Können private und staatliche Währungen koexistieren? Bitcoins im Auge des Staates

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von Robert Baumgartner

6. Februar 2014 – Als dezentrale digitale Währung passen Bitcoins kaum in das Schema der internationalen Bankensysteme, in denen Währungen durch staatliche Stellen ausgegeben und kontrolliert werden. Bitcoins werden stattdessen von einzelnen Computern durch die Berechnung spezieller Formeln („Mining“) hergestellt und in privaten Tauschbörsen unter Benutzern gehandelt – die Kontrolle durch eine zentrale (Bank-)Instanz fällt vollkommen aus. Förderer von Bitcoin werben deshalb auch mit dem Spruch „be your own bank“ für ihre Währung. Der Gebrauch der dezentralisierten und anonymen Währung soll es Benutzern erlauben, unabhängig von den Auflagen und Beschränkungen der internationalen Finanzinstitutionen Geld zu bewegen.
Dies ist jedoch ein zweischneidiges Schwert: Einerseits können Bitcoin-Nutzer ihr „Geld“ frei von Ein- oder Ausfuhrbeschränkungen bewegen und auf Tauschbörsen in andere Währungen wechseln. Andererseits bewegen sie sich in einem rechtsfreien Raum, in dem es ohne eine zentrale Währungsaufsicht oder Banken keinen Schutz vor Wertverlusten, Betrug oder Diebstahl gibt.

Bitcoins im Rampenlicht
Die zunehmende Popularität von Bitcoins hat schließlich dazu geführt, dass sich auch immer mehr staatliche Aufsichtsbehörden mit der digitalen Währung beschäftigen müssen. Sei es durch den rasanten Wertanstieg in den letzten Monaten, die Umschiffung staatlicher Abgaben durch die frei-fließende Onlinewährung, oder durch die Nutzung von Bitcoins für illegales Glücksspiel oder den Kauf von Drogen, Waffen oder Kinderpornografie über verborgene Internetseiten – Bitcoins können von staatlichen Stellen kaum noch ignoriert werden. Wie reagieren also Staaten auf eine „private“ digitale Währung wie Bitcoin?

Toleranz und Neugier
Die Reaktionen sind geteilt: Auf der einen Seite finden sich vor allem in westlichen Nationen Aufsichtsbehörden, die digitalen Währungen wie Bitcoin aufgeschlossen gegenübertreten: Nationen wie Australien, Deutschland, Finnland, Dänemark, Kanada oder Belgien tolerieren die Nutzung von Bitcoins und erwägen eine Integration von digitalen Währungen ins Steuersystem. Die Voraussetzung für die weitere Akzeptanz von Bitcoins ist jedoch in jedem Fall, dass Gewinne regulär versteuert werden und der Umtausch von Bitcoins in reguläre Währungen nach internationalen Auflagen durchgeführt wird – Auflagen, die sich kaum mit der Anonymität der Währung verbinden lassen.

Vorsichtige Warnungen
Andere Aufsichtsinstanzen, wie die Libanesische Nationalbank, die Indische Zentralbank, oder die Europäische Bankenaufsichtsbehörde verbieten den Handel mit Bitcoins grundsätzlich nicht, machen aber, wie auch andere Finanzexperten, auf die Probleme der Währung aufmerksam:

  • Teilweise massive Kursschwankungen von 100$ pro Bitcoin im November, hin zu 1200$ im Dezember, wieder zurück auf 750$ im Januar
  • Fehlender Schutz von Einlagen vor Betrug und Diebstahl
  • Problematische Nutzungszwecke der Währung

Das sind für sie eindeutige Gründe, von der Nutzung von Bitcoins abzuraten. Das zukünftige Verhalten dieser Behörden gegenüber Bitcoin lässt sich noch nicht abschätzen.

Bitcoinverbot und die Angst vor dem freien Geld
Es ist durchaus noch möglich, dass auch sie sich, wie bereits Thailand, Island und China, zu einem Verbot von Bitcoins entschließen. Die bisherigen Verbote lassen sich jedoch nicht aus einem generellen Misstrauen gegenüber digitalen Währungen erklären. Stattdessen geht es vor allem Island (nach dem Crash isländischer Banken) und China darum, unkontrollierte Kapitalflucht zu verhindern und so ihre Währungen zu stabilisieren. Da Bitcoins eine Möglichkeit darstellen, auch als Normalsparer Geld an Kapitalausfuhrverboten (siehe Zypern) vorbei außer Landes zu schaffen, werden vor allem Länder in einer prekären Liquiditätssituation in Zukunft wahrscheinlich Bitcoins verbieten.

Fazit: Bitcoins zwischen staatlicher Anerkennung und Verdammung
Der gesetzliche Status von Bitcoins ist im Moment noch in zahlreichen Ländern unklar. Dort, wo der Handel mit Bitcoins erlaubt ist, hängt die Zukunft der digitalen Währung davon ab, ob sich die Tauschbörsen, die Bitcoins in die jeweilige Landeswährung auszahlen, in das Finanzsystem integrieren können.
Zahlreiche Vorfälle der Vergangenheit haben jedoch bewiesen, dass viele kleine Dienstleister die großen Ausgaben und Auflagen scheuen, die mit der Akkreditierung als legaler Kapitaltransferpartner zusammenhängen. Einige kleine Tauschbörsen wurden aus diesen Gründen schon geschlossen, ihre Konten wurden im Verdacht der Geldwäsche konfisziert – Benutzer verloren alle Einlagen. Selbst die größte internationale Tauschbörse Mt. Gox musste durch die Sperrung zahlreicher Bankkonten aufgrund der fehlenden Akkreditierung ihren Service massiv einschränken.
Alles darüber hinaus hängt von der globalen Wirtschaftslage der nächsten Jahre ab. Sollten sich die schwelenden Finanzprobleme der Eurozone, Chinas, oder der USA  wieder verstärken, könnten sich zahlreiche Anleger sauf die Suche nach alternativen Anlagemöglichkeiten machen, auf die staatliche Behörden nicht zugreifen können. Neben Edelmetallen wären digitale Währungen wie Bitcoins dabei auf den ersten Blick sehr interessant. Aber wie im Fall von Island und China wäre es nur eine Frage der Zeit, bis Bitcoins auch in diesen Ländern verboten würden – und durch die Instabilität der digitalen Währung könnten Anleger schon vor diesem Verbot Verluste machen.

Robert Baumgartner ist Redakteur beim unabhängigen Finanzmagazin Finanzwirtschafter.

Über einen Zusammenhang zwischen Bitcoin und Drogen berichtete die BBC.

Von den warnenden Stimmen berichteten die Medien. So über die Position der Indischen Zentralbank

… der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde

… und von Finanzexperten.

Von Verboten der digitalen Währung berichteten die Medien im Zusammenhang mit Thailand

China

… und Island.

Über die Schwierigkeiten der kleinen Kapitaltransfergesellschaften berichtete Arstechnica.

Sogar die größte Bitcoin-Börse Mt. Gox wurde von der Sparkasse blockiert.

Auch ein Produzent physikalischer Bitcoins gab kürzlich sein Geschäft auf.

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