Blühendes Sizilien Teil 10

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von Ursula Kampmann

21. August 2014 – Kennen Sie Palermo, diese herrliche Stadt der Gegensätze? Ein Taxifahrer brachte es auf den Punkt, als er uns vom Bahnhof zu unserem Hotel brachte: Bei uns waren die Karthager, die Griechen, die Römer, die Mauren, die Normannen, die Franzosen, die Spanier. Deshalb haben wir Chaos. Wie können Sie bei diesem Völkergemisch auch nur ein bisschen Ordnung erwarten?

Samstag, 26. April 2014
Heute gaben wir unseren kleinen Smart zurück. Trotz aller Unwägbarkeiten des sizilianischen Straßenverkehrs geschah dies unbeschädigt, ohne Kratzer und Makel. Wir taten dies in Palermo, wo wir noch einige Tage verbringen wollten. Denn Palermo bietet so viel, dass es nicht im Vorbeigehen anzuschauen ist. Alle haben sie ihre Spuren hinterlassen. Und es haben viele versucht, Sizilien unter ihre Kontrolle zu bringen. Denn, was man nicht mehr glauben möchte, wenn man heute durch das Land fährt, Sizilien war einmal reich, so reich, dass es ein Steueraufkommen hatte, mit dem man auch die ehrgeizigsten Pläne realisieren konnte.

Panormos. Tetradrachme, um 300. Quadriga n. r., im Abschnitt Inschrift Rsmlqt. Rv. Kopf der Tanit nach syrakusanischem Vorbild n. r., darum vier Delphine. Aus Auktion Gorny & Mosch 159 (2007), 54.

Die ersten, die den Reichtum der Insel in ihre Heimat umzuleiten versuchten, waren die Phönizier. Sie kamen von Tyros, um in der Gegend von Palermo ihr erstes Handelsemporion auf Sizilien zu gründen. Thukydides erzählt davon und erwähnt das phönizische Dreieck, bestehend aus Panormos, Motya und Solunt.
Zunächst war das Verhältnis zwischen Puniern und Griechen gut. Schließlich waren beide gekommen, um das reiche Sizilien auszubeuten. Die Griechen trieben einen lebhaften Handel mit Palermo und hatten einen eigenen Namen für „Mabbonath“, wie die Punier diesen Ort nannten: Panormos, All-Hafen.

Römische Republik. Denar, 125 v. Chr. Rv. Iuppiter in Elefantenbiga, von links bringt Victoria einen Kranz. Aus Auktion Künker 204 (2012), 435.

Im ersten Punischen Krieg eroberten die Römer Panormos. Hasdrubal versuchte, das rückgängig zu machen, und erreichte dabei nur, dass das republikanische Geschlecht der Meteller nach einem weiteren Sieg ein neues Signet hatten. die von den Karthagern erbeuteten Elefanten, die der stolze Feldherr beim Triumphzug in Rom zur Schau stellte.

Panormos. Aes, um 210-201, Magistrat Naso. Aus Auktion Künker 248 (2014), 7085.

Palermo ging es nicht schlecht unter den Römern. Zwar residierte der Praetor, der die Provinz Sicilia verwaltete, in Syrakus. Aber das war nicht von Nachteil, wenn man an die Geldgier von römischen Beamten wie Caius Verres denkt. Nichts ist heute im Stadtbild von diesem Erbe mehr zu sehen. Immer wieder wurden die karthagischen, griechischen und römischen Spuren überbaut. Und – wie wir gleich als erstes erfuhren – das Museo Regionale Archeologico Antonio Salinas ist geschlossen, und zwar schon so lange, dass der Angestellte im Hotel sich an keine Zeit mehr erinnern konnte, in der es geöffnet war.

Straßenidylle. Foto: KW.

Also keine Antike in Palermo für uns. Wir wussten plötzlich das Museum in Syrakus trotz geschlossener Münzausstellung viel mehr zu schätzen! Wie auch immer, wir entschieden uns für einen kleinen Spaziergang, um ein Gefühl für die Stadt zu bekommen.
Erster guter Rat: Schauen Sie beim Laufen nach unten. Hundedreck wird hier nicht in kleinen Plastiktütchen gesammelt. Zweiter guter Rat: Schauen Sie, welches Auto Anstalten macht, sie zu überfahren. Der Verkehr in Palermo kann ein bisschen trickreich sein. Dritter guter Rat: Lassen Sie sich ja nicht von den am Sonntag flanierenden Massen vom Gehsteig drängen, ein vorüberfahrendes Auto ist härter als jeder ausgefahrene Ellbogen.

