Jahrestagung des Verbands der deutschen Münzenhändler in Solingen

[bsa_pro_ad_space id=4]

von Helmut Caspar

3. Juli 2014 – Hervorragend von den Händlerkollegen in Nordrhein-Westfalen organisiert und von einem interessanten Rahmenprogramm begleitet, fand am 14. Juni 2014 die Jahrestagung des Verbands der deutschen Münzenhändler (VddM) im Deutschen Klingenmuseum Solingen-Gräfrath statt.

Vorstandsmitglieder Susanne Benz, Ulrich Künker, Jan Tietjen und Christoph Raab (von links nach rechts) und die anderen Münzhändler wollen den VddM weiter profilieren und anstehende Probleme zügig klären. Foto: Caspar/Heinz W. Müller.

Christoph Raab, der Präsident des VddM, dankte zu Beginn den Veranstaltern für ihr Engagement und wies auf die Vorteile der ab 1. Januar 2014 geltenden und gegenüber früheren Ausgaben verbesserten Goldmünzenliste des Bundesministeriums der Finanzen hin. Sie befreit Goldmünzen der deutschen Kaiserzeit komplett von der Mehrwertsteuer und kommt damit den Interessen des Münzhandels und seiner Kunden entgegen.
Christoph Raab, Ulrich Künker, der 2. Vorsitzende des Verbandes, und weitere Tagungsteilnehmer erörterten die Probleme, die sich für den Münzhandel aus einer neuen EU-Richtlinie zum Kulturgutschutz ergeben. Sie sieht bei der Einstufung von Münzen und Medaillen als Kulturgut keine Kategorisierung mehr vor und verzichtet auch auf alle bisher geltenden Preisgrenzen.
Die Rückforderung von Objekten, die als Kulturgut eingestuft sind, durch den Staat sowie die Pflicht zur Beweisumkehr durch die Münzhändler hinsichtlich der Herkunft der Stücke und weitere Einschränkungen stellen nach Meinung des Verbandes eine unverhältnismäßige Belastung dar. Die Tagungsteilnehmer waren sich darin einig, die zuständigen Gremien in Brüssel und Berlin sollten erkennen, dass sich der Münzhandel nicht mit schützenswerten Kulturgütern von nationalem und internationalem Rang befasst, sondern mit seriell und oft in größeren Stückzahlen angebotenen Objekten, die keinen Restriktionen wie berühmte und einmalige Werke etwa der bildenden Kunst unterliegen dürfen.
Der Verband der deutschen Münzenhändler will ein Kompetenzzentrum zum Thema Kulturgutschutz einrichten und sich dazu mit der Kulturstaatsministerin Monika Grütters sowie Abgeordneten in Verbindung setzen. Außerdem denkt er daran, beim EuGH in Luxemburg einen Musterprozess vorzubereiten. Ein anderes vom VddM in München geführtes Verfahren ergab, dass Münzen nur unter bestimmten Voraussetzungen unter den Kulturgüterschutz, aber nicht generell fallen.

Im Namen der Numismatischen Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (NK) dankte deren Vorsitzender Dietrich Klose dem VddM für vielfältige Unterstützung. Auf ihrer jüngsten Tagung in Bremen hat die NK ihre Reihen durch Umwandlung nicht stimmberechtigter Mitgliedschaften in ordentliche Mitgliedschaften erweitert und gestärkt.
Der VddM ist jetzt in der NK durch die Frankfurter Münzhändler Christoph Raab und Christian Stoess vertreten. Zu den aktuellen Vorhaben der NK gehören die Förderung des numismatischen Nachwuchses durch Gewährung von Stipendien sowie die weitere Erforschung der modernen Medaillenkunst im Rahmen der Gitta-Kastner-Stiftung. Die Kommission will laut Klose ihre Internetpräsenz verbessern und baut ihren digitalen Fundkatalog aus. Im Druck ist eine vierbändige Edition der deutschen Münzen in den ausländischen Funden des 10./11. Jahrhunderts in den Siedlungsgebieten der Wikinger und Slawen rund um die Ostsee.

