Eine Neuinterpretation der Portlandvase als Darstellung der ersten Hochzeit auf Erden

Nach einer durchzechten Woche verlor der junge William Lloyd die Kontrolle. Am 7. Februar 1845 ergriff er eine Skulptur und schleuderte sie auf eine Glasvitrine im British Museum. Die Vitrine zerbrach und mit ihr die darin befindliche gläserne Kameovase, die ein privater Sammler dem Museum als Leihgabe zur Verfügung gestellt hatte. Mit juristischen Tricks konnte Lloyds Anwalt bewirken, dass sein Mandant nur zu drei Pfund Strafe verurteilt wurde – weil er die Vitrine zerstört hatte!

Die Portlandvase, heute im British Museum. Foto: Wikipedia (sailko).

Nach dem bedauernswerten Vorfall wurde die Vase wieder zusammengesetzt. Doch auch danach genoss sie eher geringe Wertschätzung. Drei Jahre lang stand sie bei Christie’s zum Verkauf, ohne auch nur den Mindestpreis zu erreichen. 1945 schließlich erwarb sie das British Museum. Heute zeigt man dort voller Stolz das finanziell einst so gering geschätzte Stück: Die Portlandvase ist mittlerweile zu einem der berühmtesten und in seiner Deutung umstrittensten Kunstwerke der Antike geworden. Wenn sie denn überhaupt echt ist … Denn auch das wurde jüngst bestritten!

Detail aus der Portlandvase. Foto: Wikipedia (Marie-Lan Nguyen).

Zur Beantwortung der Fragen nach Werkstatt oder Datierung hilft die Provenienz leider nicht weiter. Angeblich soll die Vase aus einem Sarkophag des 3. Jahrhunderts n. Chr. stammen und in der Nähe des Mausoleums des Alexander Severus in Rom gefunden worden sein. Seit Ende des 16. Jahrhunderts stand sie im römischen Palazzo Madama, wanderte 1642 in den Besitz der Barberini und kam über Umwege nach England ins Haus der Herzogin von Portland, nach der die Vase benannt ist. Seit 1810 bewundern sie die Besucher des British Museum, wo das Stück bis zu seinem Ankauf 1945 als Leihgabe ausgestellt war.

Detail aus der Portlandvase. Foto: Wikipedia (Marie-Lan Nguyen).

Das gerade einmal 24 cm hohe Gefäß ist kaum 18 cm breit und irritiert den Betrachter schon beim ersten Anblick. Man ist von einer antiken Amphore gewohnt, dass sie auf einem Fuß steht. Der allerdings fehlt dem gläsernen Kunstwerk, das auf einer schlichten Bodenplatte steht. Bislang war unklar, ob ein solcher Fuß bereits in der Antike entfernt wurde, nie dazugehörte, oder eben ein Hinweis auf neuzeitliche Herstellung ist; auch das scheint dank einer Neuentdeckung geklärt. Die Vase ist aus dunkelblauem Glas gefertigt, auf das man eine Schicht von weißem Glas applizierte. Diese weiße Schicht wurde in einer sehr aufwendigen und seltenen Kameotechnik bearbeitet, das heißt, der Künstler schnitt so viel wieder ab, bis sich am Ende weiße Figuren von dem dunklen Hintergrund abhoben.

Detail aus der Portlandvase. Foto: Wikipedia (Marie-Lan Nguyen).

Eben diese Figuren bereiten dem Betrachter seit jeher Kopfzerbrechen. Für gewöhnlich deutet man in der antiken Kunst Personen durch die Gegenstände oder die Kleidung, die sie tragen. Solche Attribute, die die Künstler ganz bewusst hinzufügten, helfen bei der Zuweisung von individuellen Benennungen. Bestimmte Darstellungsweisen, wie etwa die ‚heroische Nacktheit‘, verweisen auf das übermenschliche Wesen.
Solche klaren Attribute fehlen auf der Vase fast völlig. Dieses Manko hat zur Folge, dass bei der Interpretation geradezu beliebig erscheinende Namen ins Spiel gebracht wurden. Vor einigen Jahren stellte ein Forscher über fünfzig verschiedene Deutungen für die Szenen zusammen und kam resignierend zu dem Schluss, dass eine klare Lesart kaum möglich sei. Damit stieß er allerdings in der Forschung nicht auf Zustimmung: Seither sind einige weitere Thesen vorgetragen worden.

