Geldmacher. Wer bestimmt, was Geld ist?

Europa am Vorabend der Währungsunion: Vor der Einführung der gemeinsamen Währung herrschte eine Währungsvielfalt auf unserem Kontinent. © Deutsche Bundesbank / Nils Thies.
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Wer darf eigentlich Geld schaffen und in den Umlauf bringen, und wie haben sich diese Verhältnisse im Laufe der Geschichte entwickelt und verändert? Diese Fragen stellt die Numismatische Sammlung der Deutschen Bundesbank in den Mittelpunkt ihrer aktuellen Sonderausstellung „Geldmacher. Wer bestimmt, was Geld ist?“

Gegenwärtig wird das Leben immer digitaler. Eine Entwicklung, die vor dem Geldwesen nicht haltmacht. Neue digitale Formen des Geldes, die sogenannten Krypto-Token, sind bereits entstanden. Dieses Geld wird von Privatpersonen und Unternehmen zunehmend auch international geschaffen. Auch das Eurosystem diskutiert den digitalen Euro.

Es stellt sich nicht nur die Frage: Wird Geld in der Zukunft noch physisch sein, sondern auch, wer wird dann bestimmen, was Geld ist? Anlass genug für die Deutsche Bundesbank, sich diesem Thema zu widmen.

Auf ihrer 100 Quadratmeter großen Sonderausstellungsfläche spürt die Bundesbank den Geldmachern der Vergangenheit nach und blickt dabei bis in die Gegenwart. 300 Exponate – Münzen, Geldscheine und traditionelle Zahlungsmittel – ihrer international bedeutenden Geldzeichensammlung visualisieren dieses Thema. Ein Mix an Vermittlungsmedien – Animationen, Hands-On-Stationen und eine eigene Kinderebene – sorgen in der von der Stuttgarter Kreativschmiede Atelier Schubert inszenierten Ausstellung für Abwechslung. Die Ausstellung richtet sich an die breite Öffentlichkeit und setzt kein Vorwissen voraus. Sie ist durchgehend zweisprachig (Deutsch / Englisch).

Die Ausstellung stellt die einzelnen „Geldmacher“ anhand von sechs raumgebenden Themenbereichen vor. Im Vordergrund die Eingangswand mit ihrer setzkastenartigen Inszenierung unterschiedlicher Geldformen. © Westend Film & TV Produktion GmbH. © HH Vision.

Ein Rundgang durch die Ausstellung

Eingangsbereich: Geldmacher sind Personen und Institutionen, die Geld schaffen und in den Umlauf bringen können. Sie bestimmen, was in Ihrem Verantwortungsbereich Geld ist. Eingangs gehen die Ausstellungsmacher einer grundsätzlichen Frage nach: „Was ist eigentlich Geld?“ Ein bunter Strauß an Objekten beantwortet diese Frage, eine Animation erklärt die drei klassischen Geldfunktionen (Zahlungsmittel, Wertspeicher, Recheneinheit).

Auf ihrer ab 1968 ausgegebenen 5-Pfund-Note stellte die Central Bank of Malta klar, dass dieser Schein gesetzliches Zahlungsmittel (legal tender) in Malta ist und nannte die rechtliche Grundlage. © Numismatische Sammlung der Deutschen Bundesbank.

Modul II: Der Staat als Geldmacher

Wer sind nun diese Personen und Institutionen, die hinter dem Geld stehen? Der Regelfall war und ist, dass eine staatliche Autorität Geld emittiert. Auf Münzen und Geldscheinen präsentieren sie sich selbst und nennen mitunter auch, worauf ihre Machtbefugnis fußt.

Neben der Zentralbank, der Bank of England, verfügen im Vereinigten Königreich auch drei schottische und drei nordirische Banken über das Notenausgaberecht. Die Wandgraphik greift diese Vielfalt an Banknoten auf. © Deutsche Bundesbank / Nils Thies.
Eine Litfaßsäule thematisiert das Aufkommen des Tauschhandels und den Währungsverfall in einer Krisenzeit. Inszeniert sind Geschäfte aus der Zeit nach Kriegsende 1945, als etwa ein Pfund Zucker 80 Reichsmark kostete. © Deutsche Bundesbank / Nils Thies.

Modul III: Der Staat delegiert

Geld emittierten in der Vergangenheit auch private Akteure, wie Handelskompanien oder Banken. Im 19. Jahrhundert gab es weltweit zahlreiche Noten- und Zettelbanken. 1875 waren es in Deutschland beispielsweise 33 Privatnotenbanken. Heute ist die Ausgabe von Geldscheinen mit wenigen Ausnahmen ein Monopol der staatlichen Zentralbanken.