Die Kirche San Domenico, das Pantheon des sizilianischen Bürgertums. Foto: KW.

Wir fanden all die guten Ratschläge, die wir uns selbst erteilten, ein wenig anstrengend zu befolgen. So war unser Ausflug ins Stadtinnere eher kurz. Wir kamen bis zur Kirche San Domenico, die das Pantheon der sizilianischen Bürger genannt wird.

Michele Pandolfini (1804-1861). Foto: KW.

Hier entdeckt man nie gehörte Namen von Männern, deren Bedeutung gelegentlich durch das Internet erhellt wird. Michele Pandolfini zum Beispiel war Professor für Pathologie an der Universität von Palermo und verfasste ein damals wichtiges Lehrbuch zum Thema. Darüber hinaus mischte er sich ein in die Politik und stand auf Seiten der Nationalisten bei den Aufständen der Jahre 1848 und 1860.
Sie alle waren einst wichtige Männer, an deren Gräber wir da vorübergingen. Und wir hatten von keinem von ihnen jemals gehört. So viel zum Ruhm und seiner Vergänglichkeit.

Über den Dächern von Pa-lärm-o; ich bin mir ganz sicher, auf dem linken Balkon im zweiten Stock des gelben Hauses fand in der Nacht zum 27. April 2014 ein Massentotschlag statt. Zumindest hörte es sich so an. Foto: KW.

In der Nacht erfanden wir eine neue Etymologie für den Namen „Pa-ler-mo“. Der Begriff hängt sicherlich mit dem deutschen Wort „Lärm“ zusammen. Eigentlich müsste es „Pa-lärm-o“ heißen…

Sonntag, 27. April 2014
Spazieren wir ein wenig länger durch die Geschichte Palermos. Nach dem Sieg des Belisar über die Goten in der Völkerwanderungszeit konnten sich die Byzantiner hier tatsächlich bis etwa zum Beginn des 9. Jahrhunderts halten. Dann kamen die Aghlabiden aus Tunesien und ankerten in Mazara del Vallo. Es gelang ihnen, Palermo nach einer langen Belagerung einzunehmen. Und so wurde Palermo der Sitz des Emirs von Sizilien.

Palermo. Abu Ishaq Ibrahim II. ibn Ahmad, 875-902. Robai 881 (= 267 AH). Aus Auktion Künker 137 (2008), 3782.

Die Aghlabiden prägten Palermo. Unter ihnen blühte die Insel. Palermo dürfte damals größer gewesen sein als alle christlichen Städte des Abendlandes. Man hatte Anschluss an das islamische Handelsnetz, pflanzte und handelte Früchte, die von den neuen Herren gebracht worden waren: das Zuckerrohr, die Baumwolle, Zitronen, Orangen, Auberginen, Artischocken und Reis.
Die Wissenschaftler von Palermo lernten aus diesen neumodischen Büchern, die nicht mehr aus Tierhaut, sondern aus Papier gemacht worden waren. Und sie lernten alles, was christliche, jüdische und moslemische Gelehrte herausgefunden hatten.
Als die Normannen 1061 in Sizilien einfielen, um es unter ihre Herrschaft zu bringen, fanden sie ein hoch entwickeltes Land vor, dessen Komfort sie, die neuen Herren, durchaus zu würdigen wussten. Sie behielten die arabischen Ärzte und Baumeister, die Köche und Sterndeuter. Aus rauen Nordmännern wurden Genießer, die den Komfort eines Sommerpalastes wie der Zisa durchaus schätzten.

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Zisa – Außenansicht. Foto: KW.

Wir waren noch etwas müde, als wir uns am Sonntag Morgen aufmachten, um unsere erste Besichtigung anzutreten. Die Pa-lärm-itaner schienen noch genauso müde zu sein wie wir. Von ihnen war kaum jemand auf der Straße nach den Anstrengungen des vergangenen Samstagabends.
So gingen wir in aller Ruhe etwa eine Dreiviertelstunde, um zur Zisa zu kommen. Ihren Namen hat sie aus dem Arabischen. „Aziz“ bedeutet glanzvoll. Dieses Wort charakterisiert treffend den Bau, den Kenner zu den schönsten Bauwerken zählen, „die aus der gesamten fatimidischen Epoche erhalten blieben“. Bezeichnenderweise wurde die Zisa nicht von einem Mann moslemischen Glaubens in Auftrag gegeben, sondern von einem normannischen Hauteville, Wilhelm I., auch Wilhelm der Böse genannt. Auf die Geschichte seines Hauses kommen wir später, wenn wir den Dom von Palermo besichtigen.