Detail aus der Portlandvase. Foto: Wikipedia (Jastrow).

Alle Versuche, das abgebildete Geschehen in einen schlüssigen Zusammenhang zu bringen, gliedern sich in zwei Gruppen: Die einen deuten die Darstellung rein mythologisch, andere bevorzugen eine politisch-zeitgeschichtliche Lesart. Immerhin ist eine Datierung in frühaugusteische Zeit um 30/20 v. Chr., wie sie Erika Simon in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts aus stilistischen Gründen vertrat, weitgehend und aus gutem Grund akzeptiert.
Wegen der fehlenden Attribute und einer Szenerie, die unterschiedlichste Deutungen zuließ, haftete den vorgebrachten Versuchen, das abgebildete Geschehen klar zu benennen, stets ein Beigeschmack der Willkür an. Solange der Deutungsansatz aus der Vase selbst heraus erfolgte, konnte man kaum mit neuen Argumenten rechnen.

Doch nun tauchte als Vergleichsstück eine ähnliche Vase aus einer alten Privatsammlung auf. Das Auktionshaus Bonham’s präsentierte das 33,5 cm hohe Stück im September 2009 auf dem „18th Congress of the International Association for the History of Glass“.
Im Unterschied zur Portlandvase weist die Bonhamsvase unter dem Hauptregister einen zweiten schmaleren Fries auf, unter dem ein flacher Boden abgesetzt ist. Damit scheint auch für die Portlandvase geklärt zu sein, dass sie – wie immer wieder vertreten – ebenso zu ergänzen sein dürfte. Vermutlich verlor die Vase bereits in der Antike ihren unteren Teil.
Ausgehend von diesem bedeutenden Neuzugang unter den Kameogefäßen schlägt der Archäologe und Kunsthändler Hans-Christoph von Mosch eine völlig neue Deutung der Portlandvase vor. Diese besitzt den großen Vorzug, nicht nur aus dem Objekt selbst heraus gelesen zu werden, sondern sich endlich auch auf äußere Argumente zu stützen. Bisher war das mangels Vergleichsstücken nicht möglich gewesen. Stilistische und handwerkliche Ähnlichkeiten legen nahe, dass die beiden Stücke miteinander zu verbinden sind. Sie scheinen mindestens zeitgleich zu sein, wenn sie nicht sogar aus der gleichen Werkstatt stammen. Die Masken unter den Henkeln verweisen auf die Welt des Theaters: Bei der Portlandvase zieren Pangesichter die Seiten, unter den Henkeln der Bonhamsvase sind unbärtige tragische Theatermasken appliziert.

Bonhamsvase, Vorderseite: Geburtsszene etc. (Pressefoto Bonhams, London; mit freundlicher Erlaubnis des Eigentümers der Vase).

Doch was zeigt nun die neue Vase Interessantes? Erfreulicherweise ist das Thema hier eindeutig zu bestimmen. Es wird keine Diskussion darüber geben, dass in dem Hauptfries der Antiope-Mythos dargestellt ist. Antiope war eine der vielen Geliebten des Zeus. Ihm gebar sie Zwillinge, Amphion und Zethos, die im Kithairongebirge aussetzt wurden – wie so oft gibt es dafür unterschiedliche Erklärungen, wie überhaupt in den griechischen Mythen viele Varianten von ein und demselben Thema friedlich nebeneinander existierten. Dieser Variantenreichtum erlaubt aber auch, die Bonhamsvase nicht nur als eine beliebige Illustration des Mythos zu verstehen, sondern mit einer ganz speziellen Tragödie zu verbinden, nämlich mit der nur in wenigen Fragmenten überlieferten „Antiope“ des Euripides.
Antiope muss bei ihrer Tante Dirke Sklavendienste leisten, entkommt und begegnet ihren Söhnen im Gebirge. Die gegensätzlichen jungen Männer – der Lyra-spielende Schöngeist Amphion und der zupackende Jäger Zethos – wissen nicht, wen sie vor sich haben, werden aber von ihrer Mutter erkannt. Sie beschließen, Antiope an Dirke auszuliefern. Als die Brüder die entlaufene Sklavin im Auftrag Dirkes schwer strafen sollen, enthüllt ihnen ein Hirte die Wahrheit. Die Männer rächen sich an der bösen Dirke und lassen sie von einem Stier zertrampeln und zu Tode schleifen. Die Umsetzung dieses grauenvollen Endes orientiert sich in der Gestaltung an einer großformatigen Skulpturengruppe aus Rhodos, die heute in Neapel steht und erst 42 v. Chr. nach Rom gelangte. Eine Datierung der Vase in die 30er oder 20er Jahre kann damit als gesichert gelten.

