Zum 80. Geburtstag der Bildhauerin und Medailleurin Evelyn Hartnick

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21. Juli 2011 – Die Bildhauerin und Medailleurin Evelyn Hartnick feierte am 17. Juli ihren 80. Geburtstag. Am 17. Juli 1931 in Finsterwalde in der Niederlausitz geboren lebt Evelyn Hartnick seit langem in Berlin. In ihrem umfangreichen Werk finden sich zahlreiche Entwürfe für Gedenkmünzen der DDR und der BRD.

von Bernhard Weisser

Ausbildung
Der Vater von Evelyn Hartnick war der Künstler Bruno Hartnick, so dass sie von Kind auf mit Kunst und Künstlern vertraut ist. Der für das junge Mädchen schmerzliche Tod des Vaters im Jahr 1945 löste in ihr den Wunsch aus, seinem Beruf als Malerin zu folgen. Bereits mit sechzehn Jahren nahm sie im Jahr 1948 ein Studium an der Kunstgewerbeschule Leipzig auf, wo sie Malerei bei Max Schwimmer belegte.
Nach drei Semestern wechselte sie 1949 an die Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Dort studierte sie Illustration und Porträtkunst bei Elisabeth Voigt sowie Aktzeichnen und plastisches Gestalten bei Walter Arnold. Bei Arnold entdeckte sie ihre Neigung zur Bildhauerei und wechselte 1951 an die Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst in Berlin-Weißensee. Fünf Jahre studierte sie in der Bildhauerklasse bei Heinrich Drake. Im Jahr 1956 schloss sie ihr Studium als Diplom-Bildhauerin ab und ist seitdem selbstständig tätig.
Evelyn Hartnick ist Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Medaillenkunst und gehört dem Künstlerkreis der Berliner Medailleure an.

Werk
In der Bildhauerei bleibt Hartnick den klassischen Vorbildern verpflichtet und folgt konsequent dem in ihrer bildhauerischen Ausbildung beschrittenen Pfad. Die an der Realität orientierte Gestaltungsweise gilt ihr als ein adäquates Ausdrucksmittel der modernen zeitgenössischen Kunst. Das Sängerlieddenkmal von Finsterwalde (1999-2001) verdeutlicht ihre Vorliebe für Gruppenkompositionen in der Freiplastik, bei der jede einzelne Figur in einem Bezugssystem zu allen anderen steht.
In Evelyn Hartnicks Werk scheinen immer wieder biographische Bezüge auf. Das Sängerdenkmal in Finsterwalde durch die Hand dieser Künstlerin erhält seine besondere Bedeutung durch den Umstand, dass der Urgroßvater Hartnicks, Herrmann Gerhardt, der letzte Sänger von Finsterwalde war.

Ihre Reliefarbeiten fallen in zwei Gruppen: die vielfigurigen, vielteiligen und erzählerischen Kompositionen wie etwa Altes Berlin – Neues Berlin und die Reliefporträts wie etwa zu Max Planck, das schließlich auch als Vorlage für eine Gedenkmünze der DDR aus dem Jahr 1983 diente.
Der Schritt vom Relief zur Gussmedaille mit den diesen Objekten innewohnenden Gesetzmäßigkeiten war relativ klein. Die Gussmedaille wird von Evelyn Hartnick in klassischer Manier für Porträts genutzt, aber auch zu Stellungnahmen zum Zeitgeschehen. Mehrfach hat sie an Editionen des Künstlerkreises Berliner Medailleure teilgenommen, so zu den Themen Kunstgeld – Geldkunst (1993)‚ Balance halten (1994) und 1945-1995 – 50 Jahre Frieden? (1995).

Etwas anders ist die Welt der Prägemedaille. Hier steht meist die Umsetzung von Vorstellungen der staatlichen oder privaten Auftraggeber im Vordergrund, die Herstellung der Gipsmodelle erfordert millimetergenaue präzise Arbeit, die meist zur Verfügung stehende Reliefhöhe muss genau eingehalten werden.

Gedenkmünzen
Gedenkmünzen sind als kleine Staatsdenkmäler Zeugnisse der jeweiligen Selbstdarstellung eines Landes. 1983 wurde Evelyn Hartnick mit der Gestaltung von zwei Gedenkmünzen beauftragt, die in der „VEB Münze der DDR“ in Berlin entstanden. Die dort produzierten Prägestempel waren das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit von Bildhauern, Graphikern und den in der Münze tätigen Graveuren, die auf gegenseitigem Verständnis der jeweiligen Fähigkeiten beruhte.
Seit 1992 wird Hartnick zu Künstlerwettbewerben für Gedenkmünzen der Bundesrepublik Deutschland eingeladen. Die Angaben zu ihren Beteiligungen an diesen Wettbewerben sind widersprüchlich und nur zwei Entwürfe sind mit Abbildungen belegt. Es werden daher hier alle Hinweise mit dem jeweiligen Literaturzitat genannt.

