Türkischer Frühling – Teil 6

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von Ursula Kampmann

30. Mai 2013 – Vom antiken Phokaia ist heute nicht mehr allzu viel zu sehen. Antike Reste braucht es auch nicht, um die Einwohner von Izmir aus ihrer Stadt heraus und ans Meer zu holen. Neben Phokaia besichtigen wir in dieser Folge auch das antike Sardeis, Wiege der Münzprägung.

Freitag, 26. April 2013
Wir waren sehr erschöpft gewesen, als wir nach einem langen Tag unser Quartier im kleinen Hotel Erguvan / Foca fanden. Doch das ausführliche Frühstück hatte uns gestärkt, so dass wir beschlossen, nicht sofort einen Ruhetag einzulegen, sondern erst nach Sardeis zu fahren. Fast zweieinhalb Stunden brauchten wir auf der Autobahn, um vorbei an Manisa (= Magnesia am Sipylos) ins Landesinnere zu kommen. Während Manisa heute eine ziemlich eindrucksvolle Stadt ist, die wie das Ortsschild mitteilt auf fast eine halbe Million Einwohner angewachsen ist, gibt es dort, wo einstmals die Hauptstadt des lydischen Königreichs war, lediglich ein paar Bauernhöfe. Allerdings sorgt die lange Kolonne der Autobusse dafür, dass man keine Chance hat, die beiden Grabungen zu übersehen, die man in Sardeis bewundern kann.

Blick auf den „Marmorhof“, Teil eines römischen Bades. Foto: KW.

Wir hatten Glück. Wir mussten uns die Ruine nur mit einer Gruppe aus Österreich teilen.

Lydien. „Valvel“. Trite. Gorny & Mosch 203 (2012), 235.

Wo entstehen eigentlich die entscheidenden Innovationen? Sicher nicht dort, wo Menschen mit sich selbst zufrieden sind. Nein, wo Grenzen sich aneinander reiben, wo Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Kenntnissen aufeinander stoßen, dort wird Wissen ausgetauscht und Neues geschaffen. Und genauso war es das Grenzgebiet zwischen der lydischen und der ionischen Kultur, wo die Idee aufkam, einen Elektronkleinstbarren mit einem Bild zu garantieren. Ob Griechen oder Lyder verantwortlich waren für die Idee, ist das nicht gleichgültig? Es geschah bei der Berührung verschiedener Kulturen. Denn das muss klar sein: Auch wenn wir heute so selbstverständlich die lydischen Münzen in der Abteilung „Griechen“ einsortieren, waren die Lyder ein ganz anderes Volk, das lediglich durch seine Wiedergabe im Werk Herodots auf uns wie eine besondere Spielart des Griechischen wirkt.

Lydien. Unbestimmter König. Trite. Gorny & Mosch 203 (2012), 236.

Die Lyder kamen irgendwo aus Anatolien und besaßen eine eigene Sprache sowie eine eigene Schrift. Sie hatten ihre Religion, die starken Einfluss auf die späteren kleinasiatischen Kulte ausübte. Eine Fruchtbarkeitsgöttin wurde von den Griechen mit Kore übersetzt, der Herr über Blitz und Regen mutierte mit seiner Doppelaxt zu Zeus. Und die Mutter der Götter auf ihrem Löwenthron dürfte das Bild der Kybele stark beeinflusst haben.
Und irgendwann, zu einem Datum, das nicht gesichert ist, übernahmen die Mermnaden Kontrolle über das Königreich. Gyges, Alyattes, selbst Kroisos, über ihr Leben haben wir nur die Berichte von Herodot, und auch wenn die Geschichten spannend und gut erzählt sind, gilt das italienische Sprichwort: Se non è vero, è ben trovato.

Karte des antiken Lydien. Quelle Wikipedia. http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Map_of_Lydia_ancient_times-de.svg

Dass aber die Lyder große Teile Kleinasiens eroberten, ist nachweisbar. Und dass sie damit in engen Kontakt mit den Griechen kamen, ist selbstverständlich. Wie es dann zu den ersten Münzen kam, darüber wird heute sehr engagiert diskutiert; zuletzt auf einem Kolloquium in Jerusalem, über das wir in der MünzenWoche ausführlich berichteten.

Lydien. Kroisos. Schwerer Stater. Gorny & Mosch 207 (2012), 366.

