Die Etrusker – Die Entdeckung ihrer Kunst seit Winckelmann

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22. November 2010 – Die Kunst und Kultur der Etrusker fasziniert bis heute, wie der Erfolg verschiedener anderer Ausstellungen zu diesem Thema in den vergangenen Jahren verdeutlicht.

Im Unterschied zu diesen Ausstellungen widmet sich das Museum August Kestner der Entdeckung und Erforschung der oft rätselhaften Kunst der Etrusker seit dem 18. Jahrhundert. Durch die umfangreichen Publikationen etruskischer Denkmäler von Thomas Dempster (1579 – 1629) und Francesco Gori (1691 – 1757) und durch die Gründung der Etruskischen Akademie in Cortona hatte ihre Erforschung einen großen Aufschwung erfahren. In seiner „Geschichte der Kunst des Altertums“ (1764) hatte Johann Joachim Winckelmann (1717 – 1768) erstmals versucht, die Entwicklung der etruskischen Kunst und ihre Stilperioden darzustellen. Viele Fragen wurden in dieser Zeit gestellt: So die nach dem Fundort und damit, ob alles, was in der Toskana gefunden wurde, etruskisch sei; gefragt wurde erstmals nach der Herkunft der in Etrurien, aber auch Kampanien gefundenen griechischen Vasen, die bisher als etruskisch galten, ebenso wie die Frage nach den Unterschieden zwischen dem archaischen Stil der Griechen und Etrusker sowie der römischen Nachahmung.

Die Ikonographie etruskischer Götter und der Mythen in ihrem Verhältnis zu den griechischen wurde untersucht und erste bemalte Gräber mit wunderbaren etruskischen Wandmalereien freigelegt.

Die im 18. Jahrhundert diskutierten Fragen werden in der Ausstellung im Licht der heutigen Forschung beleuchtet und mit zahlreichen Denkmälern veranschaulicht, die aus der Sammlung August Kestners stammen, der bereits im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts selbst in Etrurien gegraben hat.

Ein ausführliches Rahmenprogramm mit zahlreichen Führungen findet statt. Besonders bemerkenswert ist ein Lektürekurs zum Thema D. H. Lawrence, Etruskische Orte (1927):
Nachdem bei ihm eine erneute Tuberkuloseerkrankung festgestellt wurde, verbrachte der einst umstrittene Skandal-Schriftsteller („Lady Chatterley’s Lover“), David Herbert Lawrence, seine letzen Lebensjahre ab 1925 in Italien. Im Frühjahr 1927 unternahm er eine ausgedehnte Reise durch das einstige Einzugsgebiet der Etrusker und besuchte u.a. die Städte Caere, Tarquina, Vulci und Volterra. Diese Reise steht im Mittelpunkt des als Erzählung publizierten Reisetagebuchs. In buntem Wechsel erzählt Lawrence von den antiken Stätten, von der Landschaft und den ‚heutigen’ Bewohnern, die er in ihrer Eigenart scharf erfasst und liebevoll charakterisiert. So erfährt der Leser nicht nur seine Eindrücke von der Kunst der Etrusker, seine Gedanken über römischen Größenwahn und etruskische Lebensfreude, sondern auch seine Begegnungen mit dem Italien der zwanziger Jahre.
Ziel des Kurses ist die gemeinsame Lektüre der Erzählung in der Form des „armchair-travelling“ auf den Spuren Lawrence’. Ergänzend dazu stehen Besuche in der aktuellen Sonderausstellung auf dem Programm.

Mehr zum Museum August Kestner, der Sonderausstellung und dem Rahmenprogramm hier.