Dieter Raab (1938-2015)

[bsa_pro_ad_space id=4]

von Ursula Kampmann

23. Dezember 2015 – Am Montag, dem 20. Dezember 2015, verstarb Dieter Raab, langjähriger Inhaber der Frankfurter Münzhandlung Dr. Busso Peus & Co. Mit ihm verlieren wir eine der liebenswertesten Gestalten des deutschen Nachkriegsmünzhandels.

Dieter Raab bei der Verleihung des Otto Paul Wenger Preises. Foto: Verband Schweizerischer Berufsnumismatiker.

Geboren wurde Dieter Raab am 11. Dezember 1938 in Steinhöring bei München. Aufgewachsen aber ist er in Stuttgart, wo sein Vater ein Lokal besaß, wie er selbst nicht zu erzählen müde wurde. In diesem Lokal verdiente er sein erstes Geld und investierte es sofort in etwas Sinnvolles, in Münzen.

Mit 12 begann Dieter Raab zu sammeln. Als er ein paar Jahre später Betriebswirtschaft zu studieren begann, war er schon ein erfahrener Münzkenner. Das wusste man in Stuttgart. Und so besorgte ihm Kurt Jaeger, selbst Stuttgarter und Autor des weithin bekannten Jaeger-Katalogs der deutschen Münzen nach 1871, nach dem ersten Studiensemester einen Job bei der Münzen und Medaillen AG. Und der entsprach derart dem, was Dieter Raab sich für sein Leben erträumt hatte, dass er das Studium sausen ließ und sofort mit der Praxis begann. Dieter Raab hat immer mit Begeisterung von seiner Zeit in Basel erzählt. Nicht zuletzt deshalb, weil er in der Münzen und Medaillen AG seine Frau Lilo kennenlernte. Sie arbeitete dort als Sekretärin, und Erich Cahn hat es seinem Assistenten nie ganz verziehen, dass der nicht nur 1967 die MMAG verließ, sondern gleichzeitig die tüchtigste Sekretärin als seine Frau entführte.

Denn 1966 hatte sich die Möglichkeit ergeben, die renommierte Firma Dr. Busso Peus in Frankfurt zusammen mit Peter Schulten zu übernehmen. An die Firmenübernahme war nur eine einzige Bedingung geknüpft. Der Name des Hauses sollte erhalten bleiben. Für Dieter Raab war das kein Hinderungsgrund. Persönlich bescheiden, war es ihm egal, wie das Haus heißen würde, solange er dort seinen Traum von der perfekten Münzhandlung verwirklichen konnte.

1973 schied Peter Schulten aus, kurz nachdem die Münzhandlung Dr. Busso Peus Nachf. in die heutigen Räume am Bornwiesenweg 34 umgezogen war. Dort führte Dieter Raab seine Münzhandlung in seinem eigenen Stil. Mit einer herzlichen Freundlichkeit, wie sie kaum ihresgleichen findet. Für ihn stand immer die Liebe zur Numismatik und der Kunde im Mittelpunkt. Die Kunden lohnten es ihm mit ihren Einlieferungen. Dieter Raab versteigerte die bedeutende Mainz Sammlung Dr. Rudolph Walther. Immer noch ein Standardwerk für die Brakteaten sind seine Auktionen der Sammlung Friedrich Bonhoff I. und II. Eher unbekannt, aber dennoch ein Standardwerk, ist die Wallfahrtsmedaillensammlung von Dr. Busso Peus geworden. 1993 erhielt Dieter Raab den Auftrag, die Dubletten des Münzkabinetts Berlin zu versteigern. Es folgten die Restbestände der Staatsbank Berlin in zwölf Auktionen von 1994 bis 2000 sowie die alten Aktien und Wertpapiere der DDR von 2002 bis 2009 in 5 Auktionen.

Auch wenn Dieter Raab bis zu seinem Tod nicht vom „Spielen mit den Münzen“ – so nannte er gerne die anspruchsvolle Arbeit des Münzen Beschreibens und Bestimmens – lassen wollte, übergab er seine Firma bereits 2007 seinem Sohn Christoph Raab. Nichtsdestotrotz saß er, wenn die Gesundheit es zuließ, täglich selbst im Büro. Was hätte er sonst auch anderes tun sollen? Die Münzen waren sein Leben.

Dieter Raab setzte sich darüber hinaus viele Jahre lang als Vertreter des Münzhandels in der Numismatischen Kommission der Länder für die Verständigung zwischen Museen, Wissenschaft und Handel ein.

Wir verlieren in ihm nicht nur einen Menschen, dem Integrität, Fairness und Zuverlässigkeit immer wichtiger waren als ein kurzfristiger Gewinn. Er war eine Inkarnation der Lebensfreude. Niemand konnte begeisterter schwärmen, ob von einer Münze, vom Skifahren in den Schweizer Bergen, von einem guten Restaurant (am liebsten mit gepflegter italienischer Küche), von einem guten Wein oder einem guten Gespräch. Dieter Raab genoss sein Leben, und er teilte diese Liebe zum Leben großzügig mit vielen anderen.

Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Lilo, seinen Söhnen Christoph und Stephan, seinen Schwiegertöchtern und Enkeln. Das Team der MünzenWoche trauert mit ihnen um einen Mann, der sich immer für das Wohl der Numismatik eingesetzt hat. Trösten kann einen eigentlich nur der Gedanke, dass Dieter Raab die hohe Kunst verstand, dem Leben jeden Tag seine schönen Seiten abzugewinnen.

2014 wurde Dieter Raab mit dem Otto Paul Wenger-Preis geehrt. Die Laudatio von Lutz Neumann lesen Sie hier.

Am 11. Dezember 2015 feierte Dieter Raab seinen Geburtstag. Die MünzenWoche hat gratuliert.