Auch die Deutsche Numismatische Gesellschaft (DNG) will als Dachorganisation der vielen Münzvereine nach Worten ihres Präsidenten Kristian Nicol Worbs ihren Internetauftritt ausbauen und arbeitet jetzt als Vollmitglied in der Numismatischen Kommission mit. Dort will sie die Belange der Münzsammler vertreten und die Verbindung zwischen ihnen und der wissenschaftlichen Numismatik stärken. Gedacht wird auch daran, den Vertrieb des Numismatischen Nachrichtenblatts über den Münzhandel auszubauen.

Als Gast der Tagung sprach der vereidigte Münzsachverständige Arne Kirsch über das nach wie vor aktuelle Thema der Münzfälschungen und erwähnte dabei ausgeklügelte Methoden zur Beantwortung der Frage „Echt oder falsch?“. Er plädierte für einen verstärkten nationalen und internationalen Informationsaustausch zwischen den betroffenen Institutionen über auftauchende, aber auch ältere Fälschungen. Wichtig sei die verstärkte Nutzung zweifelsfreier Originale in den Münzkabinetten als Vergleichsstücke sowie die Einbeziehung der Sammler, die häufig über ein hervorragendes Spezialwissen verfügen, das nicht weiter brachliegen sollte.

Die nächste Jahrestagung wird im Juni 2015 im Glottertal bei Freiburg i. B. stattfinden.
Die Münzhändler und ihre Familienmitglieder hatten Gelegenheit, im Rahmen einer Exkursion Wuppertal und seine Schwebebahn sowie Schloss Burg in der Klingenstadt Solingen, die „Herzkammer des Bergischen Landes“, kennenzulernen. Der Bau war Sitz der Grafen und Herzöge von Berg von 1133 bis 1408, als die Regierung nach Düsseldorf wechselte, blieb aber Jagd- und Lustschloss, bis es am Ende des Dreißigjährigen Krieges niedergebrannt wurde. Ende 19. Jahrhundert wurde das Schloss wieder aufgebaut und brannte 1920 nochmals ab. Im Bergischen Museum auf Schloss Burg konnten die Tagungsteilnehmer einen Blick auf die lange und bewegte Geschichte und Kultur der Region werfen.

Die aus Jülich, Cleve und Berg sowie weiteren Fürstentümern der Region stammenden Münzen und Medaillen bilden ein interessantes Sammelgebiet, hier vertreten durch einen Dukaten von 1650 … Foto: Caspar/Heinz W. Müller.

Besondere Aufmerksamkeit fand dabei die Münzausstellung mit Prägungen – darunter mehrere Münzfunde sowie Medaillen auf die Vereinigungen von Pfalz-Neuburg bis zum Haus Habsburg – von Berg, Cleve und Jülich und weiteren Territorien vom Mittelalter bis zum frühen 19. Jahrhundert.

… sowie einen Ausbeutetaler von 1753 aus Wildberger Feinsilber. Foto: Caspar/Heinz W. Müller.

Nach schweren Verlusten durch einen Brand 1920 befindet sich das Münzkabinett jetzt wieder im Aufbau. In einer Neukonzeption des Museums soll versucht werden, die komplizierte Genealogie der bergischen Herrscher, die Währungsverhältnisse und Münzprägetechnik bis in die frühe Neuzeit darzustellen. Mit einer kleinen Sammlung Münzwaagen ist der Anfang gemacht.
Verbandspräsident Christoph Raab überreichte als Aufmunterung und Anerkennung ein Rechenbrett für Rechenpfennige aus dem 18. Jahrhundert.

Das Deutsche Klingenmuseum Solingen ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Der Pfau besteht ganz und gar aus großen und kleinen Scheren. Foto: Caspar/Heinz W. Müller.

Das im Solinger Ortsteil Gräfrath befindliche, in einem ehemaligen Damenstift untergebrachte Deutsche Klingenmuseum wurde während der Tagungspausen und bei einer speziellen Führung besichtigt.

Zur Internetseite des Verbands der Deutschen Münzenhändler geht es hier.

Dies ist die (noch nicht überarbeitete) Webseite der Numismatischen Kommission.

Und hier informieren Sie sich zur Deutschen Numismatischen Gesellschaft.

Und falls Sie einmal nach Solingen kommen, können Sie schon einmal im Internet schauen, was Sie im Klingenmuseum erwartet.