Wie auch immer, die Statere mit Löwen und Stier, die ersten Münzen, die nicht aus Elektron, sondern aus künstlich raffiniertem Gold und Silber hergestellt wurden, bringt man mit Kroisos in Verbindung. Gold- und Silberstater waren ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zu einer Währung, die gleichzeitig als universaler Wertmaßstab dienen konnte. Und dieses neue Medium war nützlich. So behielten die Perser, als sie Lydien erobert hatten („Wenn Du den Halys überschreitest“ und so weiter …), die Prägung der Münzen des Kroisos bei, und schufen später ihre eigenen Dareiken und Sikloi nach lydischem Vorbild.

Achämeniden. Dareike. Aus Auktion Künker 216 (2012), 528.

Damit war Sardeis also persisch geworden. Ein wichtiges Zentrum vor allem des hoch differenzierten Kunsthandwerks blieb die Stadt weiterhin. Sie war für feine Stoffe berühmt. Aufwändig gefärbte, zarte Wollgespinste aus Lydien wurden weithin verhandelt.

Detail aus der Apadana von Persepolis. Gipsabguss im British Museum. Foto: UK.

Nicht umsonst zeigt die berühmte Apadana vom Palast des Großkönigs in Persepolis eine Gesandtschaft aus der Satrapie Kleinasien mit Wollknäueln und gefalteten Gewändern. Inzwischen dürfte sich nämlich die Bevölkerung in Sardeis stark mit den benachbarten Griechen gemischt haben, und dies wurde noch verstärkt, als die Griechen Ende des 5. Jahrhunderts Lydien eroberten. Der Antalkidasfrieden beendete alle Kämpfe in Kleinasien, gestand aber gleichzeitig dem persischen König die Herrschaft über das ganze Gebiet zu.

Sardeis. Drachme des Alexander III., 334-323. Gorny & Mosch 191 (2010), 1303.

Alexander eroberte Sardeis auf seinem Feldzug. Danach fiel die Stadt erst an die Seleukiden, dann an die Attaliden, die es ihrerseits Rom vermachten.

Homonoiaprägung von Pergamon und Sardeis unter Augustus. Gorny & Mosch 191 (2010), 1789.

Von da an teilte Sardeis das Schicksal der Provinz. Es wurde – wie Pergamon – Neokoros, also Tempelwärter eines Kaisertempels unter Augustus und besaß damit eine herausragende Stellung in der Provinz.

Tiberius. Sesterz, 21/2 auf den Wiederaufbau der Provinz Asia. Umschrift: CIVITATIBVS ASIAE RESTITVIT. Lanz 147 (2009), 248.

17 n. Chr. wurde Sardeis von einem Erdbeben verwüstet. Tiberius erließ der Stadt für die kommenden fünf Jahre alle Steuerzahlungen und steuerte 10 Millionen Sesterze für den Wiederaufbau bei. In byzantinischer Zeit verlor Sardeis nach und nach an Bedeutung. Es stand im Schatten von Magnesia am Sipyos, das unter dem Osmanischen Reich die weitaus bedeutendere Metropole blieb. Erst im 20. Jh. rückte Sardeis wieder ins Rampenlicht, als Princeton und Harvard regelmäßige Ausgrabungen dort durchführten. Heute gehören diese Ruinen wegen der großartigen Rekonstruktion zu den eindrücklichsten Stätten in der Türkei.

Byzantinische Ladenstrasse. Foto: KW.

Vorbei an einer byzantinischen Ladenstrasse …

Synagoge. Foto: KW.

… kommt man in die Synagoge. Sie soll auf eine jüdische Gemeinde zurückgehen, die bereits unter Antiochos III. (223-187) entstand. Der überzeugte Juden aus allen Teilen der damals bekannten Welt, nach Sardeis zu kommen. Tatsächlich zitiert der Historiker Flavius Josephus ein Dekret des römischen Proquästors der Jahre 50/49, in dem die jüdische Gemeinde sowie ein gemeinsamer Ort, wohl die Synagoge, erwähnt wird.

Marmorverzierung aus der Synagoge. Foto: KW.

