Monographie zum Kaiser Gallienus und seiner Münzprägung

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von Ursula Kampmann

20. Februar 2014 – Als Sammelgebiet haben sich die Münzen des Kaisers Gallienus einen festen Platz bei den Münzfreunden erobert. Sie sind häufig und relativ günstig zu haben. Dazu zeigen sie eine unglaubliche Vielfalt an interessanten Münzmotiven. Allerdings ist die historische Literatur, die es zu diesem Kaiser gibt, relativ übersichtlich. Es wird also alle Freunde des Kaiserreichs im 3. Jahrhundert n. Chr. freuen zu erfahren, dass es ein neues Spezialwerk zum Kaiser Gallienus gibt. Michael Geiger hat sich im Rahmen einer Doktorarbeit der Aufgabe gestellt, sorgfältig alle Quellen zu Gallienus zu sammeln und sie chronologisch und thematisch zu sortieren. Seine nun erschienene Arbeit ist für jeden Freund der Münzen des Gallienus äußerst nützlich.

Michael Geiger, Gallienus. Peter Lang GmbH, Frankfurt am Main, 2013. 433 S., 43 Schwarz-Weiß-Abbildungen. 15,2 x 21,6 cm. Fadenbindung. Hardcover. ISBN 978-3-631-64534-5. 71,95 Euro.

Nach einer kurzen Einleitung stellt Geiger alle literarischen und sonstigen Quellen vor, die man für die Herrschaft des Gallienus heranziehen kann. Das folgende Kapitel ist der Familie und der Herkunft des Gallienus gewidmet, ehe der Autor sich in einem 4. Kapitel der Ereignisgeschichte zuwendet. Schön sind hier die langen Passagen der Primärquellen, die Geiger anführt, und die er dankenswerterweise – nicht jeder liest heute noch flüssig griechisch und lateinisch – auch in Übersetzung wiedergibt. Damit hat der Leser die Primärquellen immer vor Augen und kann sich so sein eigenes Bild machen.

Für den Münzsammler am Wichtigsten ist das 5. Kapitel, in dem der Autor ausführlich die Münzprägung des Gallienus abhandelt. Er beschäftigt sich zunächst mit der chronologischen Reihenfolge der Münzemissionen, um sich dann den verschiedenen Münzstätten zuzuwenden. In einem Unterkapitel behandelt er das Verhältnis zwischen Gallienus und Sol, die Entwicklung des Kaiserporträts und – hier werden Münzen nur für einige Aspekte benutzt – das Philhellenentum des Kaisers.
Dieses 5. Kapitel ist überaus wichtig und seine Übersichtlichkeit könnte für jeden Münzsammler von größtem Nutzen sein, wären hier mehr Abbildungen verwendet worden, um die Aussagen zu illustrieren. Man kann es drehen, wie man will, keine noch so gute Beschreibung kann ein Münzbild ersetzen. Zwar offeriert der Autor am Schluss des Buches 43 Münzabbildungen aus der Numismatischen Bilddatenbank Eichstätt und der Staatlichen Münzsammlung München, aber diese sind nicht wirklich gut in den Text integriert und wirken wie ein Anhängsel. Natürlich ist das Problem bekannt, dass viele Münzkabinette heute Geld für ihre Fotos verlangen müssen. Auf der anderen Seite sind zahlreiche Münzhandlungen bereit, ihr Material kostenlos zur Verfügung zu stellen. Mit dem, was in den Auktionskatalogen zu finden gewesen wäre, hätte man dieses Buch ohne große Mehrkosten zu einem überaus nützlichen Werkzeug für den Sammler von Gallienus-Münzen machen können. Und Sammler, vor allem Münzhändler sind ja für die historisch-numismatische Literatur treue und berechenbare Käufer.

Wie auch immer, weitere Kapitel beschäftigen sich mit dem Verhältnis von Gallienus zum Christentum, mit der Augusta Salonina, mit der wirtschaftlichen und der militärisch-administrativen Situation des Reichs unter Gallienus.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Sammler, die sich für das 3. Jahrhundert n. Chr. interessieren, Geigers Monographie ruhig kaufen sollen, allerdings im Wissen, dass es kein perfektes Buch ist. Allerdings liefert es eine hervorragende Übersicht zum aktuellen Stand der Forschung rund um Gallienus. Für einen jungen Autor ist diese Arbeit ein sehr guter Einstieg in die wissenschaftliche Welt.

Eines muss man allerdings noch feststellen. Die Verlagspolitik, die eBook-Version teurer zu verkaufen als das Hardcover berührt etwas merkwürdig. Man kann sich nicht vorstellen, aus welchen Gründen irgendein Leser die digitale Version für mehr Geld dem realen Buch für weniger vorziehen sollte.

Buch und eBook sind erschienen im Peter Lang Verlag.