Münzensammler für Köln

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Spendenaufruf zur Rettung numismatisch wertvoller Manuskripte

20. Mai 2010 – Wer könnte je die schrecklichen Bilder vergessen, als am 3. März 2009 das Kölner Stadtarchiv einstürzte. Es handelte sich um das größte städtische Archiv nördlich der Alpen mit rund 65.000 wertvollen Urkunden und Dokumenten – vom Jahr 922 bis in die Gegenwart. 27 Regalkilometer von Aktenkisten lagen nun im Schutt.

Das Stadtarchiv von Köln kurz nach dem Einsturz. Foto: Frank Domahs / Wikipedia.

Die kostbaren Archivalien wurden von herabstürzenden Gebäudeteilen getroffen, vom Betonstaub verklebt, von Löschwasser durchnäßt, kurz anfänglich konnte sich niemand mehr vorstellen, daß noch irgendetwas zu retten sein würde.

Hunderte von Archivaren aus der ganzen Welt kamen spontan nach Köln, um bei der Bergung der Manuskripte zu helfen.

Nun, ein Jahr später wissen wir, daß immerhin 85 % der Archivalien geborgen werden konnten. Natürlich sind sie so nicht benutzbar. Sie warten derzeit auf ihre Restaurierung. Jahrzehnte werden dafür notwendig sein, mehrere Hundert Millionen Euro wird die Wiederherstellung der Materialien verschlingen, ehe Wissenschaftler wieder Zugang haben zu diesem Menschheitserbe.

Die numismatischen Bestände von Köln
Das Kölner Archiv ist für die Numismatik von größter Bedeutung. Hier werden zahlreiche spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Münzwardeinbücher aufbewahrt, in denen u. a. die jeweils kursierenden Münzen mit den ihnen zugeschriebenen Werten verzeichnet sind. Dies ist nicht nur für Köln wichtig, sondern auch für die Umgebung, da die Kölner Münzwardeine seit dem 16. Jahrhundert auch Funktionen für den Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis wahrnahmen.
Nicht allein der Handel machte eine Münzaufsicht erforderlich, sondern auch die in Köln im Vergleich zu anderen Städten sehr früh, nämlich seit dem 12. Jahrhundert, ausgebildete Schriftlichkeit von Verwaltung und Rechtsgeschäften der Bürger untereinander. Überall, wo beispielsweise Kaufpreise von Immobilien, Verzinsungen oder Renten schriftlich registriert und damit über die Ebene eines direkt abgewickelten Geschäfts zwischen zwei Personen hinaus gehoben wurden, war die Frage nach der Berechnung des Werts der dort angegebenen Geldsummen auch im offiziellen Interesse, nämlich im Falle eines vor einem Gericht ausgetragenen Rechtsstreits, bei dem die Registrierung als Beweismittel diente.
So ist es nicht verwunderlich, wenn sich in den Altbeständen des Historischen Archivs zahlreiche münzgeschichtliche Quellen von hohem Rang finden. Allein der Bestand „90“ (Handel) enthält mehr als 100 Akten und Amtsbücher aus dem Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit, die direkt dem Münzwesen gewidmet sind. Insgesamt umfaßt dieser Bestand jedoch über 40 Regalmeter, die einen detaillierten Einblick in den internationalen Geldverkehr dieser Zeit bieten, genauso wie die Hansebestände (Bestände 80 bis 84) mit zahlreichen Quellen zum europäischen Fernhandel. Der Bestand 14 (Edikte) beinhaltet zahlreiche Verordnungen zum Münzwesen. Es ist müßig, die Aufzählung an dieser Stelle fortzusetzen, denn weitere Hinweise würden fast das gesamt ältere Archivgut betreffen, spielen die Themen Geld, Umrechnung von Währungen und Münzwesen doch in fast jeden Lebensbereich eine mehr oder weniger wichtige Rolle.

Bizarr verformtes Buch aus dem 15. Jahrhundert.

Wie fast alle anderen Bestände auch, wurden die münzgeschichtlichen Quellen durch den Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln am 3. März 2009 stark in Mitleidenschaft gezogen. Zwar konnten bislang ca. 85% der Archivalien geborgen werden, jedoch sind die meisten von ihnen stark beschädigt und können daher auf Jahre und Jahrzehnte hinaus nicht im Original eingesehen werden. Neben mechanischen Schäden wie Deformation, Zerfetzen oder Zerreißen sind Wasserschäden und in deren Gefolge Schimmelbefall aufgetreten, und selbst dort, wo der Schaden äußerlich gering erscheinen mag, ist das gesamt Archivgut mit feinem Betonstaub überzogen, der Blatt für Blatt entfernt werden muß. Das alles erfordert Jahrzehnte und mehrere 100 Millionen Euro.

Münzensammler als die wahren Schützer von Kulturgütern!
Hunderte von numismatischen und wirtschaftgeschichtlichen Quellen liegen in Köln, die sicher nicht auf der Prioritätenliste für eine Förderung der Restaurierung stehen. Damit droht die Geschichte unterzugehen, die uns Münzensammler interessiert. Die Forschung ist behindert durch die enormen Beschädigungen, die eine vernünftige Benutzung der Kölner Quellen auf Jahrzehnte hinaus unmöglich macht.
Zeigen wir Münzensammler doch, wem Kulturgüterschutz wirklich am Herzen liegt! Das Unglück von Köln ist eine Chance für jeden verantwortungsvollen Münzensammler zu zeigen, daß wir ein Herz nicht nur für die eigene Sammlung, sondern auch für die Schätze der Öffentlichkeit haben! Gerade in der aktuellen Kulturgüterdiskussion ist eine entschiedene und großzügige Hilfe wichtig! Denn wir Sammler sind bereit, die Verantwortung für unsere gemeinsame Vergangenheit zu übernehmen!