Die prächtige Ausstattung macht Sardeis zu der eindrucksvollsten antiken Synagoge, die aus der westlichen Diaspora überliefert ist. Übrigens scheint mit dem Niedergang der Stadt die Gemeinde nach Manisa übersiedelt zu sein, denn dort existierte in byzantinischer Zeit eine große Synagoge. Sie zog viele der aus Spanien vertriebenen Juden an sich. Zu Beginn des 20. Jh. lebten dort rund 2.000 Menschen jüdischen Glaubens. Sie verfügten über eigene Infrastruktur mit Institutionen und Gebäuden. Als vieles davon während des türkischen Befreiungskriegs zerstört wurde, verließen die Juden die Stadt. Viele gingen nach Israel und in die Vereinigten Staaten, so dass es heute keine Juden mehr in Manisa gibt.

Detail des rekonstruierten Marmorhofs. Foto: KW.

Von der Synagoge aus erreicht man über eine gelbe Brücke den Marmorhof, ein Teil der beeindruckenden Mauer, mit der einst die Palästra des Gymnasions umgeben war. Die vielen kleinteiligen Details lassen einen an den Barock denken, wenn man seinen Blick nach oben richtet. Gerne wäre ich in Ruhe auf den Stufen gesessen, um die Architektur auf mich wirken zu lassen, doch ein weibliches Dreigespann zog meine Augen auf sich. Eine ältere Frau (ziemlich beleibt), zwei Töchter (ziemlich hübsch, aber sich dessen auch sehr bewusst) und ein Fotoapparat spielten die Hauptrolle vor der Kulisse von Sardeis. Eine Weile sah ich nur zu und ärgerte mich, wie da ohne Rücksicht auf Verluste auf Mauern geklettert und Kapitelle bestiegen wurden, um die beiden eingebildeten Schönheiten ins rechte Licht zu setzen. Als eine der beiden aber eine ca. 4 Meter hohe, fragile Säule mit ihren Turnschuhen zu erklettern versuchte, platzte mir der Kragen. Ich schimpfte los. Und wenn ich laut sein will, kann ich laut sein. Die drei guckten entsetzt – die anderen Touristen und ihr türkischer Reiseleiter übrigens ebenso. Aber das Ziel war erreicht. Die drei flohen sofort.

Stillleben mit Hundehütte. Foto: KW.

Leider trafen wir das Dreigestirn mit Foto wieder in der zweiten Grabung beim Artemistempel. Doch als sie mich sahen, verzogen sie sich – genauso genervt wie ich es war – und machten ihre Fotos anderswo. Dafür sprach mich ein Gruppenmitglied an. Es seien halt Mädels. Da dürfe man nicht so streng sein. Ich sah die Sache anders und sagte es ihm auch.

Ein hilfloser Versuch, mit Dummheit umzugehen. Foto: KW.

Dummheit gibt es überall. Menschen neigen dazu, Sachen zu zerstören, weil sie kurzsichtig und blöd sind, und weil sie sich selbst zu wichtig nehmen. Jeder einzelne von uns, der nicht ganz so dumm ist, hat die Wahl, ob er aus Bequemlichkeit die Dummheit anderer dulden will oder sich wehrt.

Zeugnisse der Dummheit am Artemistempel. Foto: KW.

Wenn wir uns nicht wehren, machen dumme Menschen ohne mit der Wimper zu zucken unser Menschheitserbe kaputt. Aber derjenige, der nichts unternommen hat, ist daran genauso schuld wie derjenige, der die Zerstörung vollbracht hat. Freunde machte ich mir mit meinem Vortrag nicht. Der schon etwas ältere Österreicher zog ab. Und die drei Grazien riefen ein „Jetzt haben wir genug Fotos!“ und verließen das Feld. Zwei Säulen erkletternde Kinder lösten sie ab. Nun ja, antike Ruinen scheinen einiges auszuhalten …

Blick auf den Artemistempel von oben. Foto: KW.

Wir jedenfalls genossen den wundervollen Blick auf den Artemistempel.

Säulenkapitell. Foto: UK.

Wie groß er ist, wird einem eigentlich erst so richtig klar, wenn man sich neben eines der Säulenkapitelle stellt. Immerhin gehört dieser Tempel zu den vier größten Tempeln Kleinasiens. Ende des 4. Jh. wurde mit seinem Bau begonnen, im 2. Jh. gab es eine weitere Phase der Aktivität, doch fertig war der Tempel damit immer noch nicht. Unter Antoninus Pius wurde weitergebaut, da die vergöttlichte Faustina mit Artemis hier verehrt werden sollte.