Modul IV: Die staatliche Geldordnung in der Krise

Ein stabiles Geldsystem ist keine Selbstverständlichkeit. Scheitert ein Staat, seinen Geldverkehr funktionsfähig oder den Geldwert stabil zu halten, sind die Folgen gravierend. Es kommt zu Tauschhandel, diverse Not- und Ersatzgeldformen entstehen oder fremde Währungen beginnen zu zirkulieren.

Notgeld war mitunter auch ein Medium der Kritik. Die Vorderseite dieses Notgeldscheines von Vohwinkel würdigt die Vereinigten Staaten als Sehnsuchtsort in der Zeit der Wirtschaftskrise. © Numismatische Sammlung der Deutschen Bundesbank.

Im kollektiven Gedächtnis der Deutschen ist noch immer die verheerende Hyperinflation der 1920er Jahre präsent. Die Fülle an Notgeld, das damals Kommunen, Unternehmen und Private mit staatlicher Genehmigung oder Duldung in Umlauf brachten, ist ein eindrucksvolles Zeitzeugnis. Die Numismatische Sammlung der Deutschen Bundesbank verfügt über einen weltweit fast einzigartigen Bestand an deutschem Notgeld.

Diese Federgeldrollen wurden etwa für Brautpreiszahlungen verwendet. Die Kaufkraft einer Federgeldrolle hing von ihrer Erhaltung ab. Rollen der ersten Wertstufe mussten makellos sein. © Deutsche Bundesbank / Alexander Habermehl.

Modul V: Geld ohne Staat

Geld, das ohne eine zentrale staatliche Autorität emittiert wurde, ist geldgeschichtlich betrachtet die Ausnahme. Vielfach begegnet man diesem Phänomen bei indigenen Völkern, die Geld jedoch meist nicht als Alltagszahlungsmittel nutzten. Oft diente es für zeremonielle Zahlungen, etwa als Brautgeld oder als Sühnegeld zum Ausgleich von Rechtsstreitigkeiten, und war zugleich auch Statussymbol.

Das Phänomen von privat geschaffenen Geldformen gibt es auch heute. Das bekannteste Beispiel ist das Regionalgeld, das von Vereinen ausgegeben die regionale Wirtschaft fördern soll.

Im Themenbereich „Geld heute und morgen“ werden auch die aktuell medial intensiv diskutierten Krypto-Token, deren bekanntester Vertreter Bitcoin ist, behandelt. Eine eigene Medienstation veranschaulicht das Thema. © Deutsche Bundesbank / Nils Thies.

Modul VI: Geld heute und morgen

Im abschließenden Themenblock wendet die Bundesbank ihren Blick in die Gegenwart. Heute wählen wir zwischen verschiedenen Bezahlmöglichkeiten. Von Parlament und Regierung unabhängige Zentralbanken, wie das Eurosystem, sichern mit ihrer Geldpolitik das Vertrauen in Bargeld und Buchgeld einer Währung. Wie wir morgen bezahlen, wird die Zukunft zeigen. Sicher ist, der Umgang mit Geld wird digitaler.

Numismatische Sammlung der Deutschen Bundesbank

In ihrer Zentrale in Frankfurt am Main verwahrt und pflegt die Deutsche Bundesbank ihre Numismatische Sammlung. Sie umfasst mehr als 350.000 Objekte aus jeder Epoche und aus der ganzen Welt. Hauptsächlich sind das Münzen und Geldscheine, aber auch Objekte, die die Aufgaben einer Zentralbank im baren Zahlungsverkehr dokumentieren. Ihre Highlights sind im Geldmuseum der Deutschen Bundesbank in Frankfurt / Main ausgestellt. In Wechselausstellungen werden regelmäßig aktuelle Themen aufgegriffen. Die Ausstellung ist täglich (außer samstags) von 9:00-17:00 Uhr im Geldmuseum zu besichtigen und endet am 29. Mai 2022.

 

Weitere Informationen zur Numismatischen Sammlung der Deutschen Bundesbank finden Sie online.

Der umfangreiche Bestand an Münzen, Medaillen und Banknoten ist im Online-Katalog der Numismatischen Sammlung der Bundesbank zu finden.

Seit letztem Jahr können Sie Teile des Geldmuseums auch virtuell besuchen.

2017 wurde das Museum nach Renovierungsarbeiten wiedereröffnet. In einem Rundgang präsentiert Frank Berger die vielen Facetten des Museums.