geprägt zw. 253-246 v. Chr. in Ägypten. Achtfache Golddrachme = 100 Silberdrachmen (27,95 g). Inv.-Nr. GR 23513, Dm. 27,95 mm. © KHM-Museumsverband.

Bekannt für seine Größe, Qualität und die Seltenheit der Münzen, verdankt die weltberühmte Sammlung ihren Ruhm Generationen österreichischer Herrscher, die sich als leidenschaftliche Sammlerpersönlichkeiten erwiesen.

Lade mit böhmischen Goldmünzen der Kaiser Rudolf II. (reg. 1576-1612) und Mathias (reg. 1608/12-1619). © KHM-Museumsverband.

Von Goldmünzen des täglichen Geldumlaufs hin zu wahren Goldgiganten – einzigartigen Sonderprägungen, die der Kaiser für repräsentative Zwecke in Auftrag gab – und Prunkmedaillen, die als Geschenke ausschließlich für die Kaiser angefertigt wurden, widmet sich die Ausstellung der bemerkenswerten Bandbreite historischer Goldprägungen und beleuchtet „das Gold des Kaisers“ in allen seinen glanzvollen Facetten.

36-facher Solidus des Valens (reg. 364-378), 1763 in Ungarn in der Donau gefunden, geprägt zw. 364-367 in Rom. Rs: Die beiden Kaiser Valentinian I. und Valens frontal thronend (178,9 g). Inv.-Nr. RÖ 32473, Dm. 178,9 mm. © KHM-Museumsverband.

Von der Antike bis zur Moderne

Als mit Abstand wertvollstes Metall besaß Gold bereits in der Antike eine enorme Wichtigkeit für Handel und Wirtschaft. Neben regulären Goldmünzen gab es bereits früh überschwere Mehrfach-Münzwerte, sog. Multipla. Diese repräsentieren nicht nur sehr hohe Geldwerte, häufig zeigen sie auch speziell ausgewählte und aufgrund ihrer Größe selbstverständlich auch detailreiche Bilder, was darauf hindeutet, dass sie zum Teil als Geschenke für hohe Würdenträger gedacht waren.

Prunkmedaille auf die Zusammenkunft Kaiser Franz I. Stephans mit Landgraf Ludwig VIII. Medailleur: Anton Schaeffer (1722-1799). Landgrafschaft Hessen-Darmstadt: Ludwig VIII. (reg. 1739-1768), 1764. 100 Dukaten (348,97 g). Inv.-Nr. 80bBeta, Dm. 90,2 mm. © KHM-Museumsverband.

Prunkmedaillen

Ein Highlight der Ausstellung bilden die Prunkmedaillen. Da sich im Laufe der Zeit immer weitere Kreise des Mediums der Medaille bedienten, konnte der Bedeutung herausragender Empfänger eben nur durch die Ausfertigung von Prunkmedaillen entsprochen werden. Diese ragen durch ihre ungewöhnliche Größe, ihr hohes Gewicht und die reichliche Verwendung von Edelmetall markant heraus. Sie wurden in nur wenigen, manchmal gar nur in einem einzigen Exemplar angefertigt und in der Regel dem Herrscher oder anderen hochrangigen Persönlichkeiten gewidmet, wodurch ihre Einmaligkeit geradezu Erfordernis war.

Huldigungsmedaille der Stadt Wien auf das 50-jährige Jubiläum des Regierungsantritts von Franz Joseph I. Medailleur Anton Scharff (1845-1903). Guss und Gravur Karl Waschmann, 1898. Guss, aus zwei Hälften zusammengesetzt, 115. Dukaten (404 g). Inv.-Nr. 140777, Dm. 136,5 mm. © KHM-Museumsverband.

Einen Höhepunkt dieses zumindest über fünf Jahrhunderte gewachsenen Sammlungsteils bildet die offizielle Huldigungsmedaille der Stadt Wien zum 60-jährigen Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josephs (reg. 1848-1916) am 2. Dezember 1908 (Vitrine 5). Es handelt sich dabei um eine Medaille von sehr flachem Relief, die also ganz im Stil jener Zeit gehalten ist. Die Stadt Wien veranstaltete dafür einen Wettbewerb unter geladenen Künstlern, den schließlich der Wiener Medailleur Ludwig Hujer gewann. Es wurde lediglich eine einzige Goldmedaille angefertigt und dem Kaiser am 30. November 1908 von einer Abordnung des Gemeinderates unter der Führung von Bürgermeister Lueger überreicht. Das Stück wurde kurz darauf vom Kaiser dem Münzkabinett übergeben und bildet seit damals den Mittelpunkt dieses Sammlungsteils.

Goldmedaillon nach dem Vorbild des Valens aus dem Fund von Szilágysomlyó (Siebenbürgen). Vs: Brustbild des Valens (reg. 364-378) (412,47 g). Inv.-Nr. RÖ 32481, Dm. 98 mm. © KHM-Museumsverband.

Schatzfunde

Die meisten der antiken Multipla, also den Vielfachen gängiger Münzwerte, stammen aus spektakulären Schatzfunden, darunter wahre Goldgiganten. Der wohl bedeutendste Fund spätantiker Goldmünzen ist jener aus Szilágysomlyó in Siebenbürgen (Rumänien), der 1797 angekauft wurde. Er enthielt unter anderem den größten je bekannt gewordenen Goldmedaillon der Antike, der über 400 Gramm wiegt.

