Römische Münzen aus der Münzstätte Mailand

von Claire Franklin

Die Münzstätte Mailand (Mediolanum) in der fruchtbaren Ebene des Flusses Po in Norditalien war im dritten Jahrhundert (259 bis 274/275 n. Chr.) für etwa 16 Jahre aktiv, bevor sie geschlossen wurde. Das war eine bewegte Zeit, in der das römische Reich zwischen verschiedenen Parteien und Armeen zerrissen war, und die Münzen lassen diese Unruhe durch ihren geringen Silbergehalt und die oft nachlässigen Produktionsmethoden erkennen. Mailand war eine wichtige militärische Basis, die den Rest Italiens gegen das Eindringen der Barbaren aus dem Norden schützte. Nach Angriffen der germanischen Alemannen (etwa um das Jahr 260 n. Chr.) wurde eine große Zahl Soldaten dort stationiert, und deshalb brauchte man eine Münzstätte, die die Münzen für die Soldzahlungen prägte. Da viele Münzausgaben nur spärlich überliefert sind, scheint die Münzstätte zeitweilig sehr wenig geprägt zu haben. Die Kaiser, die hier prägten, waren Gallienus, in dessen Regierungszeit die Münzstätte eröffnet wurde, Postumus (vertreten durch seinen General Aureolus), Claudius II. Gothicus, Quintillus und Aurelian. Während der Herrschaft des Aurelian wurde die Münzenproduktion für dieses Gebiet nach Ticinum verlegt.

Eine systematische Sammlung von 70 Münzen aus der Münzstätte Mailand, einige davon äußerst selten und mit alten Sammlungsprovenienzen, wird jetzt in Auktion 43 der Münzen & Medaillen GmbH angeboten (Nr. 460-529). 

Nicht alle Münzen aus Mailand tragen Münzzeichen (M, MP, MT, S und andere Abarten wurden verwendet), aber Numismatiker haben der Münzstätte Mailand Münzen aus stilistischen Gründen zugewiesen. Viele der Tiere auf den Rückseiten sind in einer fließenden, nicht-naturalistischen Weise dargestellt, und wenn man eine Sammlung solcher Stücke ansieht, fällt die stilistische Ähnlichkeit der Münzen sofort auf (solche stilistischen Gemeinsamkeiten oder Unterschiede sind oft schwer zu beurteilen, wenn man nur mit dem spärlich bebilderten RIC arbeitet!). Hauptsächlich war es der Numismatiker Robert Göbl, der die Münzen dieser Zeit aus stilistischen Gründen auf Münzstätten und Ausgaben verteilte. 

Katalog Nr. 502: Gallienus, 253-268. Antoninian, 265-266. Rv. Pietas.

Die Münzen dieser turbulenten Zeit wurden nicht immer mit der gleichen Sorgfalt hergestellt wie die früheren römischen Münzausgaben. Auch der Silbergehalt schwankt beträchtlich. Trotzdem sind die Münzen bei Sammlern beliebt wegen der großen Anzahl interessanter unterschiedlicher Typen. Die Vorderseiten zeigen eine Reihe verschiedener Büsten, vor allem bei den Münzen des Gallienus, wobei einige seine Stellung als militärischer Führer herausstellen (z. B. Nr. 485, 491 und die seltene Nr. 502), während andere ihn in der …

Katalog Nr. 496: Gallienus, 253-268. Antoninian, 264. Rv. Sol.

… Kleidung eines Konsuls darstellen (Nr. 496) oder …

Katalog Nr. 495: Gallienus, 253-268. Antoninian, 264. Rv. Laetitia.

… mit zum Gruß erhobener Hand (Nr. 495). Da diese Münzen Antoniniane sind, sind alle Herrscher mit Strahlenkrone abgebildet. 

Katalog Nr. 474. Gallienus, 253-268. Antoninian, 260. Rv. Kentaur.

