Bedeutendes numismatisches Museum in Krakau neueröffnet

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von Szymon Bereska

25. Juli 2013 – „Gut bewachte Sammlung“. Diese Charakterisierung dürfte wenigen etwas sagen. Aber vielleicht manch einem im Zusammenhang mit Krakau und Emeryk Hutten-Czapski. Der 28. Juni 2013 war ein sehr wichtiges Datum in der Geschichte der polnischen Numismatik. Genau an diesem Tag wurde das Emeryk-Hutten-Czapski-Museum nach 70 Jahren wieder für die Öffentlichkeit geöffnet, also das Museum, in dem sich die größte Sammlung polnischer Münzen befindet.

Das Museum von der Straße aus gesehen.

Gründungsvater der Einrichtung war einer der wichtigsten polnischen Numismatiker: Emeryk Hutten-Czapski. Er wurde im Jahr 1828 in Stanków (heute in Weißrussland) geboren und genoss eine gute Ausbildung. Hutten-Czapski studierte unter anderem in Berlin, beherrschte sieben Sprachen und war ein hoher Beamter im zaristischen öffentlichen Dienst. Schon im Alter von 23 Jahren wurde er Mitglied der Archäologischen-Numismatischen Gesellschaft. Zuerst begann er Objekte zu sammeln, die mit Altrussland verbunden waren. Später traten aus politischen Gründen auch solche der polnischen Geschichte hinzu.
Im Jahr 1880 trat er aus dem russischen öffentlichen Dienst aus und widmete sich ganz seiner Sammelleidenschaft. Czapski fühlte sich als Pole, und er war ja auch Pole. Deshalb verließ er Weißrussland und zog 1894 nach Krakau. Der russische Staat gestattete ihm nur den polnischen Teil seiner Sammlung nach Krakau mitzunehmen, alles russische musste in Russland bleiben. Leider erlebte er die offizielle Eröffnung des Museums im Jahr 1901 nicht mehr, da er bereits 1896 im Alter von 68 Jahren gestorben war. Seine Witwe, Elzbieta von Meyendorff-Czapska, führte das Projekt nach seinem Tod weiter. Sie hat die geerbte Sammlung (u. a. 11.000 numismatische Objekte) der Stadt Krakau übergeben. Daneben enthielt die Sammlung aber noch sehr viel mehr Material, u.a. 8.000 Bücher (darunter 6.000 Inkunabeln).

Der Erste und der Zweite Weltkrieg bedeuteten schwierige Zeiten für die Sammlung, die aber glücklicherweise alle Kriege überlebt hat. Die Czapski-Sammlung hatte viel Glück. Sie wurde nicht geraubt und nicht aufgelöst. Aber in der Zeit der Volksrepublik Polen und nach der Wende im Jahr 1989 landete sie tief im Archiv des Staatlichen Museums in Krakau. Im Czapski-Schlösschen selbst befand sich die Museumsverwaltung. Das Czapski-Museum war und ist bis heute eine Abteilung des Staatlichen Museums in Kraków (heute: Abteilung 7). Aus politischen und finanziellen Gründen war die Sammlung bedauerlicherweise für sehr lange Zeit der Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Das Palais, in dem die Sammlung untergebracht ist, besitzt auch einen schönen Garten.

Ein sehr wichtiges Datum in der Geschichte Polens, nämlich der Beitritt zur Europäischen Union im Mai 2004, wirkte sich mittelbar auch auf die Zukunft der Sammlung aus. Denn ohne europäische Mittel wäre eine Wiedereröffnung nicht möglich gewesen. Das Projekt mit dem Titel „Europäisches Zentrum der polnischen Numismatik“ begann 2009, die ersten Dokumente der sogenannten Bewerbungsetappe stammen noch aus dem Jahr 2007.

Der sanierte Besichtigungsraum strahlt in neuem Glanz.

Die Sanierung der Gebäude und Vorbereitung der Ausstellung kostete über 20 Millionen Zloty (rund 4,6 Millionen Euro). Die Realisierung des Projekts wäre ohne das Engagement des polnischen Kulturministers, Herrn Zbigniew Zdrojewski, nicht möglich gewesen.

Auch in der Ausstellung selbst unterstützt modernste Technik die Vermittlung.

Die Ausstellung ist beeindruckend. Die numismatischen Objekte stehen im Vordergrund, sie sind hervorragend beleuchtet, und es gibt interaktive Beschreibungen. Tolle Applikationen ermöglichen die Vergrößerung jedes Objektes.

Vitrine mit Münzen Sigismunds III.

Die Ausstellung besteht aus folgenden Teilen:

  • Antike: Griechen, Römische Republik, Römische Kaiserzeit, ausländische Münzen auf den polnischen Gebieten
  • Mittelalter (Polen)

Lupe und Notizen Hutten-Czapskis.

  • Werkstatt des Numismatikers Hutten-Czapski
  • Kabinett der Münzen und Medaillen (mit vielen Raritäten)
  • Inkunabeln-Bibliothek
  • Banknoten und Münzen: Kosciuszko Saal
  • Kartografie
  • Münzen, Medaillen und Banknoten aus dem 19. und 20. Jahrhundert
  • Medaillenkunst des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts (bis 1939)
  • Saal der Familie Czapski

Nach Angaben des Museums ist damit zu rechnen, dass die Ausstellungsapplikation in den nächsten Monaten auch für alle Interessierten im Internet zugänglich sein wird.
Das Museum veranstaltet auch numismatische Vorträge und plant eine Veröffentlichung im Internet. Das Museumsteam plant, seine hervorragende Arbeit in Polen bekannter zu machen. Ich würde mir wünschen, dass nach Krakau auch ausländische Gäste kommen. Immerhin sind neben den polnischen Münzen auch sehr interessante antike Objekte zu sehen.

Einer der beiden Familienrubel.

Insbesondere ist zu erwähnen, dass in der Ausstellung auch zwei Familienrubel zu sehen sind. Insgesamt besitzt das Museum jetzt mit der numismatischen Czapski-Sammlung rund 100.000 Objekte.
Ich lade alle Numismatiker, die sich mit Geschichte auseinandersetzen wollen, herzlich nach Krakau ein!

Alle Bilder stammen von Szymon Bereska.

Weitere Informationen finden Sie auf der Seite des Krakauer Museums.