MenschenGesichter Teil 35: Ein Mädchen sucht sich einen Mann


mit freundlicher Genehmigung des MoneyMuseum, Zürich

Warum galt der Kopf jahrhunderte-, nein, jahrtausendelang als das Motiv einer Münzseite schlechthin? Und warum hat sich dies in den letzten 200 Jahren geändert? Das fragt Ursula Kampmann in ihrem Buch „MenschenGesichter“, dem die Texte unserer Serie entnommen sind.

Spanien. Ferdinand und Isabella (1479-1504). Dobla Excelente, Sevilla. Gekrönte Büsten von Ferdinand n. r. und Isabella n. l. Rs. Wappenschild von Kastilien und Leon auf Adler mit ausgebreiteten Flügeln. © MoneyMuseum, Zürich.

Wie viele Frauen der frühen Neuzeit haben es geschafft, dass ihr Name heute noch gleichberechtigt neben dem ihres Mannes genannt wird? Wie viele Frauen aus dieser Zeit finden wir neben ihrem Mann dargestellt auf einer Münze? Wohl nur wenige. Eine von ihnen ist Isabella, Königin von Kastilien.

Ein Bürgerkrieg im eigenen Land machte die 17-Jährige zur Thronerbin. Ihr Bruder Heinrich IV. von Kastilien musste auf Druck der Adelsopposition die eigenen Kinder zugunsten seiner Schwester enterben. Damit war Isabella auf einmal eine glänzende Partie. Der Thronerbe von Portugal warb um sie, der Bruder des französischen Königs – aber Isabella hatte ihre eigenen Pläne.

Hochzeitsbild von Ferdinand und Isabella, 1469. Quelle: Wikicommons.

Sie akzeptierte das Angebot des Königs von Aragón, der ihr brieflich seinen Thronerben Ferdinand angeboten hatte. Allerdings stellte Isabella ihre Bedingungen: Ferdinand musste sich verpflichten, in Kastilien keine Entscheidung ohne sie zu treffen. Jeder Erlass sollte die Unterschrift beider Herrscher tragen. Der König von Aragón willigte ein. Damit war die Ehe beschlossene Sache, aber das reichte nicht. Noch hatte Heinrich IV. die Macht und konnte Isabella zwingen, den ihm angenehmen Kandidaten zu heiraten. So musste die junge Frau vollendete Tatsachen schaffen.

Isabella reiste ab, offiziell um ihre Mutter zu besuchen. Von unterwegs aus bat sie Ferdinand, so schnell wie möglich zu ihr zu kommen, um die Ehe zu vollziehen. Der zögerte. Er war der einzige Erbe seines 69 Jahre alten, blinden Vaters. Sollte er sich dieser Gefahr aussetzen? Aber ja, die Herrschaft über Kastilien war es wert. Und so ritt der Prinz verkleidet als Rossknecht mit nur sechs Begleitern nach Kastilien. Jeden Abend soll seine zukünftige katholische Majestät die Pferde gestriegelt haben. Ferdinand erreichte Valladolid, wo seine Braut auf ihn wartete. Am 14. Oktober 1469 sahen sich die beiden zum ersten Mal. Man musste Isabella auf Ferdinand aufmerksam machen: „Das ist er“, wurde ihr zugeraunt. Fünf Tage später fand die Hochzeit statt. Doch ein Hindernis blieb: Ferdinand und Isabella waren verwandt, der Dispens des Papstes nicht eingeholt. Ohne zu zögern, las ein Bischof eine gefälschte Bulle vor, die die Ehe erlaubte. Damit waren Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragón vermählt. Aber der Sieg war noch lange nicht gewonnen. Fünf lange, bittere Jahre sollte es dauern, bis Isabella den Thron von Kastilien besteigen und daran gehen konnte, ihrem Land den Frieden zu bringen und die Weichen zu stellen, die den Aufstieg Spaniens zur ersten Macht Europas ermöglichten.

Auch in der nächsten Folge bleiben wir in der Familie und beschäftigen uns ausführlich mit dem Wappen, das Isabellas Enkel, Karl V., auf seine Münzen prägen ließ.

Alle Teile der Reihe finden Sie hier.

Das Buch „MenschenGesichter“ gibt es in gedruckter Form und als ebook auf der Seite des Conzett Verlages.