Bonhamsvase, Rückseite: Kithairon etc. (Pressefoto Bonhams, London; mit freundlicher Erlaubnis des Eigentümers der Vase).

Diesen an dramatischen Momenten reichen Erzählstrang verdichtet der Künstler der Bonhamsvase auf beiden Seiten in sogenannten Triptychonkompositionen: Auf jeder Seite steht eine Hauptszene im Mittelpunkt, für deren Verständnis der Betrachter die beidseitig angeordneten Szenen mitlesen muss. In jeder dieser Episoden kommt Antiope vor, alle erzählen zentrale Momente der Geschichte. Aufschlussreich bei der Gestaltung sind drei Aspekte. Zum einen die Verbindung zwischen den beiden Friesen. Im unteren ist umlaufend eine Amazonomachie dargestellt, also eine Schlachtszene zwischen Griechen und Amazonen. Im Antiope-Mythos kommen hingegen keine Amazonen vor. Überzeugend konnte von Mosch den Schlüssel dazu finden: Dieser sitzt ohne ersichtliche Bedeutung für die Handlung in Gestalt einer Amazone als Nebenfigur im Hauptfries. Auch diese Amazone ist Antiope – aber eine gleichnamige Amazonenkönigin! Amazonomachien waren beliebt bei der Gestaltung solcher unteren Friese. Hier aber gelingt dem Künstler eine gelehrte visuelle Verknüpfung, ohne dass sie inhaltlich notwendig gewesen wäre.

Bonhamsvase, Seitenansicht: Oreibasia und Schleifung (Pressefoto Bonhams, London; mit freundlicher Erlaubnis des Eigentümers der Vase).

Die beiden folgenden Beobachtungen von Moschs sind weitreichender nicht nur für das Verständnis dieses Objektes sondern auch für die Portlandvase. Zum einen zeigt die Bonhamsvase, dass sicher auch auf ihrem Pendant beide Seiten zusammen gelesen werden müssen. Es kann sich nicht um zwei voneinander getrennte Bilder handeln. Zum anderen zieht auf der neuen Vase eine Prozession durch eine der Szenen, passend zu den seitlichen Masken, die auf das mit Dionysos in Beziehung stehende Theater verweisen. In dieser Prozession, die ihrer Ausführung nach zu den geheimnisumwobenen Dionysosmysterien gehört, führen die Söhne ihre Mutter Antiope ihrer Strafe zu. Schon vor langem hat Erika Simon gesehen, dass nahezu alle Kameogläser dieser Zeit dionysische Themen aufgriffen. Auch für die Portlandvase darf man eine Erklärung aus dieser mythischen Welt eher annehmen als darin ein tagespolitisches Instrument der Diffamierung zu sehen.

Um ein solches handelt es sich dabei jedoch, folgt man einer gängigen Interpretation: Atia, die Mutter Octavians, des späteren Kaisers Augustus, sei zweimal dargestellt. Auf der einen Seite liegt sie unter einem Feigenbaum auf Steintafeln. Apollo nähere sich, um mit ihr den künftigen Herrscher Roms zu zeugen, während seine Schwester Artemis der Szene beiwohne. Auf der anderen Seite werde die Version so dargestellt, wie sie in der antiken Literatur als kursierendes Gerücht wiedergegeben wird: Atia liegt unter einem Baum und vereinigt sich mit Apollo in Gestalt einer Schlange. Darüber schwebt Eros zum Zeichen der Liebe. Gleichzeitig steht daneben wieder Apollo in Menschengestalt und als Zuschauer fungiert diesmal der alte, vergöttlichte Romgründer Mars-Quirinus. Doch die Zuschreibung der Figuren basiert allein auf der Schlange und dem Amor, die sich mit der zeitgenössischen Anekdote tatsächlich verbinden lassen. Attribute finden sich keine – und ebensowenig überzeugende Erklärungen für deren Fehlen.