30 Jahre Kampftruppen, 1983. Quelle: Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin, [18208577].

• 30 Jahre Kampftruppen, 1983
Graphiker: Dietrich Dorfstecher, Graveur: Lothar Rasch
Gedenkmünze, Nominal: 10 Mark
Literatur: Dethlefs und Steguweit 2005, 410 Nr. 196.

125. Geburtstag von Max Planck, 1983. Quelle: Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin, [18208581].

• 125. Geburtstag von Max Planck, 1983
Graphiker: Dietrich Dorfstecher, Graveur: Klaus Langanke
Gedenkmünze, Nominal: 5 Mark
Literatur: X. Kunstausstellung der DDR 1987/88, 512; Dethlefs und Steguweit 2005, 411 Nr. 197.

• 150 Jahre Orden pour le Mérite
Graphiker: Dietrich Dorfstecher
Gipsmodell für die Preisgerichtssitzung am 5.12.1992
Literatur: Steguweit mit Bannicke und Schön 2000, 61 Anm. 5. Nicht mehr bei Dethlefs und Steguweit 2005, 452 aufgeführt.

• 1000 Jahre Potsdam
Gipsmodell für die Preisgerichtssitzung am 16.6.1993
Literatur: Steguweit mit Bannicke und Schön 2000, 61 Anm. 5. Nicht mehr bei Dethlefs und Steguweit 2005,452 aufgeführt.

• 200. Geburtstag von Johann Gottfried Herder
Graphiker: Dietrich Dorfstecher
Gipsmodell für die Preisgerichtssitzung am 7.10.1993
Literatur: Steguweit mit Bannicke und Schön 2000, 61 Anm. 5; Dethlefs und Steguweit 2005, 332 Nr. 72.

• Willy Brandt
Graphiker: Dietrich Dorfstecher
Gipsmodell für die Preisgerichtssitzung am 25.11.1993
Literatur: Steguweit mit Bannicke und Schön 2000, 61 Anm. 5. Nicht bei Dethlefs und Steguweit 2005, 452 aufgeführt.

• 50 Jahre Mahnung zu Frieden und Versöhnung/ Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden
Gipsmodell für die Preisgerichtssitzung am 11.8.1994
Evelyn Hartnick 9
Literatur: Steguweit mit Bannicke und Schön 2000, 61 Anm. 5; Dethlefs und Steguweit 2005, 333 Nr. 73.

• 150 Jahre Kolpingwerk
Gipsmodell für die Preisgerichtssitzung am 4.5.1995
Literatur: R. Flören, Geldgeschichtliche Nachrichten 30, 1995, 311 mit Abb.; Steguweit mit Bannicke und Schön 2000, 61 Anm. 5; Dethlefs und Steguweit 2005, 337 Nr. 76.

500. Geburtstag von Philipp Melanchthon. Quelle: Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin, [18229787].

• 500. Geburtstag von Philipp Melanchthon
Gipsmodell für die Preisgerichtssitzung am 13.6.1996
Literatur: R. Flören, Geldgeschichtliche Nachrichten 32, 1997, 18 mit Abb.; Steguweit mit Bannicke und Schön 2000, 61 Anm. 5; Dethlefs und Steguweit 2005, 338 Nr. 77.

• 900. Geburtstag von Hildegard von Bingen
Gipsmodell für die Preisgerichtssitzung am 28./29. 8.1997
Literatur: Steguweit mit Bannicke und Schön 2000, 61 Anm. 5; Dethlefs und Steguweit 2005, 342 Nr. 81.

• 50 Jahre SOS-Kinderdörfer in Deutschland
Gipsmodell für die Preisgerichtssitzung am 27./28.8.1998
Literatur: Steguweit mit Bannicke und Schön 2000, 61 Anm. 5; Dethlefs und Steguweit 2005, 348 Nr. 85.

• Zehn Jahre Deutsche Einheit
Zeichnung für die Preisgerichtssitzung am 30.8.1999
Literatur: Dethlefs und Steguweit 2005, 353 Nr. 90.

• 200. Geburtstag von Justus von Liebig
Gipsmodell für die Preisgerichtssitzung am 18.4.2002
Literatur: Dethlefs und Steguweit 2005, 365 Nr. 102.

• Deutsche Euroserie
Motiv Hände in der Themengruppe II: Ziele und Ideale der Europäischen Union
Gipsmodelle für die Preisgerichtssitzung vom 3.-5.2.1997 in Berlin
Steguweit mit Bannicke und Schön 2000, 61 Anm. 5.

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Die persönliche Internetseite von Evelyn Hartnick finden Sie hier.

Wenn Sie sich weitere Münzen der Künstlerin anschauen wollen, können Sie diese im Interaktiven Katalog des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin suchen. Klicken Sie einfach hier.