Ein Kölner Münzwardein-Buch – Kosten der Restaurierung: 2.500 Euro
Wenn viele mitmachen, kann Großes erreicht werden. So sind zum Beispiel nur 2.500 Euro erforderlich, um ein wertvolles Zeugnis vom Anfang der frühen Neuzeit der Münzprägung zu retten.

Die Überreste eines Kölner Münzwardein-Buchs aus dem 15. Jahrhundert.

Es handelt sich um ein Kölner Münzwardein-Buch aus dem 15. Jahrhundert mit einem mittleren Restaurierungsbedarf (Best. 90, Nr. 959). Mitte des 15. Jahrhundert holte der Rat der Stadt Köln gutachterliche Stellungnahmen zum Wert der Mark Silber sowie der Schillinge ein, wobei durchaus verschiedene Ansichten zu aktuellen und früheren Gebräuchen geäußert wurden. Ähnliche Probleme stellten sich für andere Münzsorten und natürlich für auswärtiges Geld aller Art. Diese Handel und Rechtssicherheit gefährdende Unsicherheit über den Wert, die Wechselkurse und die Gliederung des Geldes stellt den Hintergrund für Entstehung des vorliegenden normierenden Wardeinsbuches im späteren 15. Jahrhundert dar, obgleich auch schon frühere Bemühungen um die auch regionale Ordnung des Münzwesens nachweisbar sind.
Bei dem Buch handelt es sich um eine typische Gebrauchshandschrift auf Papier, bei der es weniger um eine repräsentative Gestaltung, als um den praktischen Gebrauch ging. Genau das macht aber den historischen Wert aus, denn das Buch gewährt unmittelbaren Einblick in die Probleme und Arbeitsweisen eines Amtsträgers, dessen tägliches Geschäft die Kontrolle und Überwachung von Münzen aller Art war.

Abbildung eines Schmelzofens, davor ein Tisch mit dem speisenden Meister und seinem Lehrling.

Dem entsprechend sind seitenweise Aufstellungen über verschiedene Geldsorten enthalten, mit Angaben zum Metallgehalt, zu Scheidemünzen, zu Herstellungstechniken und zu äußeren Merkmalen. Ebenso sind Herstellungstechniken und –gerätschaften beschrieben. Zum Teil finden sich auch Federzeichnungen etwa der genutzten Öfen. Auf Blatt 53 ist beispielsweise ein Scheideofen zu sehen. Im Vordergrund speist ein Münzmeister an einem Tisch, neben ihm steht ein Münzlehrling.
Nach dem Einsturz des Archivs ist der Einband deutlich deformiert. Der Einbandrücken und beide Pappdeckel sind mehrfach gebrochen. Das Bezugspapier weist Fehlstellen und zahlreiche Risse auf. Durch die Deformierungen wird die Mechanik, also das Öffnen und Schließen, des Einbandes beeinträchtigt. Die Heftung ist stellenweise gebrochen und der Buchblock leicht deformiert. An den Blattkanten finden sich Fehlstellen, Risse und Knicke. Innerhalb des Buchblocks befinden sich kleine Steine, Dreck und Sand.
Schon zur Behebung dieser insgesamt im Vergleich mit anderen Archivalien nur mittelschweren Beschädigung sind ca. 2.500 Euro erforderlich. Reinigung, Glättung, Schließung von Rissen und Neubindung sind in aufwändiger Handarbeit zu leisten.

Jeder kann helfen!
Helfen Sie mit, diese und weitere numismatische Quellen zu retten, indem Sie einen Teil der Kosten spenden. Dr. Max Plassmann vom Historischen Archiv Köln hat uns zugesagt, daß jedes mit den Mitteln von Münzensammlern restaurierte Stück in alle Zukunft mit der Bemerkung versehen wird „Restauriert mit Hilfe von Mitteln aus der Aktion „Münzensammler für Köln“.

Das Spendenkonto lautet:

Kontoinhaber: Freunde des Historischen Archivs der Stadt Köln e.V.
Konto-Nr.:     19 00 45 89 59
BLZ:     370 501 98
IBAN:     DE64 3705 0198 1900 4589 59
SWIFT-BIC:    COLSDE33
Sparkasse KölnBonn

Bitte geben Sie unbedingt als Verwendungszweck das Stichwort „Patenschaft Münzwardeinbuch“ an, so wird gesichert, daß Ihre Spende zweckgebunden eingesetzt wird.

Wer eine größere Spende machen möchte, um ein „eigenes“ Dokument zu retten, findet auf der Website www.historischesarchivkoeln.de detaillierte Informationen zu den Restaurierungspatenschaften. Dort stellt das Historische Archiv der Stadt Köln einzelne Objekte vor, die es mit Hilfe von Paten restaurieren lassen möchte. Sie können sich aber auch direkt mit den Ansprechpartnern im Historischen Archiv Köln in Verbindung setzen.
Dr. Max Plassmann: Tel: 0221/221-22330
Rebecka Thalmann: Tel: 0221/221-24617
Selbstverständlich sind alle Spenden steuerlich absetzbar.