Der Brunnensaal. Foto: KW.

Jedenfalls war die Zisa im Jahr des Todes Wilhelms I. schon so ziemlich fertig. Sie stand damals in einem prachtvollen Park und spiegelte sich in einem riesigen Wasserbecken, das heute zwar noch erhalten, aber nicht mehr mit Wasser gefüllt ist. So muss man seine Phantasie anstrengen, um sich das leise Plätschern in den Wasserrinnen, die mit diesem Becken verbunden waren, jenes angenehme Gefühl der Erfrischung an einem heißen Sommertag vorzustellen. (Wir hatten dabei Probleme, denn es war eigentlich nicht wirklich warm.)

Messingbecken. Foto: KW.

Luxuriöse Metallarbeiten halfen, sich den Prunk von damals zu vergegenwärtigen.

Grabstein der Anna, Mutter des Priesters Grisanto. Foto: KW.

Wie international Palermo war, beweist ein Grabstein von 1148. Der Priester Grisanto hatte ihn zu Ehren seiner Mutter aufstellen lassen. Damit auch wirklich jeder die Inschrift lesen konnte, schrieb er sie auf Arabisch, Griechisch, Lateinisch und Hebräisch.

Der repräsentative Raum im ersten Stock. Foto: KW.

Im ersten Stock trieb uns eine Gruppe Holländer fast zum Wahnsinn. Sichtlich gebildete Leute, die gebildet darüber konversierten, wie man die Architektur dieses Raumes zu deuten habe. Wir hätten eben diesen Raum schrecklich gerne ohne Holländer fotografiert. Dazu hätten diese sich nur einmal kurz 20 Sekunden zwei Schritte nach links oder nach rechts verfügen müssen. Aber anscheinend äußerten wir unser Begehr zu dezent. Sie standen da und disputierten und disputierten und disputierten. Wie gesagt, äußerst gebildet, ausführlich und unendlich nervend. Aber selbst bei einem so hohen Bildungsgrad hatte man nach einer guten halben Stunde nichts mehr zur Architektur zu vermerken. So bekamen wir unsere Chance und Sie einen holländerfreien Anblick des repräsentativen Raums im ersten Stock.

Die weniger repräsentative Schlange vor der Capella Palatina. Foto: KW.

Wir sollten uns noch zu dieser kleinen, bescheidenen Gruppe von Holländern zurücksehnen, denn als wir zum Normannenpalast kamen, stand da eine ungeordnete Masse von Menschen, die alle die Capella Palatina bewundern wollten. Wir hätten beinahe sofort wieder umgedreht. Aber dann versuchten wir die Angelegenheit ein wenig weniger emotional zu betrachten. Wir wollten die Capella Palatina sehen. Wir waren um die Mittagszeit vor Ort. Traditionell ist die Mittagszeit die beste Zeit, um eine touristisch stark frequentierte Sehenswürdigkeit zu erkunden. Außerdem waren derzeit zumindest keine Kreuzfahrtschiff-Touristen in Sicht. Die waren für die kommenden Tage durchaus zu erwarten. Also, in den sauren Apfel gebissen, angestanden und irgendwann, als wir schon jede Hoffnung aufgegeben hatten, bekamen wir die Chance, den Palast und die Capella Palatina zu betreten.

Das „Zimmer des Roger“. Foto: KW.

Durch eine Flut von zum größten Teil uninteressanten oder geschlossenen Räumen gelangten wir zum Zimmer des Roger, in dem sich – natürlich stark restauriert – die Goldmosaiken und die Kosmatenarbeiten der Entstehungszeit (ca. 1160) erhalten haben. Bedeutend wird dieser Raum schon allein dadurch, dass er der älteste nicht sakrale Raum ist, der bis heute in seiner ursprünglichen Gestalt existiert.

Ein Blick in die Capella Palatina. Foto: KW.

Es sollte noch besser kommen. Die Capella Palatina hat Guy de Maupassant als „das Schönste, was sich der menschliche Geist je erträumt und in Wirklichkeit umgesetzt hat, das Juwel aller Kirchen“ beschrieben. Ich gehe mal davon aus, dass der französische Reisende im 19. Jahrhundert noch nicht so geschubst und gestoßen wurde wie wir, während wir versuchten, die Schönheit der Mosaiken zu erfassen.

