Bonner Bundeskunsthalle zeigt Irans frühe Kulturen

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15. Juni 2017 – Die Bonner Bundeskunsthalle zeigt in der Ausstellung „Iran. Frühe Kulturen zwischen Wasser und Wüste“ bis 20. August 2017 über 400 Objekte zur Geschichte der iranischen Kulturen der Frühzeit. Vor den Ausstellungsräumen haben Gartenarchitekten einen persischen „Paradiesgarten“ gestaltet, der noch bis 15. Oktober 2017 zu besichtigen ist.

Blick vom Krater des Zendan-e Solaiman aus auf die UNESCO-Weltkulturerbestätte Tacht-e Solaiman im Hintergrund, Zitadelle mit sassanidischem Feuertempel und ilkhanidischem Palast. Provinz West-Aserbaidschan, Nordwestiran. © Barbara Helwing.

Irans frühe Hochkulturen

Die Ausstellung „Iran. Frühe Kulturen zwischen Wasser und Wüste“ lüftet den Schleier vor den lange Zeit verborgenen Schätzen der iranischen Kulturen der Frühzeit, vom 7. Jahrtausend v. Chr. bis zum Aufstieg der Achämeniden im 1. Jahrtausend v. Chr.

Modell eines neolithischen Hauses, Keramik, 6200-5300 v. Chr. Ausstellungsansicht. Foto: David Ertl, 2017. © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH.

Hunderte Exponate – teils erstmals im Ausland zu sehen

Mit mehr als 400 Objekten zeichnet die Ausstellung eine im Naturraum angelegte Entwicklung nach und stellt sie in einen größeren Kontext gesellschaftlicher und kultureller Prozesse, von der Sesshaftwerdung der Menschen bis zum Aufstieg des ersten Großreichs auf iranischem Boden.

Widder mit beweglichen Goldhörnern, Hasanlu, Schicht IVB um 800 v. Chr. Stein, Gold. 4,5 x 4,5 x 3,5 cm. Teheran, National Museum of Iran. © The National Museum of Iran / Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH. Foto: Neda Hossein Tehrani, Nima Mohammadi Fakhoorzadeh.

Die Besonderheiten der iranischen Bildwelten, die der Natur entlehnten Motive, die kontinuierliche Aufnahme äußerer Einflüsse, die Freilandheiligtümer, werden in Objekten und Kunstwerken aus dem Iranischen Nationalmuseum Teheran und in Rekonstruktionen erfahrbar.

Dschiroft, Chloritgefäße, 2800-2300 v. Chr. Ausstellungsansicht. Foto: David Ertl, 2017. © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH.

Viele Exponate in der Ausstellung, wie die Steingefäße aus Dschiroft und die Funde aus dem Grab der elamischen Prinzessinnen aus Dschubadschi, werden erstmals im Ausland gezeigt.

Becher mit Repousséverzierung, Marlik, Grab 26, spätes 2. bis frühes 1. Jt. v. Chr. Gold. H 18,6 cm. Teheran, National Museum of Iran. © The National Museum of Iran / Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH. Foto: Neda Hossein Tehrani, Nima Mohammadi Fakhoorzadeh.

„Die Ausstellung öffnet den Blick für früheste Formen von Zivilisation und Kultur im Gebiet des heutigen Iran. Neueste Forschungsergebnisse und Grabungsfunde lassen staunen über den Reichtum kultureller Zeugnisse und die Komplexität gesellschaftlicher Strukturen in der vorpersischen Zeit“, so der Intendant Rein Wolfs.

Blick aus der Haji-Bahram-Höhle über das Tal von Bolaghi, März 2005. Provinz Fars, Südiran. © Barbara Helwing.

Von Gebirgen umschlossene Wüsten und Oasen

Von den schneebedeckten Gipfeln des Vulkankegels Damavand bis zum heißesten Punkt der Erde in der Wüste Lut im Landesinneren: Das von Gebirgen umschlossene Land Iran vereint gewaltige landschaftliche Gegensätze.

Marlik, Zoomorphe Rhyta, Keramik und Gold, 1200-800 v. Chr. Ausstellungsansicht. Foto: David Ertl, 2017. © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH.

