Der Ursprung des deutschen Münzenhandels: Broschüre zum Schicksal der Familien Hamburger und Schlessinger

Ursula Kampmann, Der Ursprung des deutschen Münzhandels: Die Familien Hamburger und Schlessinger. Eine deutsch-jüdische Geschichte vom glücklichen Aufstieg und vom tragischen Ende der wichtigsten Münzhändlerdynastie vor dem Zweiten Weltkrieg. Künker. 2022. 114 Seiten mit durchgehen farbigen Abbildungen. Broschur. 978-3-941357-16-7. Kostenloser Download oder gedruckt für 10,00 EUR.
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Am 22. März 2022 wurde in Osnabrück vom Auktionshaus Künker der 2. Teil der Sammlung Lottie und Mark Salton versteigert. Enthalten sind spektakuläre Münzen, die eine Tatsache noch spektakulärer macht: Mark Salton trug, ehe er 1946 in die Vereinigten Staaten von Amerika auswanderte, den Namen Max Schlessinger. Er war der Sohn von Felix Schlessinger, der in den ausgehenden 1920er Jahren in Berlin eine der bekanntesten deutschen Münzenhandlungen leitete.

Felix und Hedwig Schlessinger.

Die Quellenlage

Bei den Recherchen zur Geschichte der Familien Hamburger und Schlessinger kamen drei bis dahin der Forschung weitgehend unbekannte Dokumente zum Vorschein, die das Schicksal der Münzhändlerdynastie in einem völlig neuen Licht zeigen. Dazu kam ein viertes Dokument, das noch nicht umfassend ausgewertet worden war:

Vier Familienmitglieder haben der Nachwelt ihre Lebenserinnerungen hinterlassen:

  • Adolph Hamburger (1841-1919), Bruder des Firmengründers Leo Hamburger des Älteren (1836-1902)
  • Röschen Schlessinger (1844-1932), Schwester von Leo Hamburger dem Jüngeren, Gesellschafter der Münzenhandlung L. & L. Hamburger (1846-1929), sowie Mutter von Felix Schlessinger (1879-1944)
  • Sophie Diamant (1880-1972), Schwester von Felix Schlessinger
  • Mark Salton resp. Max Schlessinger (1914-2005)

Dank dieser Lebenserinnerungen kann die Geschichte der Dynastie Hamburger-Schlessinger bis zu einem Hoffaktor im Hanauer Ghetto namens Loeb Hamburger (1761-1835) zurückverfolgt werden. Mit den Augen der Familienmitglieder erleben wir die Judenbefreiung unter Napoleon, die Wirren der 1848er Revolution, die Industrialisierung und die Gründerjahre, den Ersten Weltkrieg, die Hyperinflation von 1923, die Annexion der Macht durch die Nationalsozialisten, Judenverfolgung und -vertreibung bis hin zum Neuanfang in den Vereinigten Staaten.

Mark und Lottie Salton. Ein Bild aus dem Jahr 2001. Foto: Ira Rezak.

Die Erkenntnisse

Dank der Auswertung der Quellen konnte eine Reihe von neuen Erkenntnissen zum deutschen Münzenhandel der Periode vor dem Ersten Weltkrieg gewonnen werden:

  • So war das Münchner Bankhaus Oberndörffer zentral für die Etablierung des Frankfurter Münzenhandels.
  • Der jüdische Münzenhandel in Deutschland war familiär eng verknüpft. Wahrscheinlich förderte auch Adolph E. Hess den Erfolg seiner Frankfurter Münzenhandlung durch eine eheliche Verbindung mit einem Mitglied der Familie Hamburger.
  • Felix Schlessinger wurde von seinem Onkel Leo Hamburger dem Jüngeren als Erbe in die Münzenhandlung L. & L. Hamburger geholt, da der einzige Sohn des Firmeneigentümers Selbstmord begangen hatte.
  • Das berühmt-berüchtigte Frankfurter Konsortium wurde nicht aus Gewinnstreben gegründet, sondern um den finanziellen Ruin der daran beteiligten Münzenhandlungen zu verhindern.
  • Felix Schlessinger gründete eine neue Münzenhandlung in Berlin, da das Unternehmen L. & L. Hamburger nach der Hyperinflation mehr oder weniger bankrott war.
  • Der Schauspieler Heinz Rühmann sammelte griechische Münzen in feinster Erhaltung und ließ sich auf Auktionen vom Münchner Kunsthändler Otto Bernheimer vertreten.

Zusätzlich zu diesen grundlegenden Aussagen liefern uns die Lebenserinnerungen lebensnahe Szenen des Münzenhandels, die unser Bild von den Auktionen der Vergangenheit präzisieren.

Die bekannte Historikerin und Numismatikerin Dr. Ursula Kampmann, die sich schon seit vielen Jahren mit der Geschichte des Münzenhandels beschäftigt, hat einen umfangreichen Text zur Geschichte der Münzhändlerdynastie Hamburger-Schlessinger verfasst. Er ist im Rahmen einer Broschüre veröffentlicht, die Künker in deutscher und englischer Sprache publiziert hat. Die Verteilung erfolgte über den Katalogversand der Künker Frühjahrsauktionen. Zusätzlich kann die Broschüre entweder online eingesehen oder gegen eine Schutzgebühr von 10 Euro bei Künker bestellt werden.

Die Termine zur Versteigerung der Salton Collection

1. Teil Antike griechische Münzen / Polen / Russland 16. Januar 2022, New York, im Rahmen der New York International Numismatic Convention Stack’s Bowers Galleries
2. Teil Europäische Goldmünzen 22. März 2022, Osnabrück Künker
3. Teil England August 2022, Chicago, im Rahmen der ANA World’s Fair of Money Stack’s Bowers Galleries
4. Teil Antike römische Münzen / Byzanz September 2022, Osnabrück Künker
5. Teil Antike griechische Münzen / England Januar 2023, New York, im Rahmen der New York International Numismatic Convention Stack’s Bowers Galleries
6. Teil Europäische Silbermünzen Januar 2023, Berlin, im Rahmen der World Money Fair Künker

 

Weitere Informationen zu der Versteigerung der Salton Collection erhalten Sie über die Auktionshäuser Künker und Stack’s Bowers Galleries.

Stücke der Salton Collection haben in Teil 1 von Künkers Frühjahrsauktionen 2022 teils extrem hohe Ergebnisse erzielt.

Zur Salton Collection hat die ANS eine Long Table veranstaltet, bei der Ursula Kampmann ihre Erkenntnisse vorgestellt hat.

Ein Who’s who ist Mark Salton und seiner Familie gewidmet.

Und ein Film zeichnet die Geschichte der Münzhändlerfamilien Hamburger und Schlessinger nach.