Ein Ausschnitt aus den Mosaiken, die dem alten Testament gewidmet sind. Foto. KW.

Also um die Sache zusammenzufassen: Die Mosaiken sind wunderschön. Man kann sich in die Detailgenauigkeit der Bilder verlieben wie hier beim Turmbau zu Babel, wo man nicht nur sieht, wie der Kalk angerührt wird, sondern auch mit welchen Werkzeugen die Maurer im 12. Jahrhundert ihr Werk vollbrachten.

Ein Blick zum Altar für die heilige Familie. Foto: KW.

Allerdings wird der Gesamteindruck in prachtvollem Gold dadurch erzeugt, dass die Fehlstellen mit qualitativ durchaus zweifelhaften Mosaiken gefüllt sind. So sieht man über dem Altar ein herrliches, im byzantinischen Stil gestaltetes Mosaik der Gottesmutter und darunter einen eher unbedeutenden, im 19. Jh. geschaffenen Joseph mit Christuskind.

Ein Blick auf die Holzdecke. Foto: KW.

Eine von ihrer Bedeutung her völlig unterschätzte Attraktion ist die bemalte arabo-normannische Holzdecke, die einfach zu weit oben im Raum angebracht ist, um angemessen gewürdigt zu werden. Sie ist mit intimen Details aus dem Hofleben geschmückt und gibt den Akteuren eine unglaubliche Lebendigkeit, so man sie denn sehen würde…
Übrigens, dass die Capella Palatina heute im ursprünglichen Glanz erstrahlt, verdankt Palermo einem schwäbischen Mäzen. Die Stiftung Würth gab die Mittel, um dieses Weltkulturerbe angemessen zu restaurieren.

Der Dom von Palermo. Foto: KW.

Nach einer kleinen – äußerst touristischen – Stärkung gingen wir weiter zum Dom von Palermo. Er wurde in den Jahren nach 1184 erbaut und ist zu Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Unkenntlichkeit entstellt worden.

Das Innere des Doms von Palermo. Foto: KW.

Man entschied sich damals, den Dom zu modernisieren. Der mittelalterlichen Basilika wurde eine klassizistische Kuppel aufgesetzt und der Innenraum derart verunstaltet, dass die meisten Besucher darin durchschnittlich nicht mehr als 10 Minuten verweilen.

Porphyrsarkophag Friedrichs II. Foto: KW.

Nur wer sich in sizilianischer Geschichte auskennt, wird nicht darauf verzichten, sich die Grabstätte der normannischen Könige anzusehen. Immerhin birgt der Dom von Palermo auch eine Reliquie der deutschen Geschichte, die Gebeine des großen Königs Friedrich II., Knabe von Apulien, der die kaiserliche Zentralmacht im Deutschen Reich an die Meistbietenden verkaufte, um sein geliebtes Königreich Sizilien zu behalten.

Roger I., 1072-1101. Trifollaro, Mileto. Aus Auktion Gorny & Mosch 221 (2014), 3083.

Friedrich war ein Abkömmling der normannischen Herrscher, die seit dem Ende des 11. Jahrhunderts über Sizilien geherrscht hatten. Stammvater des Geschlechts war Roger I., jüngster Sohn des Tankred von Hauteville. Ihm bot sich keine Aussicht auf ein Erbe. So lauschte er interessiert den Erzählungen seines Bruders, der im Auftrag der Byzantiner im italienischen Süden gekämpft hatte. Der sprach davon, wie leicht man sich auf Sizilien mit wenig Männern und viel Tapferkeit ein eigenes Reich erobern könne. Tatsächlich brachte Roger I. mit Palermo einen wichtigen Teil der Insel an sich und begann langsam die Moslems zu vertreiben, was erst seinem Großenkel Friedrich II. komplett gelingen sollte.

Porphyrsarkophag Rogers II., 1095-1154. Foto: KW.

Auf Roger I. folgte Roger II., der sich mit ein wenig päpstlicher Hilfe – Roger II. nutzte das damalige Kirchenschisma zu seinen Gunsten – zum König Siziliens machte. Roger II. war der viel bewunderte Herrscher, an dessen Hof die Wissenschaften florierten. Er legte mit den Assisen von Ariano die Grundlage für das sizilianische Recht. Unter ihm entstanden bedeutende Bauten.
Roger plante, im Dom von Cephalù eine Grabstätte seiner Familie anzulegen. Die großartigen Porphyrsarkophage, die heute den Dom von Palermo zieren, wurden ursprünglich für Cefalù geschaffen. Es war Friedrich II., der sie nach Palermo bringen ließ, um sein eigenes Pantheon zu bauen. Er gruppierte seinen bewunderten Großvater Roger II., dessen Tochter Konstanze und ihren Ehemann, seinen Vater, Heinrich VI. um sich herum.

