Dollars mal nicht fürs Portemonnaie

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von Björn Schöpe

2. Juli 2015 – Neun Tage brauchte das Auktionshaus Sotheby’s nach Andy Warhols Tod 1987, um den gewaltigen Nachlass des Künstlers zu versteigern. Dabei kamen über 20 Millionen US-Dollar zusammen. Am 1. und 2. Juli versteigert Sotheby’s wieder mehrere Bilder von Warhol, alle haben den US-Dollar zum Thema. Eines alleine ist schon auf 20 bis 28 Millionen US-Dollar geschätzt. Die Marke Warhol ist wertvoller als je zuvor.

Die Kunstwerke, wie sie bei Sotheby’s unter dem Titel „To the Bearer on Demand“ angeboten werden. © Sotheby’s

Unter dem Namen „To the Bearer On Demand“ („Dem Inhaber auf Verlangen auszuzahlen“, wie es auf den Dollarscheinen steht) bietet Sotheby’s eine Sammlung mit 21 Werken berühmter Künstler an. Was sie eint, ist ihr Thema: der US-Dollar. Über viele Jahre hat ein Sammler eine Auswahl des Besten zusammengetragen, was man außerhalb von Museen und Galerien überhaupt finden kann. Die Gesamtschätzung liegt zwischen 64 und 89 Millionen US-Dollar.

Andy Warhol, zwischen 1966 und 1979. Foto: Jack Mitchell / https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/

Andy Warhol war zeit seines Lebens von Geld fasziniert, man könnte wohl auch sagen: besessen. So schrieb er: „Geld ist für mich der MOMENT. Geld ist meine STIMMUNG.“ Dazu passt die Anekdote, wie Warhol zu dem Dollar als Sujet gekommen sein soll. Seinerzeit war er noch kein bekannter Künstler und Geld besaß er auch kaum. Angeblich habe ihm der Kunsthändler Muriel Laptow vorgeschlagen, das zu malen, was er am meisten liebe …

Andy Warhol, Silver Certificate, 1962. Acrylic on canvas, 132 x 183 cm. £13,000,000-18,000,000. © Sotheby’s

Herausgekommen ist sein Werk „One Dollar Bill (Silver Certificate)“ von 1962. Schätzpreis aktuell: 13 bis 18 Millionen Pfund Sterling, also rund 20 bis 28 Millionen Dollar. Warhol fertigte noch mehr Dollar-Bilder an, doch dieses, sein erstes, ist das einzige, das er vollständig von Hand gemalt hat.

Mit diesem Dollar beginnt Warhols Pop-Art-Geschichte: Das Vervielfältigen von Symbolen des Konsums, von Alltagsgütern wie den bekannten Suppendosen der Marke Campbell, oder dem Porträt von Marilyn Monroe. Oder eben dem Dollar.
Warhol griff wenige Monate später das Dollar-Thema nochmals auf, jetzt aber in echter Pop-Art-Manier. Zum ersten Mal in seiner Karriere setzte der Künstler das Siebdruckverfahren ein, für das er später bekannt werden sollte. Acht Kunstwerke mit Dollarscheinen erschienen, zwei davon bietet Sotheby’s jetzt an.

Andy Warhol, One Dollar Bills, 1962. Acrylic and silkscreen ink on canvas, in two parts. Each: 210.2 x 48.3 cm. £13,000,000-18,000,000. © Sotheby’s

„Front and Back Dollar Bills“ zeigt die Vorder- und Rückseiten der Geldscheine und wird auf 20 bis 28 Millionen US-Dollar geschätzt.

Andy Warhol, Two Dollar Bills (Back) (40 Two Dollar Bills in Green), 1962. Silkscreen ink and pencil on linen, 211 x 48 cm. £5,000,000-7,000,000 © Sotheby’s

Ein anderes zeigt nur die Rückseiten von 2-Dollar-Scheinen, „Two Dollar Bills (Back) (40 Two Dollar Bills in Green)“, Schätzpreis: 7,8 bis 11 Millionen US-Dollar.

Andy Warhol, Dollar Signs, 1981. Acrylic over colour silkscreen on canvas, 228 x 177 cm. £4,500,000-6,500,000. © Sotheby’s

Anfang der Achtziger war Andy Warhol einer der bekanntesten und kommerziell erfolgreichsten Künstler weltweit. In dieser Phase, 1981, griff er das Thema Dollar noch einmal auf, aber abstrakter.

Andy Warhol, Dollar Sign, 1981. Acrylic and silkscreen ink on canvas, 229 x 178 cm. £4,000,000-6,000,000. © Sotheby’s

Das Dollar-Symbol genügt hier, das physikalische Geld ist nicht mehr greifbar im Bild. Aber bei aller Symbolik sind die Farben umso knalliger und sprühen vor Energie.

Keith Haring, Untitled, 1982. Baked enamel on metal, 109,2 x 109,2 cm. £250,000-350,000. © Sotheby’s

Von solchen Darstellungen inspirierten sich auch andere Künstler wie Keith Haring, der in Warhol sein großes künstlerisches Vorbild sah. Harings Verhältnis zum Geld jedoch ist ambivalenter und differenzierter. Eines seiner Dollarbilder entstand ein Jahr nach Warhols späten Dollar-Symbolen. Als Haring „Untitled“ (geschätzt auf 393.000 bis 550.000 US-Dollar) schuf, haderte er, der Sozialaktivist, mit seinem finanziellen Erfolg.

Die Bilder zeigen, wie Geld nicht nur als finanzielle Entlohnung zum Schaffen antreiben kann, sondern auch als abstraktes oder konkretes Kunstobjekt. Ob die Pop-Art-Künstler Geld und Reichtum als undifferenziert positiv sahen wie Warhol oder differenzierter wie Haring – seit „One Dollar Bill (Silver Certificate)“ war es ein anregendes Thema.

Die Auktion finden Sie auf der Seite von Sotheby’s.

Die Sammlung Haupt in Berlin zeigt übrigens Kunstwerke aus aller Welt, die Geld zum Thema haben.