Die Rückseiten sind außerordentlich vielfältig. Viele tragen Tierdarstellungen, und während einige davon wahrscheinlich auf Embleme bestimmter Legionen zurückgehen, können andere auch die römische Freude an Zirkusspielen zeigen – Löwen z. B. gibt es auf vielen dieser Münzen. Auch mythische Wesen werden dargestellt – das geflügelte Pferd Pegasus (Nr. 471-472), ein lebendig wirkender Kentaur (Nr. 474), ein Wesen halb Stier und halb Fisch nach Art des …

Katalog Nr. 469. Gallienus, 253-268. Antoninian, 260. Rv. Hippokamp.

… Hippocamp (Nr. 469) und ein Capricorn, der aus Teilen einer Ziege und eines Fisches besteht. Diese Bilder können eine besondere Bedeutung gehabt haben: Die Umschriften verbinden einige Münzen mit bestimmten Legionen. Der Capricorn kann der 22. Legion als Emblem zugeteilt werden, der Storch steht für die 3. Legion, und andere Embleme können sich auf andere Gruppen beziehen, ohne dass dies bisher näher erforscht ist. 

Katalog Nr. 462. Gallienus, 253-268. Antoninian, 259. Rv. Diana.

Noch andere Typen bilden Göttinnen ab wie Diana, die auf den Nummern 461-462 mit ihren Hunden jagt, Minerva mit Helm und Schild (Nr. 470), Victoria (Nr. 478), die auch auf Nr. 481 in Verbindung mit einem Löwen auftritt, und Neptun mit einem Delphin (Nr. 480).

Die zur Auktion kommende Sammlung wurde über viele Jahre hinweg zusammengestellt, und viele der Stücke können eine hervorragende Herkunft nachweisen, was ja gegenwärtig von großer Bedeutung ist. Drei Münzen stammen aus der Sammlung des Reverend Clayton Mordaunt Cracherode (1730-1799), der eine bedeutende Persönlichkeit unter den britischen Intellektuellen seiner Zeit war. Er war Mitglied der obersten Verwaltung des Britischen Museums, dem er auch seine Sammlung vermachte. Die Münzen, die jetzt angeboten werden (Nr. 463, 470, 479), wurden später vom Britischen Museum als Dubletten verkauft. Eine andere Münze der Sammlung (Nr. 466) stammt aus der Sammlung des Herzogs Louis Charles Pierre Casimir de Blacas s’Aulps (1815-1866), zweiter Herzog von Blacas und Spross einer vornehmen französischen Adelsfamilie der Provence. Auch diese Münze ist eine Doublette des Britischen Museums. Mehrere Exemplare aus der Auktion wurden auch als Illustrationen in wissenschaftlichen Werken abgebildet, z. B. von Bastien/Pflaum (Nr. 514 ff.), Doyen (Nr. 495) und Göbl (Nr. 463).

Katalog Nr. 485. Gallienus, 253-268. Antoninian, 260. Rv. Löwe mit Strahlenkranz.

Mehrere Münzen stammen aus dem Fund von Gibraltar auf dem Weg über die Sammlung Lt. Colonel H. D. Gallwey (Num. Chron. 1962), die 244 Exemplare der Legionsausgaben des Gallienus aus Mailand enthielt – Münzen, die sonst nur selten vorkommen. Darunter sind seltene Typen wie die Capricorn-Rückseite, Emblem der 22. Legion, oder die Darstellung des Neptun (Nr. 484), oder auch der Löwe mit Strahlenkrone (Nr. 485, 487). 

Nr. 473: Gallienus, 253-268. Antoninian, 260. Rv. Römische Wölfin.

Sogar Unika sind dabei, z. B. das Stück, das die Wölfin mit Romulus und Remus zeigt (Nr. 473). 

Die Münzen werden am 26. Februar 2016 in Stuttgart versteigert. Gedruckte Exemplare des Auktionskatalogs sind gegen Einsendung von 10.- Euro von Münzen & Medaillen GmbH, Hauptstraße 175a, 79576 Weil am Rhein, erhältlich. Die Auktionsmünzen sind auch bei sixbid zu sehen, und bei rechtzeitiger Anmeldung ist es möglich, über das biddr-System sich live an der Auktion zu beteiligen. 

Die Website von Münzen & Medaillen GmbH finden Sie hier.