Wilhelm I., 1154-1166. Tarì d’oro o. J. Aus Auktion Gorny & Mosch 201 (2011), 5234.

Auf Roger II. folgte Wilhelm I. der Böse, auf Wilhelm den Bösen folgte Wilhelm der Gute. Und damit war erst einmal Schluss. Wilhelm II. hatte keine Kinder.

Tankred, 1189-1194. Denar o. J. Aus Auktion Gorny & Mosch 221 (2014), 3089.

So bestieg ein Enkel Rogers II. den Thron, und noch dazu ein unehelicher. Er hieß Tankred von Lecce. Dies bot einem anderen die Chance, beim dynastischen Glücksspiel mitzumachen.

Porphyrsarkophag Heinrichs VI. Foto: KW.

Heinrich VI., deutscher Kaiser, hatte Konstanze, die Tochter Rogers II. geheiratet. Auf diese Verbindung gründete er seinen Anspruch auf die Herrschaft über das reiche Sizilien. Und er setzte sich durch. Zwar gewann Heinrich VI. mit seinen rüden Maßnahmen gegenüber den unterlegenen Gegnern nicht gerade die Herzen seiner Untertanen, aber das wird ihm vermutlich nicht den Schlaf geraubt haben. Sizilien rächte sich auf seine Weise. Der noch sehr junge König starb an der endemischen Malaria und hinterließ einen unmündigen Sohn, …

Porphyrsarkophag Konstanzes. Foto: KW.

… dessen Mutter Konstanze damit überfordert war, ihm sein Königreich zu sichern.

Friedrich II., 1197-1250. Augustalis nach 1231, Brindisi. Aus Auktion Künker 239 (2013), 5297.

Der Rest ist von Legenden und Mythen derart überwuchert, dass die nüchterne Wahrheit nur schwer zu destillieren ist. Friedrich II. wurde zum größten König Siziliens. Er sicherte sich seine Herrschaft, indem er das deutsche Kaisertum schwächte wie nie ein Kaiser zuvor. Er hatte nichts und musste mit diesem „nichts“ und seinem Charme die Unterstützung der deutschen Fürsten in einem Bürgerkrieg gegen Otto IV. gewinnen. Es gelang, weil sich die Fürsten zurecht erhofften, er werde in Sizilien bleiben und sie beim Ausbau ihrer Regionalmacht nicht weiter stören.
Sein Königreich Sizilien nutzte der Knabe aus Apulien rigoros, um seine Machtpolitik zu finanzieren. Noch nie hatte es eine effektivere Bürokratie gegeben, weil Friedrich es nur so schaffte, genug Steuern zu erwirtschaften, um seine Feldzüge zu bezahlen. Ziel war das noch reichere Oberitalien, auf dessen Steuern Friedrich Anspruch erhob. Dass er sich dadurch die Feindschaft des Papstes erwarb, wird ihm gleichgültig gewesen sein, aber sicher nicht seinen Nachkommen, die der päpstliche Hass nicht nur die Macht, sondern – wie im Falle Konradins – das Leben kostete.

Krone, die Friedrich II. seiner ersten Frau ins Grab legte. Foto: KW.

Es mögen einem viele Gedanken kommen, wenn man vor den Sarkophagen all dieser mächtigen Männer und der eher machtlosen Frauen steht, die unsere Geschichte bestimmt haben.

Zur Toilette bitte hinter den Altar. Foto: KW.

Sollte jemand dabei ein eher weltliches Bedürfnis verspüren, findet er auf dem Weg zur Schatzkammer einen Ort, wo er dem nachgehen kann: Hoffen wir, dass hinter dem Altar noch anderes zu finden ist…

Wir jedenfalls hatten genug für einen Tag an Geschichte und Bauten.

Wenn Sie wissen möchten, wer nach den Normannen Palermo beherrschte, begleiten Sie uns auf unserer letzten Etappe der Sizilienreise. Wir haben uns noch einige ganz besondere Leckerbissen aufgehoben. Darunter das Gefängnis der spanischen Inquisition in Palermo, wo Gefangene ihre Zellenwände bemalten, um so ihren Ängsten, Nöten und Hoffnungen Ausdruck zu geben.