Der christliche Glauben im Münzbild

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von Ursula Kampmann

12. Juni 2014 – 2011 hat Wolfgang Drösser einen Band vorgelegt, der sich mit christlichen Motiven auf Münzen von Rom, Byzanz und Axum beschäftigte. Sein aktuelles Opus schließt daran an. Es thematisiert den christlichen Glauben auf den Münzen der Völkerwanderungszeit, des fränkischen Reichs sowie des Heiligen Römischen Reichs und seinen Nachfolgestaaten bis 1806. Zählte das erste Buch 202 Seiten, umfasst das zweite Buch mehr als das Zweieinhalbfache, insgesamt 512 Seiten!

Wolfgang Drösser, Christus und seine Zeugen in Zeichen, Worten und Bildern – auf Münzen der Völkerwanderungszeit, des Fränkischen Reiches sowie des Hl. Römischen Reiches Deutscher Nation und der Nachfolgestaaten bis 1806. Eigenverlag, Brühl, 2013. 23,3 x 16 cm, 202 S., durchgehend farbige Abbildungen, Broschur. ISBN: 978-3-00-043261-3. Preis: 49,80 Euro.

Konnte Wolfgang Drösser in seinem ersten Band eine chronologisch praktisch homogene Geschichte erzählen und mit den zugehörigen Münzen illustrieren, war die Gliederung des zweiten Bands wesentlich schwieriger in den Griff zu bekommen. Zu unterschiedlich sind die Themen: Vandalen, Karolinger, das süddeutsche Konstanz, das norddeutsche Bistum Bremen und viele, viele mehr. Im Grund verbindet nichts diese Themen. So muss der Autor immer wieder einen kurzen historischen Überblick geben und die Münzprägung beschreiben, um dann die christlichen Motive in den Zusammenhang einordnen zu können. Nichtsdestotrotz hat sich der Autor eine enorme Mühe gegeben, die relevante Literatur zu all den unterschiedlichen Themen zu lesen und auf ihre Deutungen in Sachen religiöser Darstellungen durchzusehen.

So ist dieses Buch eine enorme Materialsammlung, die das Hintergrundwissen jedes Münzsammlers bereichert, und aus der jeder Münzhändler Tausende von hübschen Anmerkungen zaubern kann.

Geordnet ist das Werk in mehrere Kapitel: Münzen germanischer Völker (innerhalb dessen grob chronologisch geordnet), Münzen im Karolingerreich, Münzen im Heiligen Römischen Reich (getrennt in königliche Prägungen und Prägungen der Territorialherren, letztere alphabetisch gegliedert), und – als Nachfolgestaaten – die Schweiz, die Niederlande, Österreich, Böhmen und Mähren, Schlesien, der Deutsche und Livländische Orden sowie Danzig, Elbing und Thorn.
Jede einzelne Stadt wird mit der gleichen Akribie erst einmal kurz historisch vorgestellt. Dann werden alle christlichen Motive, die in ihrer Prägung auftauchen aufgeführt. Falls ein Bild verfügbar war, ist ein Bild beigegeben. Wenn es Interessantes über den Hintergrund gibt, wird darauf eingegangen. Besonders nützlich in der heutigen Zeit, in der niemand mehr Latein lesen kann, sind die korrekten Übersetzungen der lateinischen Umschriften, die religiösen Inhalt haben.

Man muss sich das Buch wie ein riesiges Lexikon vorstellen – mit Stärken und Schwächen. Es ist leicht benutzbar, gibt aber natürlich kein kontinuierliches Bild. Die Frage nach dem warum und wieso oder nach den inhaltlichen Veränderungen durch die Reformation kann immer nur am konkreten Beispiel, nicht am Überblick beantwortet werden.

Unbezahlbar sind auf jeden Fall die Indices, für jeden, der sich mit Motivgeschichte beschäftigt, ein unersetzbares Werkzeug. Sie interessieren sich dafür, in welchen deutschen Städten Münzen mit dem Bild des hl. Martin geprägt wurden? Die Antwort finden Sie sofort bei Drösser: In Colmar, Erfurt, Kleve, Mainz, Salzburg, Schwarzburg sowie einigen schweizerischen und niederländischen Städten. Sie haben eine Münze, die Sie nicht gleich bestimmen können, aber die Umschrift ist deutlich zu lesen und hat religiösen Inhalt? Benutzen Sie das Verzeichnis der im Text auf Christus und die Gottesmutter bezogenen Umschriften!

Das neue Buch von Wolfgang Drösser mag nicht, wie sein erstes, ein Buch zum Lesen sein. Es ist ein überaus nützliches Nachschlagwerk geworden, und hat als solches einen Platz in jeder guten Bibliothek.

Zu beziehen ist das Buch über den Autor, den Sie per E-Mail kontaktieren können.