4 Millionen Bilder von bedrohten Archiven

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von Björn Schöpe

2. April 2015 – Feuchtigkeit, Feuer, Naturkatastrophen, Bürgerkrieg oder schlichtweg Armut – Archive sind vielen Gefahren ausgesetzt. Die British Library hat daher vor zehn Jahren das Endangered Archives Programme (EAP) ins Leben gerufen. Diese Initiative vergibt Stipendien, damit Forscher auf der ganzen Welt meist kleinere Archive mittels Scanner oder Digitalkameras ins digitale Zeitalter überführen können. Die bedrohten Informationsträger reichen dabei von Felsinschriften über alte Fotografien und Zeitungen bis hin zu Manuskripten und Tonaufnahmen auf Kassette.
Von den digitalen Bildern verbleiben die Originale im Herkunftsland, während eine Kopie an die British Library geht, die dieses Material online verfügbar macht. Wie die British Library im Februar 2015 in einer Pressemeldung bekanntgab, umfasst ihr digitales Archiv mittlerweile über 4 Millionen Bilder.

Hier werden Handschriften des indischen Königreichs Ahom digitalisiert. Sie sind in der sogenannten Tai-Ahom-Schrift verfasst, die im Alltag nicht mehr verwendet wird. Endangered Archives Programme. Foto © Dr. Stephen Morey.

Das EAP unterstützt vor allem Bewerbungen aus ärmeren Ländern und nicht-öffentliche, kleinere Archive. Es geht in aller Regel nicht darum, große öffentliche Archive umfassend zu dokumentieren, dafür kann auch die British Library nicht die finanziellen Mittel aufbringen. Übrigens verbleibt die technische Ausrüstung nach Ablauf des Projekts vor Ort, so dass die Institutionen auch weiterarbeiten können.
Wenn man durch die Onlinedatenbank schaut, reist man geradezu durch die Menschheitsgeschichte rund um den Globus. Das kann man tatsächlich auf einer Weltkarte tun, auf der alle geförderten Projekte lokalisiert sind.

Die Priester von May Wäyni mit ihren Handschriften. Endangered Archives Programme. Foto © Professor Michael Gervers.

Ein wichtiges Projekt war die Rettung der mittelalterlichen Manuskripte im äthiopischen Kloster May Wäyni.

Diese Dokumente wurden in Mizoram durch die extreme Feuchtigkeit und Insektenbefall zerstört. Endangered Archives Programme. Foto © Dr. Kyle Jackson.

Das indische Mizoram gilt als einer der feuchtesten Orte der Welt. Bücher schimmeln schnell, und zahlreiche historische Bücher sind vom Verfall bedroht. In einem Projekt wurden sowohl die Bücher christlicher Missionare als auch historische Archive der lokalen Verwaltung digitalisiert.

Über einen Zeitraum von einem Jahr half das EAP bei der Digitalisierung von Zeitschriften und Zeitungen aus der Zeit von 1900 bis 1950 in der al-Aqsa-Moschee in Jerusalem.
Sogar in der Toskana unterstützte das EAD ein Projekt. Ein dort ehemals weit verbreitetes Volkstheater ist nahezu verschwunden. Es gibt aber noch kleinere Archive, die auf Kassette und Videomaterial solche Aufführungen dokumentieren. Aber auch diese müssen digitalisiert werden, um nicht selbst in nächster Zeit zu verschwinden.

Felsinschriften in einer Schrift, die von den Tuareg Tifinagh genannt wird. Die frühesten Inschriften in den libyschen Acacus-Bergen sollen von 400 v. Chr., die jüngsten aus moderner Zeit stammen. Endangered Archives Programme.

In einer noch größeren Initiative wurden bislang unbekannte Felsinschriften in Libyen dokumentiert.
Eines der jüngsten Projekte, das die Bilderzahl auf über 4 Million brachte, war die Rettung von Manuskripten im indischen Kerala – geschrieben auf Palmblättern.

Im entlegenen Kloster Gangtey im Königreich Bhutan im Himalaya digitalisieren buddhistische Mönche Handschriften. Endangered Archives Project. Foto © Dr. Karma Phuntsho.

Wer mehr über das EAD und die geförderten Projekte erfahren möchte, dem sei ein Buch zur Lektüre empfohlen, das anlässlich des zehnjährigen Bestehens des EAD ausgewählte Projekte detailliert vorstellt: „From Dust to Digital: Ten Years of Endangered Archives Programme“. Das Buch ist online frei zugänglich.

Über das EAD informiert die Projektseite.

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Und das ist der EAD-Blog.