Doch zwischen den Extremen, in den Tälern der Gebirge, an den Rändern der Wüsten und am Ufer des Kaspischen Meeres blühen fruchtbare Oasen mit üppiger Vegetation. In solchen Nischen haben Menschen seit ihrer Sesshaftwerdung im 8. Jahrtausend v. Chr. ihr Auskommen gefunden, dort haben sie Dörfer, später Städte gegründet, dort entstanden Werkstätten und Unternehmen, in denen die reichen Bodenschätze des Landes verarbeitet wurden.

Sassanidische Brücke bei Gavmischan, Provinz Ilam, Westiran, 2007. © Barbara Helwing.

Bald verbanden Karawanenrouten rund um die großen Wüsten diese Orte untereinander und mit der Welt. Als bronzezeitliche Vorläufer der späteren Seidenstraßen oder der berühmten großen Khorassanstraße überquerten diese Wege die Gebirgsschranken über die wenigen zugänglichen Pässe.

Dschiroft, Objekte aus Kupfer, Äxte, 2800-2300 v. Chr. Ausstellungsansicht. Foto: David Ertl, 2017. © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH.

Kultureller Reichtum durch Abgeschiedenheit

Die Abgeschiedenheit der Gebirgstäler war für die iranischen Kulturen zugleich ihr bester Schutz: Als Bergvölker behaupteten sie sich gegen Übergriffe aus dem mesopotamischen Tiefland und konnten langfristig immer wieder die Versuche der Fremdkontrolle abschütteln. 

Greifenprotom „Ziwiye“. 1. Jt. v. Chr. Gold. 8,7 x 6,7 x 4,5 cm. Teheran, National Museum of Iran. © The National Museum of Iran / Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH. Foto: Neda Hossein Tehrani, Nima Mohammadi Fakhoorzadeh.

Im Schatten der Berge entwickelten sich eine Vielzahl von regionalen Gruppierungen, die jedoch einen ähnlichen Zugang zu Natur und Mythenwelt teilten. Die hinter den Gebirgskämmen verborgenen iranischen Völker behielten ihren eigenen kulturellen Charakter und entwickelten eine originelle Bildsprache:

Löwenfigur. Malyan, ABC surface. 4. Jt. v. Chr. Goldblech. 2,1 x 2,6 cm. Teheran, National Museum of Iran. © The National Museum of Iran / Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH. Foto: Neda Hossein Tehrani, Nima Mohammadi Fakhoorzadeh.

Seit der Frühzeit zeugen Motive aus der Tierwelt von genauer Naturbeobachtung. Bewegte Kampfszenen zwischen Tieren und Fabelwesen, Schlangen und Geiern auf den prachtvoll verzierten Steingefäßen aus den Gräberfeldern von Dschiroft überliefern einen gemeinsamen Mythenschatz, den die iranischen Kulturen über Jahrtausende bewahrten.

Portraitkopf. Haft Tappe, Terrassenkomplex I. „Künstlerwerkstatt“ mittelelamisch, 2. Jt. v. Chr. Ton. 29 x 19,5 x 17,5 cm. Teheran, National Museum of Iran.© The National Museum of Iran / Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH. Foto: Neda Hossein Tehrani, Nima Mohammadi Fakhoorzadeh.

Diese kulturelle Tradition war stark genug, auch neue Elemente zu integrieren, die über die sich im 2. Jahrtausend v. Chr. konsolidierenden Seidenstraßen nach Iran gelangten. Zugleich fanden Anregungen aus den Nachbarregionen auch immer ihren Weg in den Motivschatz der iranischen Völker.

Dschubadschi, Grab der elamischen Prinzessinnen, 1. Hälfte 6 Jh. v. Chr. Ausstellungsansicht. Foto: David Ertl, 2017. © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH.

Spektakulär: Das Prinzessinnen-Grab aus Dschubadschi

Die Beigaben aus dem Grab zweier elamischer Prinzessinnen aus Dschubadschi, ein Neufund, spiegeln Geltungsbedürfnis und Prestige, während der berühmte Goldbecher aus Hasanlu Szenen aus dem Krieg zeigt. Aus der fortwährenden fruchtbaren Synthese iranischer und fremder Elemente entstand schließlich im 1. Jahrtausend v. Chr. die persische Kultur, die im 6. Jahrhundert v. Chr. mit dem Aufstieg des Achämenidenreiches ihren Höhepunkt fand.

