Donnerstags im Kunstraum …

[bsa_pro_ad_space id=4]

von Dorothea Hausmann

15. Mai 2014 – Eines ist klar: Als ich heute mit einer Schülergruppe von Zehnt- und Elftklässlern durch die Hallen der CEBIT ging, war die Faszination, die von den dort vorgestellten elektronischen Medien ausging, nicht zu übersehen. Ein Leben ohne Smartphone und Co. ist heute für die überwiegende Zahl der Schüler undenkbar.

Die Münzen AG.

Dennoch wagte ich, Lehrerin am Julianum in Helmstedt, zum Beginn des letzten Schuljahres eine Arbeitsgemeinschaft an unserem Gymnasium für die Klassenstufen 6 bis 8 ins Leben zu rufen, die sich mit dem Geld der Römer beschäftigt. Gesagt getan. Jeweils donnerstags in der 7. Stunde im Kunstraum ist unsere Zusammenkunft.

Zunächst startete die AG mit fünf Schülern. Mein Konzept sah vor, erst einmal in die Breite zu gehen, d.h. wir mussten klären, wo man überhaupt römische Münzen findet – Karten des Römischen Reiches wurden fleißig studiert, daneben lagen Karten mit der heutigen Länderdarstellung. Dann lernten die Schüler die Nominale kennen: Aureus, Denar, Antoninian, Sesterz, As, Semis und Quadrans. Sie haben Münzen gewogen und den Unterschied zwischen Patina und Tönung gelernt.

So war der erste Schritt getan, sich dem Münzbild zu widmen. Anfangs konzentrierten wir uns auf die Kaiserbilder, dann ging die Beschäftigung über zu den Götterdarstellungen und inzwischen „lesen“ die nunmehr fast 20 Schüler auch in den Kapiteln der Tagespropaganda der römischen Herrscher.

Genaues Hinschauen ist eine Grundfertigkeit, die hier trainiert wird.

Interessante Reverse wie die Tierdarstellungen des Philipp Arabs und seiner Gemahlin nehmen für die Sechstklässler dabei einen ganz besonderen Stellenwert ein. Die Faszination, nicht nur über das bloße Bildmedium die römischen Imperatoren vermittelt zu bekommen, sondern darüber hinaus das Erlebnis, ein zweitausend Jahre altes Nominal in den Händen zu halten, übt einen immensen Reiz auf die Jungen und Mädchen aus, so dass auch ich immer wieder daran denken muss, weitere interessante Aspekte der römischer Numismatik bekannt zu machen.

Wie das Urteil wohl ausfällt: Original oder Fälschung?

Neue Aspekte wecken neue Fragen: beispielsweise zu antiken und neuzeitlichen Fälschungen und auch Fragen zur Münzbewertung interessieren die Schüler in zunehmendem Maße. So nutzen wir unsere AG auch, um die Bewertung des Erhaltungsgrades von Münzen in aktuellen Internetauktionen zu erlernen. (Und es ist ein Erlebnis besonderer Art, diese jungen Münzfreunde in hitzigen Debatten Urteile über den Zustand eines Nerosesterz streiten zu hören! Ein Schmunzeln über ihre Freude an den Münzen kann ich mir nicht verkneifen.)

Die Schülerinnen und Schüler tragen erst Informationen zusammen und testen später ihr neu erworbenes Wissen an Arbeitsblättern.

Dies alles wäre ohne das überaus hilfreiche und grundlegende Buch über die Münzen der Römischen Kaiserzeit von Dr. Ursula Kampmann gar nicht leistbar. Ebenso erfreut es die Schüler sehr, ihr Wissen im Erkennen der Kaiser auf je einzeln erstellten Arbeitsblättern zu testen. Dem akribischen Forscher winkt als Preis jeweils eine spätrömische Münze – und das ist für sie ein gewaltiger Anreiz!

Mittlerweile konnte ich auch für den Bereich der Münzreinigung spätrömischer Kupfermünzen zwei Chemiekollegen gewinnen, die verschiedene Reinigungsarten unseren AG-Schülern präsentieren wollen.

In Kürze wird die AG auch über einen mittels Lasertechnik hergestellten Amboss verfügen, damit wir das Schlagen eines Augustusdenars einmal von Hand erleben können.

Und weil heutzutage nichts über ein aussagekräftiges Logo geht, haben die Schüler Vespasian zu ihrem AG-Patron erkoren (der Hl. Eligius möge Nachsicht walten lassen!). Wohl nicht zuletzt deshalb, weil ich ihnen die Anekdote vom Geld, das nicht stinkt, erzählt habe – pecunia non olet – das wird also unsere T-Shirts zieren.
Es bleibt spannend in unserer Münz-AG.

Die Arbeitsgemeinschaft macht viel Spaß und wird deswegen fortgeführt und ausgebaut.

Und was ist noch Zukunftsmusik …
Diese wird sich mit numismatischen Fragen für die „Großen“ beschäftigen müssen. Soll heißen, dass mit dem Ende der 8. Klasse nicht das Ende der Beschäftigung mit römischen Münzen gekommen ist, sondern geplant ist das Angebot eines numismatischen Seminarfachs. Dieses umfasst die Kursstufen 11/12, ist mit 2 Wochenstunden auf vier Semester verteilt und hat den Zweck, ein bestimmtes Thema in der Weise kennen zu lernen, dass dazu im zweiten Semester die erste wissenschaftliche Arbeit von ca. 15 Seiten entsteht, die vom unterrichtenden Lehrer auch benotet wird. Hier hätten die Schüler ein breites Spektrum an numismatischen Themen, die im ersten Semester grundgelegt werden können und in der AG ihren Anfang gefunden haben. Und hier mag hoffentlich auch der ein oder andere den Beginn eines wunderschönen Hobbys gelegt haben, das ihn in seinem Leben begleiten kann.

Eine eigene Seite hat die Münzen AG noch nicht, aber vielleicht ergänzt ja das Julianum seine Internetpräsenz bald.