Bonhamsvase, Seitenansicht: Festnahme der Antiope und Dialog der Zwillinge (Pressefoto Bonhams, London; mit freundlicher Erlaubnis des Eigentümers der Vase).

Betrachtet man das Prunkgefäß vor dem oben skizzierten Hintergrund, wie von Mosch das tut, so erscheint seine Deutung sehr viel plausibler. Ihm zufolge wird hier – wie auf der Bonhamsvase – ein im weiteren Sinne dionysisches Thema illustriert (erinnert sei auch an die Panmasken unter den Henkeln), wie so häufig bei den Kameogläsern. Die Szenen sind äußerlich ruhiger und vermeintlich einfacher gestaltet als bei der Bonhamsvase: Es handelt sich um zwei Dreiergruppen. Die Personen sitzen, stehen und liegen. Nahezu keine Handlung wird sichtbar. Lediglich die Frau mit der Schlange berührt einen Heranschreitenden, während über ihnen Eros flattert.

Als Thema des Gefäßes erkennt von Mosch den Gründungsmythos der Stadt Theben. Kadmos, ein griechischer Held, tötete einen Drachen des Ares. Die Göttin Athena befahl ihm, die Zähne des Ungeheuers auszusäen. Daraus erwuchsen gewaltige Krieger, die sich gegenseitig töteten. Die letzten fünf erbauten mit Kadmos die Stadt Theben, die zunächst noch nach ihrem Gründer Kadmeia hieß. Zeus gab dem Helden Harmonia zur Frau, die Tochter des Ares und der Aphrodite.
Eros weist in dem Bild auf eine Liebesbeziehung zwischen dem Mann und der Frau, die Schlange auf das Monster des Ares, um dessen Tochter mit Aphrodite es sich bei der liegenden Harmonia handelt. Kadmos wehrt mit einer Hand die Schlange ab und lässt sich am anderen Arm von seiner Frau heranziehen. Ein im Hintergrund angedeutetes Gebäude kann als Aresquelle verstanden werden, an der Kadmos seine Heldentat vollbrachte, oder als Palast des Kadmos, in dem das frischvermählte Paar sich endlich in sein Schlafzimmer zurückzieht. Der nackte Zuschauer weist bewusst keine Attribute auf: Er dürfte auf die mehrfachen göttlichen Ursprünge der Hochzeit verweisen. Poseidon war der Vater des Kadmos, Zeus hatte die Verbindung ermöglicht und war sein Ururgroßvater. Ein Betrachter der Vase konnte beide in dem Mann sehen.

Sinnvoll erschließt sich die zweite Seite, wenn man von dieser Deutung ausgehend zunächst den Ort hinterfragt. Bei den Platten handelt es sich um die übliche Charakterisierung von Felsen bzw. einem Berg. Der Verweis gilt der Kadmeia, dem Burgberg Thebens, auf der Heiligtümer der Semele, des Ares und der Aphrodite lagen. Diese drei sind es auch, die auf den Felsen sitzen. Ein wenig erinnert die Szenerie an die romantischen Ruinenfelder, wie sie aus Veduten Roms im 18. Jahrhundert geläufig sind. Bauteile stehen für Ruinen von Heiligtümern und des Palastes auf der Kadmeia. Die liegende Semele ging hervor aus der Verbindung zwischen Kadmos und Harmonia, die auf der anderen Seite zu sehen ist. Damit ist sie über ihre Mutter Harmonia gleichzeitig das Enkelkind der bei ihr sitzenden Götter. Traurig hält sie bereits die Fackel der Unterwelt; gleich tötet sie der Blitz des Zeus, der sich auf so endgültige Weise mit ihr vereinigt. Das Kind, das aus diesem Blitzschlag entsteht, ist der Gott Dionysos.
Damit schließt sich der Kreis. Beide Seiten behandeln Thebens Entstehungsgeschichte, nehmen auf vielfältige Art aufeinander Bezug und sind mehrschichtig zu lesen. Die Portlandvase zeigt die Hochzeit zwischen Kadmos und Harmonia, die erste Hochzeit auf Erden. Götter und Musen nahmen teil und die Chariten sangen: „Was schön ist, das ist uns lieb; und was nicht schön ist, das ist uns nicht lieb.“ Das „Schöne“ ist ein zentraler Begriff der Dionysosmysterien und ruft die Verbindung von Hochzeit und Tod in Erinnerung, wie sie auf den römischen Sarkophagen gefeiert wurde – in einem solchen soll ja auch die Portlandvase gefunden worden sein.

