Geld als Symbol der Macht

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von Björn Schöpe

20. August 2015 – Thomas Hockenhull betreut die Sammlung modernen Geldes am British Museum. Zusammen mit seinen Museumskollegen hat er nun ein Buch vorgelegt, das einzelne Münzen (im Sinne von Währungen) vorstellt. „Zehn Münzen, die die Welt verändert haben“, wie es im Untertitel heißt.

Thomas Hockenhull (Hrsg.), Symbols of Power. Ten Coins That Changed the World. Columbia University Press, New York, 2015. 160 S. mit farbigen Abbildungen. Paperback, 12,8 x 19,8 cm. ISBN: 978-0-231-17408-4. GBP 7,99.

Damit ist klar: Das Buch soll keine umfassende Darstellung der Geschichte des Geldes oder der Weltwirtschaft bieten. Aber es nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die Zeit und um die Welt.

Auf eine kurze, allgemeine Einführung folgen die thematischen Kapitel, von denen jedes eine Münze vorstellt: Schekel, Drachme, Denar, Florin, Franc, Mark, Rupie, Yen, Pfund und Dollar. Beim Durchblättern stellt man schnell fest, wie wahr die Behauptung ist, dieses Geld habe die Welt geändert. Kaum eine Gegend, kaum eine Zeit wird nicht berührt. Andererseits fehlen wichtige Währungen und hinterlassen weiße Flecke auf der Landkarte der Geschichte, es werden weder China noch Russland behandelt. Doch, wie gesagt, es geht den Autoren nicht um Vollständigkeit.
Das Buch ist in bester englischer Manier unterhaltsam geschrieben und führt wunderbar ein in die Geldgeschichte als Schnittstelle der objektbezogenen Numismatik auf der einen und der abstrakten Wirtschaftsgeschichte auf der anderen Seite.

Glücklicherweise nehmen es die Autoren nicht zu genau mit der Beschränkung auf eine „Münze“. Im Kapitel über den römischen Denar werden natürlich auch die Stückelungen und andere Nominale erwähnt, so dass das Bild einer Geschichte des römischen Geldes entsteht.
Man kann allerdings auch beklagen, dass die Wahl einzelner „Münzen“ zu einer gewissen Unschärfe führt. Betrachten wir den Schekel. Wir erfahren, dass schon lange vor Einführung von Münzen, rund 3000 v. Chr., der Schekel eine Gewichtseinheit war, die später zur Festlegung von Preisen verwendet wurde. Entsprechend nannte man im Vorderen Orient die ersten Silbermünzen Schekel, wenn diese eben einen Schekel wogen. Im 2. Jahrhundert n. Chr. endete die Geschichte dieser antiken Währung. Doch im 20. Jahrhundert kam es zu einem Revival. 1980 ersetzte Israel das Israelische Pfund durch den Neuen Schekel. Aber was hat diese moderne Währung mit der alten gemeinsam außer dem Namen? Die gleiche Frage stellt sich im Fall von Griechenland und seiner Drachme.
Die Kapitel sind also tatsächlich nicht Währungen gewidmet, sondern Münzen. Wie definiert man diese, dass antike und moderne Münzen gleichen Namens aber mit völlig unterschiedlichen Eigenschaften in dieselbe Kategorie kommen? Letztlich ist die Frage an dieser Stelle müßig. Man könnte ebenso beklagen, dass der Taler kein eigenes Kapitel erhalten hat, sondern nur in knappen Bemerkungen zur Vorgeschichte des Dollars auftaucht.
Das Buch beweist bei seiner kurzweilig vermittelten Informationsdichte, dass es anschaulicher und lehrreicher sein kann, ein Thema nicht zu sehr in starre Definitionen pressen zu wollen. Auch dies ist für die englische Tradition sehr viel typischer als für die deutsche.
Was man allerdings bedauern kann ist, dass die Autoren nicht den einzelnen Kapiteln zugeordnet sind. Wir müssen ihnen also kollektiv danken für das schöne Buch, das sie uns geschenkt haben.