Komplexe Rhyta: Mensch-Tier-Gruppen und gestiefelte Gefäße, Kaluraz, Keramik, 1000-600 v. Chr. Ausstellungsansicht. Foto: David Ertl, 2017. © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH.

Die Ausstellung der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland findet statt in Zusammenarbeit mit dem National Museum of Iran und der Iranian Cultural Heritage, Handicraft and Tourism Organization 

Gartenansicht April 2017. Foto: Sibylle Pietrek, 2017. © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH.

Ein Hauch von Orient in Bonn: Der Persische Garten

Anlässlich der Ausstellung präsentiert die Bundeskunsthalle bis 15. Oktober 2017 den Idealtypus eines Persischen Gartens auf dem Museumsplatz. Der ca. 400 Quadratmeter große Garten vor der Bundeskunsthalle ist dem Innenhof-Garten eines großen Hauses nachempfunden.

Gartenansicht April 2017. Foto: Sibylle Pietrek, 2017. © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH.

Dieser versetzt die Besucherinnen und Besucher in eine farbenfrohe Welt aus orientalischen Pflanzen, Licht und Schatten, Ornamenten und Wasserspielen. Das zentrale Wasserbecken wird gesäumt von Zitronen-, Orangen-, Granatapfel- und Erdbeerbäumen sowie Zypressen und Judasbäumen. Bodennahe Pflanzen wie Rosen, Iris und Wildtulpen bilden zusätzlich ornamentale Muster auf dem Boden. In breiten Gängen kann man um das Wasserbecken flanieren und von Sitznischen in den Wänden oder Bänken in der „Loggia“ aus den Blick auf den Garten genießen. Neben Bäumen und Bu?schen dienen in den persischen Gärten auch Mauern als wichtige Schattenspender. Dank des angrenzenden Duftgartens liegt der Geruch von Jasmin, Gewu?rzlorbeer, Rosmarin, Steppensalbei oder Zitronenthymian in der Luft.

Gartenansicht April 2017. Foto: Sibylle Pietrek, 2017. © Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH.

Die Rekonstruktion des Archetyps

„Der Persische Garten. Die Erfindung des Paradieses“ vor der Bundeskunsthalle spiegelt keinen realen Garten wider, sondern bildet vielmehr einen Archetyp ab, wie ihn die Gartenbaumeister seit der Antike im morgen- und abendländischen Kulturraum anlegten. Als wichtiges Element in der iranischen Kultur stellt der Persische Garten somit eine Ergänzung zur Präsentation der jahrtausendealten Kulturschätze des Landes in der korrespondierenden Ausstellung im Inneren dar.
Nach dem Liebermann-Garten (2011), dem Kleopatra-Garten (2013) und den Gartenwelten des Fürsten Pückler (2016) ist dies das vierte Gartenprojekt der Bundeskunsthalle.

Eine der UNESCO-Weltkulturerbestätten des Iran: Die Ziqqurat von Tschogha Zanbil, mittel-elamisch, 13. Jh. v. Chr. Provinz Khuzestan, Südwestiran. © Barbara Helwing.

Weltkultur- und Weltnaturerbe in Iran

Im Jahr 2017 befinden sich 21 Weltkulturerbe-Stätten in Iran. Diese werden im Ausstellungsraum am Eingang des Gartenpavillons vorgestellt. Um einen Eindruck von der Pracht der Persischen Gärten im heutigen Iran zu vermitteln, werden hier auch die neun im Jahr 2011 von der UNESCO zum Welterbe ernannten Gartenanlagen mit Foto- und Filmmaterial vorgestellt.

Und so sehen Besucher die Rekonstruktion des Zikkurat, Tschogha Zanbil in einem Ausstellungsvideo.

Diese sind über das Gebiet des heutigen Iran verteilt und verdeutlichen, wie die jeweils unterschiedlichen klimatischen Bedingungen der Regionen bei der Gestaltung berücksichtigt wurden. Die UNESCO zeichnete die Gärten nicht zuletzt wegen des Zusammenspiels verschiedener Disziplinen im Bereich Technik, Wassermanagement, Ingenieurkunst, Architektur und Botanik aus.

Für nähere Informationen zur Ausstellung gehen Sie auf die Webseite der Bundeskunsthalle Bonn.

Wenn Sie mehr über den Iran und seine Vergangenheit wissen wollen, dann werfen Sie doch einen Blick in unser numismatisches Tagebuch aus dem Iran.