Umzeichnung der von Bonham vorgestellten Vase aus Privatbesitz. Bei den Figuren handelt es sich um: 1-3 Antiope und ihre Kinder; 4 Amme oder Geburtsgöttin Eileithyia; 5 ungeklärt; 6 Dirke; 7 Amphion; 8 Antiope; 9 Zethos; 10 Amphion; 11 Jagdhund; 12 Zethos; 13 Antiope; 14 Kithairon; 15 seine Gemahlin die Erinnye Tisiphone oder Megaira; 16-21 Zug der Dionysosmysten: Satyr ( 16), Dienerin (17), Dirke (18), Flötenspielerin (19), Knabe mit Liknon (20); 21 Antiope; 22 Amphion; 23 Dirke; 24 Stier; 25 Zethos. Umzeichnung von Alexander Valdmann, New York. © Hans-Christoph von Mosch.

Der Antiope-Mythos auf der Bonhamsvase zeigt nebeneinander Geburt (der Zwillinge) und Tod (der Dirke). Doch der Tod steht visuell in Verbindung mit der mystischen Prozession, so dass der Betrachter auch eine Hochzeitsprozession assoziieren konnte: die Vereinigung des Dionysos in Stiergestalt mit Dirke, die dabei stirbt. Nicht anders als Semele, deren Begegnung mit Zeus für sie gleichfalls tödlich endet – aber dabei doch wieder neues Leben hervorbringt.

Auch auf anderen Glasamphoren sind Hochzeitsthemen nicht selten. Entsprechend kann man für die beiden wunderbaren Vasen einen derartigen Entstehungskontext vermuten. Keine Porträtzüge in den Gesichtern der Figuren weisen auf die Ränke der höfischen Tagespolitik. Eher wird man sich diese kostbaren Gefäße voll geistreicher Anspielungen als Hochzeitsgeschenke innerhalb der römischen Oberschicht denken. Dieses gebildete Publikum war in der Lage, die Umsetzung von Stoffen der griechischen Tragödie des 5. Jahrhunderts zu verstehen und noch vieles andere herauszulesen.
Dank der Bonhamsvase können auch wir nun ein umfassendes Verständnis der Portlandvase erlangen. Da sich solche Interpretationen jedoch nicht mit mathematischer Absolutheit beweisen lassen, wird die Diskussion wohl nie abreißen; zu faszinierend ist diese zweifellos komplexe und anspielungsreiche Gestaltung.

Über die Zukunft der Portlandvase brauchen wir uns hingegen keine Sorgen mehr zu machen, falls die Vorstellung des britischen Science-Fiction-Autors Arthur C. Clarke Wahrheit werden sollte: In seiner Kurzgeschichte „All the Time in the World“ retten Zeitreisende das gläserne Dokument der menschlichen Vergangenheit unmittelbar vor der Zerstörung der Erde. Wer weiß, ob sie seine Deutungsgeschichte(n) kennen? Spätestens im Weltall wird die Diskussion sicher wieder eröffnet werden.

Den Artikel von Hans-Christoph von Mosch, „ ‚Outdoorsex‘ unter dem Pfirsichbaum? Die Portlandvase im Lichte einer sensationellen Entdeckung“, können Sie frei herunterladen als pdf-Datei.

Das British Museum stellt die Portlandvase heute als eines ihrer „Highlights“ auch auf seiner Webseite vor.