Artemistempel, im Hintergrund Tmolosgebirge. Foto: KW.

Wunderschön ist im Hintergrund das Tmolosgebirge zu sehen, von dem einst das Gold kam, das den lydischen Königen ihren unglaublichen Reichtum bescherte.

Paktolos. Foto: KW.

Nahe beim Artemistempel vorbei fließt der Paktolos. Und es war schon ein erhebendes Gefühl, dort völlig allein durch den Schlamm zu stampfen und von dem ungeheuren Goldfund zu träumen (den man sowieso weder ausführen noch behalten hätte dürfen).

Wir fuhren wieder zurück. Es war zu heiß, um noch mehr anzusehen. Natürlich hatten wir überlegt, Usak zu besuchen. Immerhin ist in dieser hierzulande völlig unbekannten Stadt ein Teil des großen Erbes der Menschheit untergebracht, der so genannte Karun Schatz. Bekannt geworden ist er, weil einige Jahre lang im Metropolitan Museum of Art Hunderttausende von Menschen ihn angesehen haben. Nun liegt er nach der Rückgabe in einer kleinen Stadt, die vom abgelegenen Sardeis noch einmal 133 Kilometer in Richtung Landesinneres entfernt ist. Google Map hatte uns verraten, dass wir auf diesen Straßen wohl mit einer Fahrzeit von 2 Stunden und 8 Minuten rechnen müssten. Zurück wären das dann bis Foca zwischen 4 und 5 Stunden gewesen. Wir beschlossen, dass dies selbst die schönsten goldenen Schätze nicht wert seien, auch wenn nach der Aufklärung des Diebstahls von 2006 alle Objekte wieder im Museum zu sehen sein sollen. Auch darüber berichtete die MünzenWoche.

Samstag, 27. April 2013
Nach einem ruhigen Abend und einem mittelmäßigen Abendessen in einem Fischrestaurant am kleinen Hafen genossen wir einen Ruhetag, sprich wir fuhren keine Hunderte von Kilometern, sondern besichtigten die Sehenswürdigkeiten unseres Aufenthaltsorts Foca.

Bucht von Foca. Foto: KW.

Phokaia soll im 8. Jh. v. Chr. gegründet worden sein. Ob es seinen Namen nach Phokern trägt, die es unter athenischer Führung besiedelten, wie Pausanias überliefert, oder ob sein Name eher von dem griechischen Wort für Robbe (= Phoka) stammt, muss dahingestellt bleiben.

Stadtwappen. Foto: KW.

Jedenfalls beherrscht die Robbe auch heute noch das Stadtbild von Phokaia. Sei es im Stadtwappen …

Detail an einem öffentlichen Gebäude. Foto: KW.

… als kleines Detail an einem öffentlichen Gebäude …

Statue. Foto: KW.

… oder als Statue von zweifelhaftem künstlerischen Wert an der Strandpromenade. Robben sind im Stadtbild allgegenwärtig. Was übrigens nicht daran liegt, dass man in Foca das antike Erbe so zu schätzen wüsste, sondern daran, dass sich hier eine der letzten Kolonien der seltenen Mittelmeer-Mönchsrobbe befindet. Das Betreten ihrer Kolonie auf den Sirenen-Inseln ist zwar verboten, nichtsdestotrotz werden in Foca höchst lukrative Fahrten mit dem Ausflugsboot offeriert, bei denen man einen Blick auf die scheuen Tiere werfen können soll. Man liest, dass derzeit von ihnen nur noch 350 bis 450 Individuen existieren, was die Mittelmeer-Mönchsrobbe zu einer der seltensten Säugetierarten des Mittelmeers macht.

Phokaia. Hekte, ca. 625-622. Lanz 151 (2011), 471.

Wir ersparten uns das. Schließlich haben wir als Münzfreunde schon Hunderte von Robben auf den Prägungen der Stadt Phokaia gesehen.

Phokaia. Hekte, ca. 520-500. Lanz 149 (2010), 196.

