Ikone der amerikanischen Numismatik verstorben

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von Ursula Kampmann

18. Mai 2017 – Als vor mehr als 60 Jahren der erste Ehemann von Catherine Bullowa starb, hatte sie die Wahl, in ihren Job als Lehrerin zurückzukehren, oder die Münzhandlung ihres Mannes in Philadelphia in Eigenverantwortung zu übernehmen. Sie entschied sich für die zweite Lösung und wurde mit ihrer Münzhandlung, die seit 1961 den Namen Coinhunter trug, eine national und international tätige Münzhändlerin.

Noch im Januar 2017 besuchte Catherine Bullowa die New York International Numismatic Convention. Foto: UK.

An der Wiege gesungen hat ihr das niemand. Catherine Bullowa wurde 1919 in Larchmont, New York geboren und verließ 1941 das Connecticut College mit einem Major in Zoologie – darauf führte sie gerne ihre Gewandtheit in der Benutzung von Vergrößerungsglas und Mikroskop zurück. Sie begann als Lehrerin, ehe sie 1952 David Marks Bullowa heiratete, der ein Jahr nach der Hochzeit verstarb. Wie gesagt, Catherine behielt das Münzgeschäft ihres Mannes und wurde Münzhändlerin. 1959 heiratete sie Earl Moore, blieb aber, was in den späten 50er Jahren extrem ungewöhnlich war, bei ihrem eigenen Namen. Schließlich hatte sie sich damit im Münzhandel in nur wenigen Jahren eine beachtliche Reputation erworben.

Dass Catherine Bullowa weit mehr war als die nette alte Dame, die viele noch von Münzbörsen kennen, kann eigentlich nur derjenige ermessen, der sich an das soziale Klima der 50er Jahre erinnert. Es war nicht gerade die Zeit, in der es für eine Frau normal war, ein eigenes Geschäft aufzubauen und sich in einer so männlich beherrschten Domäne wie dem Münzhandel durchzusetzen. Catherine Bullowa gelang es. Sie handelte mit seltenen Münzen, Banknoten und numismatischer Literatur. Sie gab Listen heraus und führte Auktionen durch. Ihre letzte Auktion fand am 4. Dezember 2008 in Philadelphia statt.

So ist es nur selbstverständlich, dass sie am 19. August 2006 mit der Aufnahme in die Hall of Fame der American Numismatic Association geehrt wurde. Dazu war Catherine Bullowa Fellow der American Numismatic Society und der Royal Numismatic Society, lebenslanges Mitglied der American Numismatic Association, ein Senior der American Society of Appraisers, Gründungsmitglied der Professional Numismatists Guild und der International Association of Professional Numismatists. 1965 berief sie der amerikanische Präsident Lyndon Johnson in die United States Assay Commission.

1997 erhielt Catherine Bullowa den Lifetime Achievement Award der Professional Numismatic Guild. 2014 wurde ihr der Friend of the Hobby Award verliehen.

Ein Teil ihrer persönlichen Sammlung – etwa 20.000 Münzen, Banknoten und Medaillen aus aller Welt – sind heute im National Museum of American History, einem Teil des Smithsonian in Washington.

2013 führte die American Society of Appraisers anlässlich ihres 94. Geburtstages ein Interview mit Cathy Bullowa. Man fragte sie, wie sie gerne in Erinnerung bleiben möchte. Ihre Antwort lautete: „Dass ich mit Kindern, die gerade das Sammeln anfingen, besonders gerne zu tun hatte. Und dass ich mein Bestes für die Numismatik gegeben habe, in jeder Hinsicht und in allen Gebieten, in den Vereinigten Staaten und in Übersee.“ Wir werden Cathy Bullowa noch für etwas anderes in Erinnerung behalten: Sie war freundlich und schien weder Neid noch Gier zu kennen. Ihr war jeder, den sie kannte, ein Freund, für dessen Schicksal sie sich interessierte. Und hinter dem freundlichen Gesicht versteckte sie eine eiserne Disziplin und einen noch härteren Willen, der sie bis zuletzt befähigte, an Münzbörsen teilzunehmen, genauso wie er sie mehr als ein halbes Jahrhundert zuvor befähigt hatte, sich als Münzhändlerin in einer Männerwelt zu behaupten.

Die numismatische Gemeinschaft trauert mit ihren Angehörigen. Wir werden Cathy Bullowa vermissen!

Den Artikel anlässlich ihres 94. Geburtstages finden Sie hier.

2008 hat David Lisot ein Interview mit Catherine Bullowa geführt, das sie hier auf Youtube ansehen können.

Wenn Sie wissen möchten, wie die amerikanischen Sammler ihrer gedenken, werfen Sie einen Blick in dieses Forum.

Ihre Korrespondenz, die sie zwischen 1955 und 1998 mit dem bekannten Sammler Eric P. Newman führte, ist ebenfalls veröffentlicht.