Vom Untergrund zum Verbraucher: Der abschließende Round Table des DAMIN-Projekts

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von Ursula Kampmann

9. Juni 2016 – DAMIN steht für Dépréciation de l’Argent Monétaire et relations INternationales, oder übersetzt ins Deutsche: Die Entwertung des Silbers im Internationalen Zusammenhang. Wir können nämlich im 19. Jahrhundert beobachten, wie der exponentielle Zuwachs an Silber, der aus den Minen der Neuen Welt kam, das Münzsystem der Alten Welt durcheinander wirbelte. 1816 übernahm Großbritannien den Goldstandard, Australien und Kanada folgten 1852 bzw. 1853, Deutschland im Jahr 1871 und so ging es weiter: Ein Land nach dem anderen gab sein traditionelles Silber auf, um sich in die Sicherheit eines goldenen Hafens zu retten.

Das Team von DAMIN bei seiner Post Congress Tour nach Virginia City. Foto: Saul Guerrero.

Teil des Projekts, das von Georges Depeyrot geleitet wird, ist die Publikation der Akten von Münzstätten aus der ganzen Welt. Denn auch im 19. Jahrhundert gab es eine globale Wirtschaft, und Veränderungen in einem Land hatten durchaus Auswirkungen auf andere Nationen. In welchem Maße das sein konnten, davon zeugt die Comstock Lode. Sie war das Ziel der Teilnehmer des abschließenden Round Tables des DAMIN-Projekts während ihrer Post Congress Tour.

Saul Guerrero erläutert die Bedeutung und vor allem die Kosten von Quecksilber für das Amalgam-Verfahren. Foto: UK.

Aber vor dem Vergnügen kam noch die Arbeit, mit anderen Worten fünf Arbeitssitzungen mit 13 Vorträgen in der University of the Pacific, erst in San Francisco, dann in Stockton. Ein Schwerpunkt lag dabei auf den Silberlagerstätten in der Neuen Welt und ihre Ausbeutung mittels des Amalgam-Verfahrens.
Was bedeutete es zum Beispiel, als 1845 in Kalifornien in der New Almaden Mine Quecksilber gefunden wurde? Ganz einfach: Die Bergleute der alten Welt kannten Silbererz hauptsächlich in Verbindung mit Blei oder Kupfer, das mittels Feuer leicht ausgeschmolzen werden konnte. In der neuen Welt dagegen trat es in Verbindung mit Sulfid auf. Dieses Silbersulfid konnte man zwar wie in Europa üblich verhütten, aber bei den gefundenen Mengen war es enorm teuer, den dafür notwendigen Brennstoff herbeizuschaffen. Man konnte es aber auch mit Hilfe von Quecksilber dem Amalgam-Verfahren unterziehen. Letzteres brauchte wesentlich weniger Holz, basierte aber auf den Einkauf von günstigem Quecksilber. Als sich 1776 der Preis von Quecksilber halbierte, setzte sich das Amalgam-Verfahren durch.
David St. Clair malte ein eindrucksvolles Bild davon, wie der Clan der Rothschilds sich bemüht hatte, ein Monopol auf Quecksilber zu errichten, das sich mit der Auffindung der New Almaden Mine in Luft auflöste.
Natürlich waren das nicht die einzigen Einblicke in die kalifornischen Verhältnisse. Gray Brechin sprach über die finanziellen Auswirkungen der Comstock Lode auf die us-amerikanische Politik. Immerhin half ihr Silber-Reichtum, den Amerikanischen Bürgerkrieg zu finanzieren, die transkontinentale Eisenbahn zu bauen und die transozeanischen Kabel zu verlegen.

Dennis Flynn von der University of the Pacific organisierte den Kongress. Foto: Georges Depeyrot.

Aber der Blick der Referenten war nicht auf Kalifornien beschränkt. Jin CAO berichtete über Bergbau im Wilden Westen von China. Simon Bytheway warf einen Blick auf Australien, Peter Hilsenrath und Thomas Pogue nach Südafrika und Claudia de Lozanne Jefferies nach Mexiko. Dann gab es noch diejenigen, die sich mit den Ländern beschäftigten, die über keine Edelmetall-Bergwerke verfügten, und Silber und Gold deshalb teuer importieren mussten. Michael Märcher sprach über die Gründe, warum in den dänischen Münzstätten erst nach langem Zögern ein wesentlich effektiveres Probier-System eingeführt wurde, Ivar Leimus fragte sich, wie Livland mit seiner Münzprägung Gewinn machen konnte. Und Ursula Kampmann wollte wissen, wieso ausgerechnet der Wiener Philharmoniker zu einer der beliebtesten Bullionmünzen weltweit werden konnte.

Michael Märcher fotografiert seinen livländischen Kollegen Ivar Leimus. Foto: UK.

Der Kongress hatte in San Francisco und Stockton stattgefunden. Die Post Congress Tour ging zum Lake Tahoe …

Georges Depeyrot in der touristischen Geisterstadt Virginia City. Foto: UK.

… und nach Virginia City, dem Ort der sich wegen und über der Comstock Lode bildete.

Sacramento besitzt heute eines der wenigen original erhaltenen architektonischen Ensembles der USA aus den 1850er und 1860 Jahren. Foto: UK.

Abschließend reisten die Kongressteilnehmer nach Sacramento, einer Goldgräbersiedlung aus der Zeit des Goldrauschs, …

Kanone aus Sutters Fort. Foto: UK.

… die dort entstand, wo der Schweizer Johann August Sutter sein New Helvetia gegründet hatte.

Die Akten zu diesem Kongress werden im Sommer 2016 veröffentlicht.
Außerdem wurden alle Vorträge auf Video dokumentiert und werden ebenfalls im Sommer 2016 frei verfügbar ins Internet gestellt, so dass jeder Interessierte sie ansehen kann.

Wenn Sie mehr über die Comstock Lode wissen wollen, lesen Sie unbedingt unseren Artikel der Woche.

Hier finden Sie weitere Informationen zum DAMIN Kongress.

Die Kongressakten vom Kopenhagen Kongress 2015 zum Thema Münzstätten, Technologie und Münzproduktion können Sie auf der Seite von MONETA bestellen.

Und hier finden Sie alle Videos von der Kopenhagen Konferenz. Sobald sie auch für San Francisco verfügbar sind, werden wir Sie informieren.