Fünffacher Aureus des Carus und Carinus aus dem Fund von Petrijanec (Kroatien) geprägt 283 in Sisicia (Kroatien) (27,48 g). Inv.-Nr. RÖ 32467, Dm. 98 mm. © KHM-Museumsverband.

Weiters werden zu Schmuckstücken umgearbeitete Goldmünzen aus dem 1805 geborgenen Fund von Petrijanec (Kroatien) gezeigt sowie zwei spätantike Goldbarren aus dem 1887 entdeckten Fund von Czófalva (Rumänien).

Goldbarren aus dem Fund von Czófalva (Siebenbürgen) hergestellt um 379 n. Chr., wohl in Sirmium (Serbien) (499,86 g). Inv.-Nr. RÖ 37443, Dm. 174 x 23 mm. © KHM-Museumsverband.

Letztere kamen 1906 über die Sammlung des Barons Karl Bachofen von Echt als Geschenk in die kaiserliche Sammlung.

Johann Zoffani (1733-1810), Herzog Franz Stephan I. von Lothringen (1708-1765), 1776/77. Leinwand 232 x 149 cm. © KHM-Museumsverband.

Sammlerpersönlichkeiten

Bereits um 1800 galt das Wiener Münzkabinett neben jenem von Paris unbestritten als die bedeutendste Münzsammlung Europas. Der Bestand an modernen Münzen und Medaillen wurde überhaupt als einzigartig angesehen. Die Sammlung wird bis heute von zwei Sammlerpersönlichkeiten geprägt: Einerseits Kaiser Karl VI. (reg. 1711-1740) und andererseits Kaiser Franz I. Stephan (reg. 1745-1765). Ersterer sammelte vor allem Medaillen.

Halbmondförmige Klippe. Haus Österreich, Leopold I. (reg. 1658-1705), geprägt in Klausenburg, 1694. 10 Dukaten (34,77 g). Inv.-Nr. 807bAlpha, Dm. 45,9 mm. © KHM-Museumsverband.

Letzterer brachte eine neue Facette in die kaiserliche Münzsammelpolitik. Er legte sein Hauptaugenmerk auf damals moderne Prägungen und schuf eine Sammlung, deren Reichtum einzigartig in Europa war. Als nach dem Tod des Kaisers auf allerhöchsten Befehl die verschiedenen Sammlungen vereinigt wurden, bedeutete dies die Geburt des Wiener Münzkabinetts in seiner heutigen Form. Die daraufhin 1766 durchgeführte Gesamtzählung ergab beinahe 50.000 Objekte, darunter allein 21.000 antike Münzen.

Eroberung von Smolensk durch Sigismund III. Königreich Polen, Sigismund III. Wasa (reg. 1587-1632), 1611. Unbekannter Künstler (Goldschmied oder Plakettenkünstler, tätig im süddeutschen oder böhmischen Bereich). Guss, 315 Dukaten (1104,46 g). Inv.-Nr. 276bBeta, Dm. 135 mm. © KHM-Museumsverband.

Das Gesicht der Sammlung wurde damit bis heute zwar geprägt, jedoch kamen noch weitere einzigartige Bestände hinzu. Als Beispiel für eine private Sammlung wird jene des Staatskanzlers Wenzel Anton Graf, seit 1764 Fürst Kaunitz-Rietberg (1711-1794), vorgestellt, der allein an russischen Goldmedaillen Prägungen im Gesamtgewicht von 4.117 Dukaten (mehr als 14 Kilogramm) besaß, welche über seine Erben ins Kabinett kamen. Weiters wird auf die Bestände Kronprinz Rudolfs von Österreich-Ungarn (1858-1889) eingegangen, die eindrucksvoll dokumentieren, welch Fülle an bedeutenden Widmungs- und Erinnerungsstücken Personen von hohem Stand versammeln konnten.

Seiten aus den Monnoies en or, 1759. Ältester Bestandskatalog des Wiener Kabinetts. Handexemplar des Valentin Jamerey Duval, Kustos der Sammlung Kaiser Franz I. Stephans. Kunsthistorisches Museum Wien, Münzkabinett. © KHM-Museumsverband.

Die Geburtsstätte der Numismatik

Im späteren 18. Jahrhundert entstanden umfassende Kataloge der Sammlung, sowohl der antiken wie auch der modernen Teile. Auf diese Weise wurden die Bestände einerseits der internationalen Fachwelt zugänglich gemacht, andererseits erlangte die Qualität der wissenschaftlichen Beschreibungen einen hervorragenden Ruf. Die erarbeiteten Ordnungskriterien und Systematisierungen besitzen bis heute Gültigkeit, daher gilt das Münzkabinett Wien mit Fug und Recht als Geburtsstätte der Numismatik als eigene Wissenschaftsdisziplin.

Alle weiteren Informationen zur Ausstellung finden Sie auf der Seite des Kunsthistorischen Museums Wien.

Außerdem gibt es auch ein Video zur Ausstellung.

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