Ausstellung zu „Paduanern“ in Basel

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28. Januar 2016 – Schon im Mittelalter legitimierten Herrscher ihre Macht dadurch, dass sie ihre Dynastie auf die römischen Kaiser zurückführten. Auch Städte rühmten sich gern ihrer antiken Wurzeln. Seit dem 15. Jahrhundert strebten die Gelehrten und Fürsten aber darüber hinaus eine „Wiedergeburt“ – Renaissance – der Antike an.

Faszination der Antike

Der Frage, was die Menschen der Renaissance an der Antike begeistert hat, geht nun die Sonderausstellung „Gefälschte Antike? Die Paduaner und die Faszination der Antike“ nach, die bis zum 8. Mai 2016 in der Basler Barfüsserkirche zu sehen ist.

Caesar-Medaillon der Renaissance, 2. Hälfte 15. Jh., das Andrea Fulvio (um 1470-1527) und andere frühe Antiquare für ein antikes Werk hielten, HMB Inv. 1905.5215.

Die Antike als ideales Vorbild

Die als Ideal empfundene Antike sollte der moralischen Bildung dienen und Tugenden vermitteln. Die Biografien und Mythen der klassischen Literatur galten als Vorbilder (exempla) für die Menschen, die ihre Individualität entdeckten und kultivierten. Antike Kunst- und Alltagsobjekte wurden als authentische Zeugnisse der idealisierten Vergangenheit gesammelt. Lange war das Sammeln solcher Objekte eine Mode, die ihren Besitzern Ansehen verlieh. Bürgerliche Kreise konnten sich auch über die damit verbundene Bildung dem Adel gegenüber profilieren.

Plakette von Valerio Belli (um 1468-1546) auf die Ermordung C. Iulius Caesars (44 v. Chr.), HMB Inv. 2014.561.

Kopien – besser als das Original?

Die „Wiedergeburt der Antike“ brachte nicht nur herausragende neue Werke hervor, sondern man imitierte auch direkt antike Bildwerke und versuchte sie zu übertreffen – in künstlerischer wie in technischer Hinsicht. Ein Zentrum für die Auseinandersetzung mit der Antike war die venezianische Universitätsstadt Padua. Dort entstanden zahlreiche Werke nach antiken Vorbildern (all’antica). Erst später wurden solche Werke als Kopien oder gar Fälschungen abgetan.

„Paduaner“ von Giovanni da Cavino (1500-1570) nach einem Sesterz von Caligula (37-41) mit ergänztem S – C auf der Rückseite, überprägt auf einen antiken Sesterz, dazu spätere Silberprägung in falscher Stempelkombination, HMB Inv. 2013.766., 2011.603.1.

Giovanni da Cavino

In Padua prägte der Goldschmied Giovanni da Cavino (1500-1570) unter anderem Medaillen, die perfekt antike römische Sesterzen nachahmten und ihrerseits bis ins 20. Jahrhundert als sogenannte „Paduaner“ immer wieder kopiert wurden, so dass heute nicht klar ist, welche „Paduaner“ original sind. 

Medaille von Giovanni da Cavino auf Ludovic Demoulin de Rochefort (1515-1582) in Sesterzgröße, HMB Inv. 2002.233.

Paduaner-Medaillen in Basel

Das Historische Museum Basel verfügt über die einzige Sammlung nachweislich originaler Paduaner-Medaillen, aber auch über zahlreiche andere all’antica-Medaillen zeitgenössischer Medailleure wie Valerio Belli (um 1468-1546), Nicolò Cavallerino und Alessandro Cesati. Sie gelangten mit dem Arzt und Gelehrten Ludovic Demoulin de Rochefort (1515-1582) in die Stadt am Rhein: Als sich der einstige savoyische Hofarzt für seinen Lebensabend nach Basel begab, verkaufte er seine umfangreiche Medaillen-Sammlung – samt originaler „Paduaner“ – an Basilius Amerbach (1533-1591), dessen Kunst- und Raritätenkabinett zur Keimzelle der Basler öffentlichen Sammlungen werden sollte.

Medaille von Alessandro Cesati auf Dido von Karthago, die sagenhafte Stadtgründerin und Partnerin des Trojaners Aeneas; auf der Rückseite eine Stadtansicht Karthagos u.a. mit Trajanssäule, Kolosseum und Pantheon, HMB Inv. 1915.312.

Die Sonderausstellung im Historischen Museum

So verfügt das Historische Museum Basel über einen weltweit einzigartigen Bestand an all’antica-Medaillen und Plastiken der Renaissance. Ausgewählte Objekte werden in der Sonderausstellung gezeigt und geben den Besucherinnen und Besuchern Einblick in die Ziele und Ideale der Renaissance.

Blick in die Dauerausstellung des Historischen Museums Basel, Kunstkammer-Sektion.

Die Sonderausstellung ist integriert in die Dauerausstellung im Untergeschoss der Barfüsserkirche und bezieht bewusst Objekte der Dauerausstellung ein. Dort werden ausgehend von einer idealen Kunst- und Raritätenkammer unter dem Titel „Wege zur Welterkenntnis“ die einzigartigen alten Basler Sammlungen präsentiert und in ihrer kulturgeschichtlichen Bedeutung erläutert. Die einzelnen Themen und Aspekte der Antikenkopie in der Renaissance werden in einer Abfolge von Vitrinen und Objekten beleuchtet, die mit einem großen „P“ gekennzeichnet sind. Dem Besucher stehen wahlweise Tablets oder Ausstellungshefte zur Verfügung, die durch die Ausstellung führen und weitergehende Informationen zu den Objekten vermitteln.

Ausstellung „Gefälschte Antike? Die Paduaner und die Faszination der Antike“

Barfüsserplatz 

Steinenberg 4

CH-4051 Basel

 

Öffnungszeiten

Di – So, 10 – 17 h, während der Basler Fasnacht geschlossen

 

Mehr Informationen finden Sie auf der Website des Historischen Museum Basel.

Einen interessanten Artikel auf der MünzenWoche zu Giovanni da Cavino finden Sie hier

Und von der vierteiligen Serie „Fälschungen erkennen – leicht gemacht“ der MünzenWoche finden Sie hier den ersten Teil, den zweiten, den dritten und hier den letzten Teil.