Zum 5. Todesjahr von Jürgen Ellenberg 1941-2009

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von Hans-Peter Brachmanski

20. Februar 2014 – Vor fünf Jahren erlag der schwer erkrankte Grafiker Jürgen Ellenberg, gerade 68-jährig, seinem Leiden. Galeristen, Ortschronisten und Bildungsbürger zeigten sich vom Ableben des populären Numismatikers sichtlich erschüttert. Für zahlreiche Kunstsammler war und ist der Umgang mit seinen Schriften und die Freude an den mit ungemein hoher Sachkenntnis gestalteten Medaillen bis heute immer wieder ein besonderes Erlebnis.

Das grafische Wirken Jürgen Ellenbergs erstreckte sich über vier Jahrzehnte. Dabei führte der Lebensweg des 1941 in Erfurt Geborenen, schon in früher Jugend zur bildnerischen Darstellung. Bereits im Kindesalter erlernte er mit Sehen – Umsetzen – Zeichnen die drei Grundlagen jeglichen künstlerischen Schaffens. In Zeichen- und Volkshochschule wie auch bei häufigen Atelierbesuchen erweiterte er seine Kenntnisse und erwarb so einen Fundus, aus dem er lebenslänglich schöpfen konnte. An der Fachschule für Werbung und Gestaltung in Berlin erhielt er anschließend eine fundierte Ausbildung.
Seit 1975 als freiberuflicher Gebrauchsgrafiker tätig, erarbeitete er sich bald ein gutes Renommee. Aufträge für Werbung aller Art bis hin zu Buchillustrationen folgten. Wenig bedacht bzw. außen vorgelassen wurde er bei politisch motivierten Anliegen. Bei den Werbungsgestaltungen für die alljährlich im Erfurter Umland durchgeführten Staatsjagden der DDR-Regierung blieb er außen vor.

In besonderem Maße jedoch verschrieb sich Jürgen Ellenberg bereits als junger Mensch der Numismatik und dabei der Geldgeschichte seiner Heimatstadt. Als Angehöriger einer alten, unternehmerisch aktiven Familie, einer seiner Vorfahren war Schultheiß in Stedten, wurde er frühzeitig mit den Gesetzen der Geldzirkulation konfrontiert.
Banknoten und dabei, besonders die von Alfred Hanf im Holzschnitt expressiv gestalteten Erfurter Geldscheine, sollen ausschlaggebend für seine früh einsetzende Sammlerleidenschaft gewesen sein. Später folgten Münzen, Marken, Notgeld bis hin zu Denkmünzen. Es gab kaum ein Gebiet der Erfurter Münzenkunde, das er nicht sammelte bzw. erforschte.
Bevor sich Ellenberg verstärkt den Medaillen zuwandte, die sein eigentliches Schaffenswerk werden sollten, erwarb er sich dazu beachtliches Wissen. Seit den 1980er Jahren widmete er sich intensiv der Entwurfsgestaltung von Gedenkprägungen. Die Liebe zur Medaillenkunst, die ihn ein ganzes Leben lang nicht mehr loslassen sollte, hatte ihn voll erfasst. Erinnert sei beispielhaft an die Städte-Medaillenserie zum Martin-Luther-Jahr 1983, mit der ihm auf Anhieb der Sprung in die Gilde der „Numisgrafiker“ gelang. Genial verstand er es, auf jeder Prägungen die Abbildung einer zeitgenössischen Stadtmünze unterzubringen. Es sollte dies zu seinem Markenzeichen werden.

Fortan wandten sich verstärkt Vereine, Institutionen und Staatsbetriebe mit ihren Prägewünschen an den begnadeten Grafiker. Oft jedoch musste er deren unrealistische Vorstellungen in das Machbare umsetzen. Es galt, einen Spagat zwischen Medaillenrund, vorhandener Fläche, Schriftart und Aussage zu vollbringen. Hier halfen ihm seine jahrelangen numismatischen Forschungsarbeiten. So gelang ihm die Umsetzung grafisch-klarer, ausdruckstarker Kompositionen mit strenger Linienführung.
Später folgte die Jubiläumsserie „1250 Jahre Erfurt“, 1992, sowie zahlreiche Porträtmedaillen. Dem Gedenken an Fürst Otto v. Bismarck, Dalberg, Goethe, Schiller, Salzmann und vielen anderen Persönlichkeiten fühlte er sich verpflichtet, wobei es ihm darauf ankam, das individuell Wesentliche hervorzuheben. „Weniger ist oft Mehr“ war für ihn ein stets beachteter Grundsatz. In kongenialer Zusammenarbeit mit dem befreundeten Stempelschneider Helmut König entstand so eine Vielzahl von Werken, die zu den Besten dieses Metiers zählen. Weit über die Landesgrenzen hinaus schätzte man sein exzellentes Fachwissen und die Fähigkeit, dieses akribisch umzusetzen.

Zudem war er auch ein engagierter Mitstreiter in zahlreichen Verbänden und Gesellschaften seiner Vaterstadt, wo seine unterhaltsame humoristische Art, gern willkommen waren. Als Gründungsmitglied der Fachgruppe Numismatik im Kulturbund der DDR gestaltete er verschiedene Ausstellungskataloge in den 70er und 80er Jahren. Die damaligen Kreismünz-Ausstellungen betreute er ebenso wie die Periodika der Numismatischen Hefte. Er beteiligte sich aktiv an diversen thematischen Münzausstellungen. Erinnert sei dabei an seine viel beachteten Lieblings-Themen: 1984 / Erfurt im Spiegel von Medaillen, 1986 / Erfurt im Spiegel der Medaille.

Mit dem Zusammenschluss beider deutscher Staaten entstanden in Erfurt zwei numismatische Vereine, denen Jürgen Ellenberg angehörte – ein Zeichen seiner weithin geschätzten Toleranz! Rückblickend ist besonders hervorzuheben, dass sich der Grafiker gemeinsam mit dem Medailleur Helmut König an einer Ausschreibung des Bundesministeriums für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau zur Gestaltung einer 10- DM-Münze beteiligte. Im Jahr 1994 lag ihr Entwurf zur „Erinnerung an den 800. Todestag von „Heinrich dem Löwen, Herzog von Sachsen und Bayern“ vor, der vom Preisrichter akzeptiert wurde.

Vor fünf Jahren am 22. Februar 2009 vollendete sich der Lebenskreis des vielseitigen Künstlers, der als tragende Säule zahlreicher Vereine in der Thüringischen Landeshauptstadt eine spürbare Lücke hinterlässt. Ein erstes, unvollständiges Werkverzeichnis der von ihm gestalteten Medaillen hatte Andreas Thorwirt bereits vor längerem publiziert. Eine weitere umfassende Zusammenstellung zu diesem Thema folgte bereits wenige Monate nach seinem Ableben, für die der Verfasser verantwortlich zeichnet. Somit liegt für die Forschung ein nahezu vollständiges Medaillenverzeichnis vor.