Boier und Taurisker

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von Ursula Kampmann

13. Juli 2017 – Eines der größten Probleme der archäologischen Forschung sind Grenzen, weil sich – allen nationalen Kulturschützern zum Trotz – unsere Vorfahren nicht an diese Grenzen gehalten haben. So kann es passieren, dass dieselbe Kultur dies- und jenseits der Grenze von den sie erforschenden Vorgeschichtlern einen ganz anderen Namen bekommt, weil die das Material auf der anderen Seite nicht kennen. Aus diesem Grund sind internationale Projekte so wichtig. Und die Resultate eines solchen internationalen Projekts hält der 85. Band der Mitteilungen der österreichischen Prähistorischen Kommission fest. Im Juni 2012 kamen 40 Forscher aus acht Ländern – Österreich, Slowakei, Tschechien, Polen, Slowenien, Kroatien, Ungarn und Deutschland – zusammen, um die Zusammenhänge zwischen Boiern und Tauriskern zu verstehen.

Maciej Karwowski, Peter C. Ramsl (Hrsg.), Boii – Taurisci. Proceedings of the International Seminar, Oberleis-Klement, June 14th-15th, 2012. Mitteilungen der Prähistorischen Kommission Bd. 85. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2016. 271 S. mit Abbildungen in Farbe und Schwarz-Weiß, 29,7 x 21 cm. Paperback. ISBN: 978-3-7001-7740-1. 79,90 Euro.

Neben zahlreichen Beiträgen zu Fibeln, Knotenringen, Keramikformen und Siedlungsfunden, sind in dem Tagungsband drei Artikel zur keltischen Numismatik enthalten:

1.) Jiri Militky, Die Münzen der Taurisker und Noriker, die in Böhmen und Mähren gefunden wurden
Von entscheidender Bedeutung für die Rekonstruktion der wirtschaftlichen Verbindungen zwischen den verschiedenen keltischen Stämmen, ist die Analyse der Münzfunde. Jiri Militky hat zu diesem Zweck die Münzen mit einem gesicherten Fundort zusammengetragen und kartiert und kann so zeigen, dass der Oberleiserberg mit seiner Siedlung ein Platz war, an dem sich verschiedene Münzsysteme überschnitten.

2.) Piotr Luczkiewicz, Eine keltische Imitation einer Tetradrachme von Philipp II. von Ostpolen
Der Autor rekonstruiert das Vorkommen geto-dakischer Imitationen von Tetradrachmen Philipps II. und stellt ein Exemplar vom Husi-Vovriesti-Typ vor, dass an der ukrainischen Grenze von Polen gefunden wurde, weit ab von dem Gebiet, wo die Stücke normalerweise auftauchen.

3.) Peter Prohaszka, Der keltische Schatzfund von Ohuta, Ungarn
Bereits 1846 wurde der Hort von Ohuta entdeckt. Er enthält Tetradrachmen mit Buckelavers, eine keltische Imitation der Audoleon Tetradrachmen, eine Drachme mit Athenakopf sowie einen Goldring und ein Kettchen. Der Fund wird ins 1. Jh. v. Chr. datiert.

Wer sich vor den verschiedenen slawischen Sprachen fürchtet, die normalerweise so einen Band beherrschen, der darf sich darüber freuen, dass die Autoren sich auf die englische Sprache geeinigt haben. Jedem Artikel ist darüber hinaus eine deutsche Zusammenfassung beigegeben.

Der Band ist als Open-Access-Datei für den Download freigegeben. Sie können ihn hier herunterladen.

Für all diejenigen, die das Buch für ihre Bibliothek kaufen wollen, steht natürlich auch eine gedruckte Version zur Verfügung. Diese können Sie hier bestellen.