Darunter eine, die das Bild der drei spielenden Robben wesentlich besser umsetzte als die Statue an der Strandpromenade. Aber zurück zum Thema.
Die Männer aus Phokaia fuhren auf ihren Schiffen bis ans Ende der damals bekannten Welt. Herodot schreibt darüber, dass sie bis nach Spanien gekommen seien und den dortigen König derart beeindruckt hätten, dass er sie bat, in seinem Land zu siedeln. Alalia auf Korsika, Emporiai und Rhoda in Spanien und vor allem Massalia, Vorgänger des heutigen Marseille, sollen von phokäischen Kolonisten gegründet worden sein.
Phokaia wurde von griechischen Autoren immer wieder zum großen Kämpfer gegen die Perser stilisiert: Die Bewohner hätten ihre Stadt lieber verlassen, als sich unter das persische Joch zu beugen. Nun ja, ein paar mögen in die Kolonien geflohen sein, aber es waren immer noch genügend Bürger für eine Teilnahme am Ionischen Aufstand vorhanden. Unter dem Kommando eines Mannes aus Phokaia wurde die Flotte der ionischen Städte besiegt. Phokaia überlebte die Niederlage. Es blieb sogar so wohlhabend, dass es nach seinem Beitritt zum Delisch-Attischen Seebund zwei Talente im Jahr Beitrag zahlen konnte.

Phokaia. Hekte, 327. Künker 182 (2011), 298.

Für den Numismatiker ist Phokaia vor allem deshalb interessant, weil für diese Stadt der einzige epigraphische Nachweis für eine Münzunion, nämlich der mit Mytilene, existiert. Dort hatte man eine Stele gefunden, die erst um 400 v. Chr. errichtet wurde, deren Text aber Verhältnisse fixiert, die schon seit dem Ende des 6. Jh. bestanden. Genau legt diese Inschrift fest, in welchem Rhythmus Mytilene und Phokaia prägen sollten, und vor allem in welcher Legierung. Der größte Teil des Textes beschäftigt sich mit den Kontrollmechanismen und Strafen, die einen Missbrauch verhindern sollten. (Vielleicht hätte sich die EU diesen Vertrag etwas genauer ansehen sollen, ehe sie die Bestimmungen ihrer Währungsunion festlegte).

Reste des griechischen Theaters. Foto: KW.

Nun, für die Bedeutung, die Phokaia einst hatte, sind die archäologischen Überreste eher spärlich zu nennen. Etwas außerhalb der Innenstadt gibt es ein griechisches Theater.

Kybele-Heiligtum. Foto: KW.

In der genuesischen Festung sollen zwei Kultnischen für Kybele erhalten sein.

Taskule. Foto: KW.

Und etwas außerhalb der Stadt liegt ein monumentales, aus dem anstehenden Fels herausgearbeitetes Steingrab, das als Taskule bezeichnet wird.

Hafen von Foca, im Hintergrund die genuesische Festung. Foto: KW.

Dafür gibt es in der sehr touristischen Stadt sogar eine (offene) Fremdenverkehrsinformation, in der wir einen ausführlichen Stadtplan mit historischen Erläuterungen erhielten, dazu Informationen über das nahe gelegene Izmir sowie eine 47 Seiten starke Abhandlung über die „Ereignisse von 1915“, geschrieben von einem Herrn Professor Doktor, gedruckt auf Kosten des türkischen Kultur- und Tourismusministers. Anscheinend möchte die türkische Regierung ihre Sicht der Armenienfrage allen ausländischen Touristen klarmachen(, von denen der größte Teil vorher sicher noch nicht einmal wusste, dass es eine Armenienfrage gibt). Bei uns in Deutschland gibt es eine Redensart dafür: Getroffene Hunde bellen.

Wie auch immer, wir schlossen unseren Abend friedlich auf unserem Balkon im Hotel Erguvan ab. Zwischen uns stand eine sich leerende Flasche Wein vom Weinberg des Hausherren. Seine Frau hatte sie uns als freundliche Gabe auf einem hübschen Tablett mit ein paar Nüssen auf den Balkon gebracht. Die Sonne versank, die Mauersegler zogen sich zurück, die Mücken kamen, wir beschlossen, dass es für diesen Tag genug sein sollte.

Der nächste Teil unseres numismatischen Tagebuchs behandelt eine Stadt, die wohl jeder Bewohner des Erdballs kennt und mindestens schon einmal besucht hat, jedenfalls nach der Menge der Touristen zu schließen, die sich dort herumtreibt: Wir fahren weiter nach Ephesos.

Alle Teile der Serie „Türkischer Frühling“ finden Sie hier.